Die Baukunst - Die Kirchen Gross St. Martin und St. Aposteln in Köln
Programm:
Die Tempel von Karnak. |
Programm:
Vlämische Rathäuser von Rich. Graul | |
11. HEFT: DIE KIRCHEN GROSS ST. MARTIN UND ST. APOSTELN IN KÖLN
VON
WS: handschriftlich: I
MAX HASAK
WS: handschriftlich: [1899]
VERLAG VON W. SPEMANN IN BERLIN UND STUTTGART
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![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/66/Gross_St_Martin_-_Rheinsicht_Zeichnung_1899.jpg/400px-Gross_St_Martin_-_Rheinsicht_Zeichnung_1899.jpg)
DIE romanische Kunst hat heutzutage die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich gezogen, aller Orten erheben sich neue Kirchen in ihrem Formenkleide, man betrachtet sie als die eigentlich deutsche Kunst, und da sie bei uns in Deutschland im Anfang des XIII. Jahrhunderts plötzlich zu Gunsten der Gotik verlassen worden ist, ohne sich anscheinend ausgelebt zu haben, so erhofft man von ihrer Wiederaufnahme die Möglichkeit ihrer Weiterentwickelung — gar einen neuen deutschen Stil. Es lohnt daher der Mühe, eine Charakteristik dieser Kunst in kurzen Zügen zu geben, einige ihrer vorzüglichsten Meisterwerke eingehender zu betrachten, die Gründe zu untersuchen, welche in Frankreich aus ihr die Gotik entwickelt und welche die Deutschen veranlasst haben, sie nach dem Jahre 1200 plötzlich aufzugeben und sich begeistert der französischen Frühgotik zuzuwenden. Als Anfänge der romanischen Kunst können wir in den Kulturländern des Occidents diejenigen Bauten betrachten, welche nach den Stürmen der Völkerwanderung und in dem ausserrheinischen Deutschland nach seiner Bekehrung zum Christentum entstanden sind. Je nach der Art der Bauten, welche nach den verheerenden Kämpfen der Völkerwanderung in jenen Ländern noch aufrecht standen, entwickelte sich die junge Kunst in Anlehnung an das Vorhandene verschieden: Selbstverständlich trugen auch |
der Charakter, die Sitten und das Können der eingewanderten Stämme das ihre dazu bei, den baulichen Schöpfungen ganz besondere Eigentümlichkeiten aufzuprägen. Denn dass die alten Deutschen durchaus nicht mit rohen Bärenhäuten bekleidete und nur von der Jagd lebende Wilde waren, wie sie sich uns von Jugend auf durch einseitige Geschichtsschilderungen in unserer Vorstellung einnisten, das beweisen vor allem die Funde in den Grabstätten, das beweisen auch Nachrichten selbst römischer Schriftsteller. Doch sind vor dem Jahre 1000 so wenige Denkmäler erhalten, dass man erst für die Zeit nach demselben von einer eigentlich romanischen Kunst sprechen kann. Die Bezeichnung romanische Kunst hat sich nach dem Vorgange der Sprachwissenschaft gebildet, welche diejenigen Sprachen, die aus dem Lateinischen nach dem Eindringen der deutschen Völkerschaften in das alte römische Reich entstanden sind, als romanische bezeichnet. Gleich wie nun diese romanischen Sprachen sich in den einzelnen Ländern verschieden ausgestaltet hatten, so auch die Baukunst. In Frankreich hatte die späte Römerherrschaft — das bas empire, wie sie die Franzosen nennen — eine provinziale, meistens ziemlich verrohte Kunst hinterlassen. Je dichter diese spätrömischen Denkmäler gestanden hatten, wie in der Provence, im | |
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Languedoc und in Burgund, und je mehr davon erhalten waren, desto mehr beeinflussten sie die neu werdende Kunst. Dagegen tritt nur in Gebieten, welche weniger alte Ueberreste enthielten, wie die Normandie oder die Rheingegenden eine selbstständigere Bauweise entgegen. Zu den einheimischen Einflüssen spätrömischer Kunst traten fremde, italienische und besonders byzantinische. In Byzanz wie in Italien hatte sich nach dem Siege des Christentums aus den Ausgängen der antiken Kunst eine neue Kunst entwickelt, die altchristliche. In zwei grosse Aeste gespalten, den byzantinischen Gewölbebau und den italienisch-römischen Basilikenbau mit hölzernen Decken, verpflanzte sie dieses Doppelwesen auch auf die romanische Kunst. Diejenigen Gegenden, in denen Römer-Denkmäler durch den Sturm der Völkerwanderung fast ganz verschwunden waren, wie teilweise im Norden Frankreichs, am Rhein, oder Gebiete, in denen römische Bauten nie gestanden hatten, wie Sachsen, nahmen vorzugsweise den Basilikenstil mit Holzdecken auf, während sich der schwierige Gewölbebau im südlichen und westlichen Frankreich |
und in Italien behauptete, woselbst sich römische Ueberlieferungen erhalten hatten oder byzantinische Einflüsse hinzugekommen waren. So haben sich in Frankreich, Italien und Deutschland verschiedene romanische Baurichtungen oder Bauschulen herausgebildet. Während man jedoch in Frankreich eine ganze Anzahl verschiedener Schulen unterscheidet, die Schule von Aquitanien, des Limousin, der Provence, der Auvergne, Burgunds, der Ile-de-France, der Normandie, des Périgord, und des Poitou*), so besitzt Deutschland deren nur eine, welche sich die Franzosen liebenswürdigst als école des bords du Rhin hinzurechnen. Diese schliesst sich der italienisch-lombardischen an und weist nur wenige Unterarten auf. Ferner kann man behaupten, dass in Deutschland im Gegensatz zu Frankreich, in annähernder Schätzung wohl 95 pCt. aller romanischen Kirchen im Mittelschiff nicht gewölbt waren, sondern nur Holzdecken besassen, und dass höchstens die Hälfte dieser Kirchen auch in den Seitenschiffen Gewölbe aufwies. Von denjenigen Gewölben, welche man in Deutschland bisher für romanisch gehalten hat, sind die allermeisten spätere Einwölbungen in frühere ursprünglich rein romanische Kirchen, die erst nach dem Jahre 1200 in den Formen der eindringenden Frühgotik hergestellt worden sind. Wie wir ferner im Verlaufe dieser Abhandlung kurz zeigen werden, sind fast sämtliche Bauten Deutschlands, welche man bisher unter dem Namen „Uebergangsstil“ zusammengefasst hat, gar nicht die Erzeugnisse einer Stilperiode. Es sind, wie gesagt, rein romanische Bauten, die erst nach ein oder zwei Jahrhunderten, zu frühgotischer Zeit, an Stelle der Holzdecken Kreuzgewölbe erhalten haben. Die Innenräume sind bei dieser Auswölbung im Hochschiff — häufig auch in den Seitenschiffen — durch vorgeblendete Säulen und Pfeiler, welche die neuen Gewölberippen und Kappen aufnahmen, in meistens überaus reizvoller Weise ausgestattet worden. Häufig sind dabei auch neue Triforien**) eingezogen worden. All der Zauber derartiger Innenräume kommt allein auf Rechnung *) Die Franzosen schwanken selbst noch bei der Abgrenzung ihrer romanischen Schulen. Dass dieselben jünger als die deutsch-lombardische Schule seien, wird niemand behaupten wollen; damit ergiebt sich von selbst, dass man die romanische Kunst nicht als eine den Deutschen besonders gehörende oder gar in Deutschland entstandene Kunst ausgeben darf. **) Triforien nennt man die schmalen Laufgänge unter den Fenstern des Hochschiffes, welche sich in zierlichen Bogenstellungen auf Säulchen gegen das Schiff öffnen und den toten Raum in Hohe der Seitenschiffdächer beleben. | |
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westliche Querschiff und die Gewölbe des Hochschiffes, ebenso die von St. Ursula und von St. Andreas daselbst, die von Brauweiler, die Pfarrkirchen zu Linz am Rhein, zu Sinzig, St. Goar, Boppard und Bacharach, die Dome zu Limburg und Bamberg, insofern als deren Seitenschiffsmauern, bei letzterem auch teilweise die Türme und Chöre, von den vorhergegangenen romanischen Bauten stammen. Kurz, es giebt in Deutschland keinen einheimischen Uebergangstil. — Doch finden wir ausser den angeführten Bauten bei uns noch etwa ein bis zwei Dutzend des französischen Uebergangstiles, die zur Hauptsache dem burgundischen Uebergang der Cisterzienser Bauten angehören und nur zum geringen Teil dem Uebergangstil der nordfranzösischen Gegenden. Ueber diese Bauten weiter unten. — Da die Einwölbung der romanischen Kirchen also zu allermeist nicht dem romanischen Stil angehört, die romanischen Mittelschiffe in Deutschland fast gar nicht gewölbt waren, so fällt damit auch die Lehre von dem sogenannten „gebundenen System“, nach welchem das Mittelschiff romanischer Kirchen deswegen doppelt so breit als die Seitenschiffe angelegt worden sei, weil man nur quadratische Kreuzgewölbe zu romanischer Zeit hätte herstellen können. Hieraus ergäbe sich auf ein Quadrat im Mittelschiff die Anordnung von zwei Quadraten in den Seitenschiffen. Wenn viele romanische Kirchengrundrisse ein doppelt so breites Mittelschiff als die Seitenschiffe aufweisen, trotzdem dieses nicht gewölbt war, so liegt das einfach an einem Herkommen, welches den entwerfenden Baumeister auf eine ungezwungene Art und Weise des Zweifels und der Versuche überhob, wie er diese Breiten gegeneinander abstimmen sollte. Selbst in jenen Gegenden, besonders Süd- und Westfrankreichs, in denen man zu romanischer Zeit die Kirchen schon frühzeitig wölbte, wie in den damals unter englischer Herrschaft stehenden Provinzen Aquitanien, Anjou und Maine, hatten die Gewölbe fast ohne Ausnahme nicht die Form der Kreuzgewölbe, sondern waren Kuppeln oder rundbogige,*) häufig auch spitzbogige Tonnengewölbe über den Mittelschiffen und halbe Tonnengewölbe über den Seitenschiffen. So sind mit Kuppeln überwölbt, um nur einige der wichtigsten anzuführen, die Kathedralen und Kirchen zu Périgueux, Fontevrault, Cahors, Angoulême, Puy en Velay und Saint Hilaire zu Poitiers. Mit Tonnen im Mittelschiff sind überwölbt: N. Dame du Port zu Clermont, S. Étienne zu Nevers, Saint Savin bei Poitiers, S. Sernin zu Toulouse, S. Trophime zu Arles. — In der Kirche S. Philibert zu Tournus ist *) Ein Tonnengewölbe hat die Form eines halben Cylinders. |
das Mittelschiff durch eine Reihe quergelegter Tonnengewölbe überdeckt. Auch ist die Ansicht nicht aufrecht zu erhalten, dass oblonge Kreuzgewölbe sich mit Rundbögen nur schwer ausführen liessen und im Rundbogen hergestellt geringere Sicherheit und Haltbarkeit böten, als solche mit Spitzbogen hergestellte. Kreuzgewölbe mit besonderen Rippen unter den Diagonalgraten lassen sich, ob mit rundbogigen Gurten und Schildbogen oder mit spitzbogigen in ganz gleicher Weise ohne besondere Schwierigkeiten herstellen und halten in gleicher Weise; nur dass die rundbogigen einen grösseren Seitenschub ausüben. Im allgemeinen ist festzuhalten, dass die romanischen Kreuzgewölbe im Gegensatz zu den gotischen ohne Rippen hergestellt worden sind; die Rippe ist, wie wir sehen werden, grade das Charakteristische des gotischen Kreuzgewölbes, ihre Erfindung im Norden Frankreichs löst aus dem Schosse der romanischen Kunst die Gotik allmählich los. Sie ist das Hauptzersetzungsmittel, welches die romanische Kunst im Norden Frankreichs umwandelt. — In Deutschland weisen frühromanische Kreuzgewölbe Rippen nirgends auf. Wo wir in Deutschland Kreuzgewölbe mit Rippen unter den Diagonalgraten finden, können wir daher auf eine späte Zeit der Entstehung schliessen, selbst wenn keine Beweise vorlägen. Denn fast bei allen Rippengewölben in romanischen Kirchen ist ihre späte Entstehung am Bau selbst nachweisbar. Man könnte einwerfen, dies sei eine willkürliche, nicht zu beweisende Annahme und die Einteilung eine gemachte. Verfolgen wir daher den Verlauf der Umgestaltung des romanischen Stiles Nordfrankreichs bis er sich zur Frühgotik entwickelt hat. Als Grenzstein zwischen die romanische und gotische Baukunst Nordfrankreichs war man seit Franz Mertens und Viollet-le-Duc gewöhnt, den Neubau der Abteikirche von S. Denis bei Paris zu setzen, der in den Jahren 1140 (in seinen westlichen Teilen) und 1144 (der Chor) vollendet worden ist. Doch hat Viollet keineswegs behauptet, wie man ihm vorwirft*), dass mit S. Denis die Gotik fertig dem Haupte eines ersten Gotikers entsprungen sei. Er zeigte nur, dass an St. Denis zum ersten Mal ohne jedes Schwanken und Tasten die Kreuzgewölbe mit Rippen, bei durchgängiger Verwendung des Spitzbogens in Gurt- und Schildbögen, zur Anwendung gelangt sind.**) Dabei weist Viollet grade auf die unmittelbaren Vorgängerinnen von St. Denis, nämlich Notre-Dame zu Ghalons-sur-Marne und die Kathe- *) A. S.-Paul: Viollet-le-Duc et son système d’archéologie. **) Viollet-le-Duc dictionnaire raisonné de l’architecture Bd. 9, S. 503 ff. | |
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den Schiffen sind gewöhnlich von rechtwinkligem Querschnitt, schwer und nackt, manchmal von Vorsprüngen begleitet oder von vier Halbsäulen, wie im Schiff von S.-Germain des Prés zu Paris. Die Bögen über diesen Pfeilern sind ebenfalls im Querschnitt einfach viereckig, manchmal mit einem rechtwinkligen Einsatz. Die Mittelschiffe sind mit Holzdecken versehen, häufig auch die Seitenschiffe. — Dieselbe Anordnung findet man am Rhein, so sind in Köln fast sämtliche Kirchen aus jener Zeit Pfeilerbasiliken mit Holzdecken im Mittelschiff: so das Langschiff von Gross St. Martin, St. Maria im Capitol, St. Ursula (letztere mit Emporen), St. Kunibert, St. Aposteln, St. Pantaleon und St. Cäcilien. Weiter im Osten in den sächsischen Landen wiegt die Säulenbasilika vor, so St. Michael und St. Godehard zu Hildesheim, die Klosterkirchen zu Paulinzelle, Hersfeld und Hamersleben. In Deutschland fand man beim Ueberwölben der Umgänge um die runden Chöre anscheinend keine grösseren Schwierigkeiten als das Ueberwölben der Seitenschiffe bot. Denn, wo wie in St. Maria im Capitol zu Köln und in St. Godehard zu Hildesheim solche gewölbten Umgänge vorkommen, sind die rippenlosen Kreuzgewölbe in vollständig richtiger und wohlverstandener Anordnung ausgeführt. Es lag somit ein Bedürfnis zu neuen Konstruktionen anscheinend nicht vor, wohl weil die Abmessungen der Ringgewölbe klein und ihre Unteransichten verputzt waren, so dass sich ihre mangelhafte Herstellung an dem unregelmässigen Gefüge der Gewölbequadern nicht zeigte. In Nordfrankreich dagegen beginnen in den letzten Jahren vor 1100 sich schüchtern Rippen unter den Diagonalen der Kreuzgewölbe zu zeigen. Zuerst sind sie etwas gedrückte Rundbögen, später sind sie Halbkreise und bleiben es fast ausnahmslos die ganze Gotik hindurch. Diese Rippen haben die Form von runden Wulsten, seltener sind sie vierkantig. Gegen 1125 ist das Kreuzgewölbe mit Rippen fertig gelöst. Auch die Gurtbögen (d. h. die Teilungsbögen der Gewölbefelder) sind nun aus dem Rundbogen in den Spitzbogen übergegangen, bald folgen auch die Schildbögen (d. h. Wandbögen an den Aussenmauern); doch sind gesonderte Schildbögen noch selten. Die grossen Bögen unter den Hochschiffswänden waren den Gurt- und Schildbögen schon seit 1100 mit der Verwandlung in den Spitzbogen vorausgegangen. Ein Beispiel hierfür findet sich auch auf deutschem Boden in dem Münster zu Basel. Auch die Lisenen fingen an sich schwach nach unten abzutreppen und somit den Strebepfeiler vorzubereiten. Solche Beispiele bieten die Kirchen: Bellefontaine, |
Cambronne, Vauxrezis, la Noël-Saint-Martin, die Eingangshalle von St. Leu d’Esserent. Die Rippen-Kreuzgewölbe*) haben sich also über den Seitenschiffen und Chorumgängen herausgebildet, sie kommen in den Quadraten der Chorschlüsse und unter den Türmen vor. Die Hochschiffe erhielten in vielen Fällen an Stelle der Holzdecken spitzbogige Tonnengewölbe. Die halbkreisförmigen Absiden, welche bis dahin mit Halbkuppeln überdeckt waren, werden polygonal gestaltet, Rippen spannen sich unter die einspringenden Grate und laufen gegen die Spitze des abschliessenden grossen Bogens. In Deutschland finden sich solche mit Rippen verstärkten polygonalen Halbkuppeln noch in Offenbach am Glan. Daneben bleiben aber immer noch Kreuzgewölbe ohne Rippen im Gebrauch, jedoch nun in sauberster Schnittsteinherstellung. (Poissy, Vernouillet, Tracy-le-Val, die Krypta von S. Léger zu Soissons, die Templerkapelle zu Laon.) Die Rippen ihrerseits verfeinern sich allmählich. Sie werden mandelförmig oder aus drei Rundstäben gebildet, oder aus zwei Rundstäben, die durch eine kleine Kante getrennt sind. — Während sich im Innern Rippen und Spitzbogen heimisch machen, bleiben die Fenster und Thüröffnungen fast ausnahmslos rundbogig. Auch die Rundbogenfriese unter den Hauptgesimsen bestehen fort, so dass sich das Aeussere kaum verändert; nur werden die Rundbogenfenster länger und die Rundbogenfriese einfacher als zu romanischer Zeit. Es ist, als wenn die Baumeister Bedenken trugen, das gewohnte Schema im Aeussern fallen zu lassen und nur im Innern wagten, sich frei den Bedürfnissen entsprechend zu entwickeln. Dieses Verhältnis zwischen dem völlig ins Gotische veränderten Inneren und dem kaum merklich veränderten romanischen Aeusseren bleibt bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts beibehalten, besonders in Burgund, und wird von dort aus um 1200 durch die Cisterzienserbauten nach allen Ländern Westeuropas hinausgetragen; Bauten in diesem Stilcharakter finden wir in Italien, in den Klosterkirchen und Klöstern von Fossanova an der Via Appia, Casamari bei Frosinone, San Galgano, *) Man nannte die Kreuzgewölbe auf Rippen im Mittelalter richtig croisées sur arcs ogives (augives von augere, verstärken) Kreuzgewölbe mit VerstärkungsbÖgen. Als die Vorliebe für die Baukunst des Mittelalters wieder rege wurde, verstand man jedoch die mittelalterliche Sprachweise nicht und nahm das Wort croisée für das gleichlautende Wort für Fenster und glaubte, es müsste arc ogive Spitzbogen heissen; das ganze also „Spitzbogenfenster“ statt „Kreuzgewölbe mit Verstärkungsgurten“. So ist das heutige französische Wort arc ogive für Spitzbogen entstanden! Man bemüht sich, nachdem dieses Missverständnis schon um 1850 durch Lassus und Quicherat erkannt worden ist, arc brisé oder arc en tiers-point einzuführen. | |
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fünf Meilen von Siena in den toskanischen Maremmen, Santa Maria d’Arbona bei Chieti, San Martino bei Viterbo, Valvisciolo bei Sermoneta und Anderen.*) In Deutschland: zu Maulbornn in Württemberg das Mönchsrefectorium, die Kirchen in Otterberg und Enkebach in der Pfalz, die Ramersdorfer Kapelle zu Bonn, das Mittelschiff des Bamberger Domes, der Ostchor des Trierer Domes und andere. Von diesen Bauten, welche den französischen „Uebergangstil“, und zwar hauptsächlich den Burgundischen, mit Anwendung des Spitzbogens im Innern, aufweisen, muss man wohl unterscheiden diejenigen, welche die Frühgotik im „Rundbogenstil“ wiedergeben. Die Hauptvertreter dieser merkwürdigen Richtung sind der Dom zu Trient, begonnen 1212, die Schlafsäle und Refektorien an St. Matthias zu Trier, die Sakristei und der Kapitelsaal zu Rommersdorf bei Neuwied, in etwas auch Haisterbach und das Schiff des Bonner Münsters, von seinen Gewölben abgesehen. Diese Baumeister zeichnen reine Frühgotik in allen Profilen, dem Laubwerk (zur Hauptsache in französischen Hörnern an den Kapitellen bestehend) in den Gewölben, Säulen u. s. w., aber sie vermeiden ängstlich mit unerschütterlicher Folgerichtigkeit jedweden Spitzbogen. Man erhält beim Durchwandeln dieser Bauwerke den Eindruck, als seien ihre Baumeister erbitterte Gegner des Spitzbogens gewesen. Sie haben zwar in Frankreich die frühgotische Schule genossen, sie zeichnen auch weder romanische Einzelformen noch romanische Gesamtanlagen, es ist alles frühgothisch, was sie zeichnen, aber unter Ausschluss jedweden Spitzbogens selbst im Inneren, während in Frankreich doch gerade die Verdrängung des Rundbogens durch den Spitzbogen im Innern begonnen hatte. Der Zeit nach steht diese rundbogige Gruppe den vorgenannten innen spitzbogigen Uebergangsbauten übrigens gleich. Ja die Bauten an St. Matthias in Trier sind vielleicht drei Jahrzehnte später entstanden. In ihren Einzelheiten sind sie mindestens mit denen der Liebfrauenkirche daselbst gleich alt. Vom Dom zu Trient kennen wir die Jahreszahl des Baubeginnes 1212**) aus der noch vorhandenen Bauinschrift aussen zwischen Kreuzschiff und Chor. Als ein Gegenstück zu jener frühgotischen Gruppe, welche hartnäckig den alten romanischen Rundbogen beibehält, zeigen uns der Dom zu Limburg und die *) Siehe: Enlart, origines françaises de l’architecture gothique en Italie. **) Anno Dmi MCCXII . . . hujus Ecclesie opus incepit et construxit Magister Adam de Arognio Cumanae Dioceseos et circuitum ipse, sui filii, inde sui Aplatici cum appendiciis ..... fabricarunt. Cujus et suae prolis hic subtus sepulcrum manet. |
Kirche zu Gelnhausen Baumeister, welche das Ornament und die Profile frühgotisch bilden, auch gegen den Spitzbogen keinerlei Abneigung haben, dagegen den äusseren romanischen Aufbau strengstens beibehalten. Die Baumeister beider Richtungen haben die Frühgotik erlernt, sie zeichnen frühgotische Simse und ihr Laubwerk, die einen aber behalten den Rundbogen bei, die andern die romanischen Umrisse der Aufbauten. Dabei haben die Meister von Gelnhausen und Trient so früh ihre Kunst erlernt, dass die äusseren Fenster dem französischen Uebergangstil gemäss noch Rundbogenfenster sind, während Limburg, welches 1235 geweiht wird, die Uebergangsgepflogenheit schon abgestreift hat und auch im Aeusseren fast durchweg den Spitzbogen aufweist. Wir müssen noch einen Blick auf das Laubwerk werfen, wie sich dieses während jener Entwicklungszeit in Nord-Frankreich verhalten hat. Anfangs sind die Kapitelle nur mit flachen geometrischen Ornamenten verziert, aber im ersten Viertel des XII. Jahrhunderts treten zum ersten Male die Pflanzenblätter auf, anfangs die einfachsten Arten: die Wasserblätter und die Arums. Gegen 1130 erfolgt eine Art Rückschlag, das Akanthusblatt, welches schon vorher hin und wieder in sehr schüchterner Weise nachgeahmt worden war, tritt in der kühnsten und reichsten Ausführung auf. Das Akanthusblatt wird dabei mit einer Vollendung und einem Liebreiz dargestellt, ohne genaue Kopie spätrömischer Ueberreste zu sein, dass man oft die besten Erzeugnisse italienischer Frührenaissance zu sehen glaubt, so besonders an den Kragsteinen unter den bekannten mumienhaften Figuren an der Westansicht der Kathedrale zu Chartres; die Kapitelle von S. Laumer zu Blois geben ein Beispiel eines hochvollendeten und doch nicht antiken Umrisses. Auch die Akanthusranke wird meisterhaft verwendet, so an Thürfüllungen der Westansicht von S. Denis und an der Kathedrale zu Bourges. Dann aber, gegen Mitte des XII. Jahrhunderts, hört diese kurze Herrschaft des Akanthusblattes auf, die Pflanzen des Landes setzen sich in immer reicheren Blattformen an seine Stelle, in einer saftigen Frische und in einer Ueppigkeit und Klarheit, dass sie mit dem späteren, rein frühgotischen Naturlaub um die Palme ringen. In Deutschland herrscht in der frühen Zeit das glatte Würfelkapitell und erhält sich an vielen Bauten w. z. B. den Kölner Kirchen S. Martin und S. Aposteln bis gegen Ende des XIII. Jahrhunderts. Wo Laubwerk auftritt, ist es jenes bekannte an maurische Formen erinnernde Rankenwerk mit schematischen Blättchen, das am Rhein fast ausnahmslos wenig schön gehandhabt wird. S. Andreas zu Köln macht eine rühmliche Ausnahme. | |
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Einzelformen auf. Diese können nicht aus den Zeiten des Erzbischofs Warinus stammen, wohl aber die grossen Bogenstellungen im Schiff der Kirche, an welche der Chorbau nachträglich angebaut ist. Allerdings sind auch die Basen dieser grossen Rundbogenstellungen dieselben wie die in den Conchen, aber diese Basen sind sicherlich erst zu der Zeit angebracht worden, als man die Choranlage anfügte. Bei dem Bau dieser neuen Choranlage hat man die Seitenschiffe mit romanischen Kreuzgewölben überwölbt und, um für die Gurtbögen das nötige Auflager zu gewinnen, Halbsäulen mit Würfelkapitellen an die grossen Schiffspfeiler wie an die Aussenwände angesetzt. Die Kirche des Erzbischofs Bruno oder Warinus hatte also wahrscheinlich Holzdecken in allen drei Schiffen und einen weniger weit nach Osten hinausgerückten Chor. Die nächste Baunachricht meldet, dass der heil. Anno, Erzbischof von Köln, der erste strenge Erzieher Heinrichs IV., der Kirche des heil. Martin zwei Türme hinzugefügt hat [habito consilio duas turres, a fronte Sanctuarii consurgentes in aerem suberigi praecepit, laudem meritumque viduae duo minuta offerentis procul dubio obtinens].*) Diese Türme sind nicht mehr vorhanden. Sie müssen neben der Vorhalle gestanden haben, der Unterbau des südlichen ist anscheinend heut noch im Treppenhause zur Orgelbühne erhalten. Der nördliche scheint erst abgebrochen worden zu sein, als die frühgotische Vorhalle erbaut wurde und das Hochschiff seine Gewölbe erhielt, denn auch das Gewölbe des letzten Seitenschiffsjoches ruht auf frühgotischen Säulen und ist um die (Treppen-) Turmbreite länger als die übrigen Kreuzgewölbe. 1149 brennt dann die Kirche bei einem grossen Stadtbrande ab.**) 1172 wird sie durch Erzbischof Philipp I. von Heinsberg feierlich eingeweiht.***) Dass dieser Neubau nichts Anderes sein kann, als der heut noch erhaltene Dreiconchenbau mit seinem riesigen Vierungsturm macht folgendes wahrscheinlich. Das Benediktinerkloster Gross S. Martin war reich begütert. Als sein Gotteshaus abbrannte, wird es sicher sofort zu einem würdigen Neubau geschritten sein. Wenn dieser von 1149 bis 1172 gedauert hat, so muss es sich schon um eine bedeutende Bauunternehmung gehandelt haben, denn es ist nicht anzunehmen, dass — da der Erzbischof von Köln zur Einweihung verhältnismässig leicht zu *) Surius IV. 145 nach Dittges, Grss. S. Martin in Köln. **) Ennen und Eckertz, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln. Was in Lotz, Kunst-Topographie Deutschlands, an Zeitbestimmungen für jene Zeit gegeben ist, muss mit Vorsicht benutzt werden. ***) Nach Kessel, Antiquitates Monasterii s. Martini majoris Coloniensis S. 98 befand sich früher folgende Inschrift in der Kirche: „Consecratum est hoc oratorium a.0 1172. Id. Maii.“ |
haben war — dieselbe erst lange nach Fertigstellung des Baues stattgefunden haben sollte. Aber die Mönche mussten einen Raum für die Abhaltung des Gottesdienstes während so langer Jahre haben. Der Brand der Kirche wird die Dächer und die Holzteile vernichtet und die Anno’schen Türmchen dem Einsturz nahe gebracht haben. Zuvörderst hat man daher Dach und Decken schleunigst wieder hergestellt, um einen gottesdienstlichen Raum zu besitzen. Dann aber ist ostwärts vom alten Chor die neue Dreiconchenanlage begonnen worden. Der Rhein war indessen seit Tilmon weit zurückgetreten, die Insel hatte sich der Stadt angegliedert. So führte man auf dem neuen Rheinstrande, welcher tief unten lag, auf riesigem Unterbau die neue Choranlage mit ihrem gewaltigen Vierungsturme auf. Dann zogen die Mönche in den neuen Chorbau, die alte Apsis mit der Chorwand wurde abgebrochen und nun auch die Seitenschiffe mit Kreuzgewölben überwölbt. Dabei wurden sie mit romanischen Halbsäulen versehen und deren Basen auch den alten Pfeilern der Kirche des Erzbischofs Warinus umgelegt. Nur so erklärt sich im romanischen Langschiff der plötzliche Wechsel in der Bogenstellung und in sämtlichen Höhenmassen. Bei einem Bau aus einem Gusse würde kein Baumeister auf solche unbegründete und unschöne Anstückelung verfallen sein. Nur so erklärt sich aber auch die lange Bauzeit. — Aus späterer Zeit ist eine Urkunde vorhanden, in welcher ein Abt Symon (1206—1211) bekundet, dass ein Magister Rudengerus ein Haus zu Seelenmessen für sich und seine beiden Frauen dem Kloster vermacht habe.*) *) Ennen und Eckertz, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln. Bd. II, S. 40. „Symon dei gratia abbas ecclesie beati Martini. Notum esse uolumus tam posteris quam presentibus quod Rudengerus bone memorie confrater noster quandam domum secus renum in area ecclesie ante cellarium sitam XVIII solidos annuatim persoluentem ecclesie nostre pro remedio anime sue et uxorum suarum Atzele scilicet et Petronille quam plurium testimonio delegauit ea conditione, ut in anniuersario suo VI sol. eiusdem census fratribus deseruiant, in anniuersario prioris uxoris Atzele IIII, in anniuersario Petronille II, in dedicatione ecclesie V sol. et VI denar., familiaribus uero ad signa ecclesie in eius anniuersario compulsanda VI denar. Preterea idem Rudengerus in edificio ecclesie nostre fideliter laborans VII marcas, tunc et XXX denarios de suo proprio in emptis lapidibus et calicem V marcarum bona fide deo et beato Martino optulit. Decrevit vero idem Rudengerus ut censum supradicte domus, quoad usque uiueret, libere susciperet.“ In Uebersetzung: Symon, von Gottes Gnaden Abt der Kirche des h. Martin. Es sei der Nachwelt wie den Gegenwärtigen bekannt gemacht, dass Rud. guten Angedenkens, unser Mitbruder, ein Haus am Rhein auf dem Kirchplatz vor dem Kellergebäude gelegen, das jährlich 18 Solidi einbringt, unserer Kirche zum Heile seiner Seele wie seiner Frauen, nämlich Atzela und Petronilla, unter der Bedingung vor sehr vielen Zeugen übertragen hat, dass an seinem Jahrestage 6 Sol. jenes Zinses den Brüdern zukäme, am Jahrestage seiner ersten Frau Atzela 4, am Jahrestage der Petronilla 2, am Kirchweihfest aber 5 Sol. und 6 Denar; den Dienern aber, welche am Jahrestage die Kirchenglocken läuteten, 6 Den. Ausserdem gab dieser Rud., der in dem Gebäude unserer Kirche treu arbeitete, 7 Mark; dann noch 30 Den. | |
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alten romanischen Baumeister abstarben und die neuen gotischen die Alleinherrschaft errangen. Ob damals die Verbindung Philipps mit Frankreich den Verkehr zwischen Deutschland und Frankreich besonders rege gemacht hatte, so dass die deutschen Baumeister anscheinend sämtlich jenseits der Grenze gelernt haben, mag dahingestellt sein. Beide Kirchen Gross S. Martin und S. Aposteln zeigen uns in ihren Schiffen die Kunst um das Jahr 1000, Gross S. Martin 20 Jahre vor demselben, S. Aposteln 20 Jahre nach ihm, beide Kirchen zeigen an ihren Dreiconchenbauten und den Gewölben der Seitenschiffe in derselben Reihenfolge die romanische Kunst zwischen 1150 und 1200; beide Kirchen zeigen in den Gewölben ihrer Hochschiffe die frühgotische Kunst zwischen 1200 und 1220. Will man den Formenkanon der rheinischromanischen Kunst auf ihrem Höhepunkte, die innere Anordnung und die äussere Erscheinung ihrer Kirchen, kurz bevor man sie in Deutschland verliess, kennen lernen, dann haben wir in diesen beiden Bauten rein und unverfälscht erhaltene Beispiele. Dass diese Kunst eine grosse Vollendung erreicht hatte, dass besonders ihre äussere Erscheinung, wie nicht minder ihre Innenräume jeden mit Bewunderung erfüllen, macht es begreiflich, dass viele sie nachzuahmen versuchen. Warum aber hat man in Deutschland diese Kunst nach 1200 so plötzlich verlassen? Einerseits mag die Grossartigkeit der französischen Kathedralen, denen die romanische Kunst Deutschlands kaum etwas Aehnliches an die Seite zu setzen hatte, die Augen bestochen haben, andererseits hat aber sicher die unerbittliche Folgerichtigkeit der Gotik in der Erschaffung ihrer Kunstformen aus der Konstruktion und deren |
Erfordernissen die Ueberzeugung der deutschen Baumeister für sich gewonnen. Die Simse der romanischen Kunst führten weder den Regen ab — musste man sie doch in gotischer Zeit zumeist nachträglich mit Schrägen versehen — noch entsprangen ihre einzelnen Glieder irgend welchem Erfordernis. Allein das Herkommen heiligte sie. Ebenso verhielt es sich mit dem romanischen Ornament. Woher stammten diese krausen Verschlingungen, warum sollte man solch unbekanntes Blattwerk immer wieder zeichnen? Nur weil man nichts Anderes kannte, war man dabei geblieben. Warum machte man flache Dächer, auf denen weder der Schiefer noch das Ziegelwerk dicht hielten? Auch die Konstruktion der Gewölbe über den Mittelschiffen wollte nicht gelingen. Was sollte die Deutschen also bei einer Kunst halten, deren Einzelformen nicht zu begreifen waren, deren Konstruktion in vielen Fällen versagte. Ihnen bot sich eine andere Kunst so herrlich und jugendkräftig dar, in unerbittlicher Folgerichtigkeit Formen und Konstruktionen umschaffend und neu erfindend, die in ungeahnter Pracht und Kühnheit Werke in den Himmel türmte, wie sie bisher keine Phantasie zu erdenken vermocht hatte. Und diese waren der germanischen Phantasie entsprossen, sie nahmen daher die Phantasie aller germanischen Stämme mit Zauberbanden gefangen und es bedurfte später der handwerkmässigen Misshandlung derselben während zweier Jahrhunderte, um sie den Deutschen wenigstens in ihren Einzelheiten zu verleiden. Aus diesen Gründen erlosch nach 1200 die romanische Kunst in Deutschland plötzlich. Die Art, wie man heutzutage diese Kunst wieder aufnimmt, scheint kaum geeignet, ihre Schwächen zu beheben, ihr eine längere Dauer zu bescheren. | |
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Die Kirchen Gross St. Martin und St. Aposteln zu Köln. Tafel I. | ||
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Verlag von W. Spemann in Berlin und Stuttgart. | Die Baukunst 1,11. |
Die Kirchen Gross St. Martin und St. Aposteln zu Köln. Tafel II. | ||
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Verlag von W. Spemann in Berlin und Stuttgart. | Die Baukunst 1,11. |
Die Kirchen Gross St. Martin und St. Aposteln zu Köln. Tafel III. | ||
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Verlag von W. Spemann in Berlin und Stuttgart. | Die Baukunst 1,11. |
Die Kirchen Gross St. Martin und St. Aposteln zu Köln. Tafel IV. | ||
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Verlag von W. Spemann in Berlin und Stuttgart. | Die Baukunst 1,11. |
Die Kirchen Gross St. Martin und St. Aposteln zu Köln. Tafel V. | ||
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Verlag von W. Spemann in Berlin und Stuttgart. | Die Baukunst 1,11. |
Text: Die Kirchen Gross St. Martin und St. Aposteln in Köln von Max Hasak.
Tafeln: Gross St. Martin, Ansicht von Westen. — Gross St. Martin, Nordseite. — Gross St. Martin, Ansicht des Innern. — St. Apostelkirche, Ansicht vom Neumarkte aus. — St. Apostelkirche, Choransicht. — St. Apostelkirche, Blick in das Langhaus. — St. Apostelkirche, Blick ins Mittelschiff und Seitenschiff.
Textabbildungen: Die Kirche Gross St. Martin vom Rhein aus gesehen. — St. Apostelkirche, Choransicht. — St. Apostelkirche, Ansicht der Nordseite. — Gross St. Martin, Blick in die nördliche Concha. — Kirche Gross St. Martin. Längenschnitt. (Nach Dehio und v. Bezoid.) — Kirche Gross St. Martin, Grundriss. — Kirche Gross St. Martin, Aufriss der Chorseite. (Nach Boisserée.) — St. Apostelkirche, Querschnitt. (Nach Dehio und v. Bezoid.) — St. Apostelkirche, Grundriss. — St. Apostelkirche, Seitenansicht. (Nach Boisserée.) — St. Apostelkirche, Turmfront.
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