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Die Bauern und der Amtmann

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Die Bauern und der Amtmann
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Zweytes Buch. S. 207–208
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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Bearbeitungsstand
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[207]
Die Bauern und der Amtmann.


Ein sehr geschickter Candidat,
Der lange schon mit vielem Lobe
Die Kanzeln in der Stadt betrat,
That auf dem Dorfe seine Probe;

5
Allein so gut er sie gethan:

So stund er doch den Bauern gar nicht an.
Nein, der verstorbne Herr, das war ein andrer Mann.
Der hatte recht auf seinen Text studiret,
Und Gottes Wort, wie sichs gebühret,

10
Bald griechisch, bald ebräisch angeführet,

Die Kirchenväter oft citiret,
Die Ketzer stattlich ausschendiret,
Und stets so fein schematisiret,
Daß er der Bauern Herz gerühret.

15
     „Herr Amtmann, wie gesagt, erstatt er nur Bericht,

Wir mögen diesen Herrn nicht haben.“
So sagt doch nur, warum denn nicht?
„Er hörts ja wohl, er hat nicht solche Gaben,
Wie der verstorbne Herr.“

20
     Der Amtmann widerspricht;

Der Suprintend ermahnt. Umsonst, sie hören nicht.
Man mag Amphion seyn, und Fels und Wald bewegen,
Deswegen kann man doch nicht Bauern widerlegen.
Kurz, man erstattete Bericht,

25
Weil alle steif auf ihrem Sinn beharrten.


[208]
     Nunmehr kömmt ein Befehl. Ich kann es kaum erwarten,

Bis ihn der Amtmann publicirt:
Ich wette fast, ihr Bauern, ihr verliert!

     Man öffnet den Befehl. Und seht, der Landsherr wollte,

30
Daß man dem Candidat das Priesterthum vertraun,

Den Bauern gegentheils es hart verweisen sollte.

     Der Suprintend fieng an die Bauern zu erbaun,
Und sprach, so schwierig sie noch schienen,
Doch sehr gelind und fromm mit ihnen.

35
Herr Doktor! fiel ihm drauf der Amtmann in das Wort,

Wozu soll diese Sanftmuth dienen?
Ihr, Richter, Schöppen, und so fort,
Hört zu! ich will mein Amt verwalten.
Ihr Ochsen, die ihr alle seyd!

40
Euch Flegeln geb ich den Bescheid,

Ihr sollt den Herrn zu eurem Pfarrn behalten.
Sagts, wollt ihr, oder nicht? denn itzt sind wir noch da.

     Die Bauern lächelten. Ach ja, Herr Amtmann, ja!