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Die Ahnengruft der Hohenzollern

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Textdaten
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Titel: Die Ahnengruft der Hohenzollern
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 544–545
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Die Ahnengruft der Hohenzollern.

Von dem alten Onolsbach (Ansbach) in Mittelfranken führt in nordöstlicher Richtung durch eine anmuthige Gegend die Straße zu dem nahgelegenen Marktflecken Heilsbronn mit seiner herrlichen Klosterkirche, in welcher die Ahnen des preußischen Königshauses begraben liegen. Der älteste Theil dieses ehemaligen Klosters ist die sog. Heideckercapelle mit einem kleinen romanischen Chörchen, welche ihre Erbauung einem Ritter von Heideck verdankt, dessen Stammschloß in der Nähe lag. Der Tradition zufolge fand einstmals dieser Heideck, von heftigem Fieber befallen, im wilden Walde einen erfrischenden Born. Nach einem brünstigen Gebete um Linderung seiner Schmerzen trank er in vollen Zügen aus der Quelle, und genas alsobald. Aus dankbarem und gläubigem Herzen errichtete er über diesem Heilbrunnen eine Capelle. Im Volke wurde nun in kurzer Zeit die Heilkraft dieses Wassers bekannt, es wuchs die Zahl der Wallfahrer von Jahr zu Jahr, und bald wurde dieser wunderthätige Ort in allen deutschen Gauen hochberühmt. Neben der kleinen schlichten Capelle erbauten nun die Brüder Rupert und Conrad von Abenberg ein Cistercienserkloster, welches der Apostel von Pommern, Otto der Heilige, im Jahre 1132 einweihete.

Von Kaiser Ludwig dem Bayer sehr begünstigt, wurde es der Begräbnißort der Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern, der Stammväter des jetzigen Königs von Preußen. Dieselben waren auch zugleich die Schutz- und Schirmherrn von Heilsbronn. Durch den schnellen Eingang, welchen die Reformation in Franken fand, sank rasch der Ruhm dieses Klosters; zuletzt aufgelöst, wurde die imposante Kirche für den protestantischen Gottesdienst der Ortsbewohner eingerichtet. Man zimmerte in die Mitte dieses großen Baues einen barocken Verschlag, damit die Predigt des Geistlichen besser zu hören war. Durch diesen Vandalismus wurde denn nun der erhabene Eindruck, den die Kirche auf den Besuchenden machte, gänzlich zerstört. Bis Mitte dieses Jahrhunderts ist sie so vernachlässigt worden, daß es die höchste Zeit war, sie dem Ruin zu [545] entreißen. Die preußische Regierung offerirte bereits vor mehreren Jahren dem König von Bayern, auf ihre Kosten die ganze Kirche mit allem Zubehör in den Zustand wiederherstellen zu lassen, wie sie vor mehreren Jahrhunderten in ihrer Pracht dagestanden, unter der Bedingung freilich, daß dem Könige von Preußen das Patronat Heilsbronns zufalle. Die bayerische Regierung glaubte darauf nicht eingehen zu können, befahl dagegen, die Kirche zu restauriren, was denn auch seit einigen Jahren geschieht.

Glücklicher Weise ist nun aller Zopfplunder, der die Harmonie des Ganzen so beeinträchtigte, zum Theil schon durch eine umfassende Restauration auf Kosten der bayerischen Regierung unter besonderer Leitung von Oberbaurath Voit und A. Kreling, Director der Kunst- und Gewerbeschule in Nürnberg etc., entfernt worden, und der Fremde wird in einigen Jahren die Kirche in dem Zustande begrüßen können, wie sie vor mehreren hundert Jahren dem andächtigen Wallfahrer vor Augen stand.


Die Klosterkirche in Heilsbronn.


Von besonderer Schönheit ist der frühgothische Chor, im reinen und edlen Styl erbaut; man fühlt in ihm noch deutlich die Nachklänge romanischer Elemente. Von ihm sticht das Mittelschiff in dem uralten Basilikencharakter mit seinen gedrungenen Säulen und spärlich einfallendem Lichte grell ab. In diesem befinden sich prächtige Sarkophage, theils in Stein gehauen, theils in Erz gegossen, herrliche Altäre mit Schnitzereien aus der besten Zeit und Malereien aus der Wohlgemuth’schen Schule, sowie ein Sacramentshäuschen, von dem berühmten Meister Ad. Kraft zierlich in Stein ausgeführt, und ein wunderschönes Crucifix von Veit Stoß. Ueberall begegnet man dem zoller’schen Wappen mit seinem silber und schwarz geviertheilten Schilde und dem brandenburger Adler, theils gemalt, theils plastisch. Durch den Erdboden der Kirche, welcher früher mit Mosaikplatten aus gebranntem Thon geziert war, wühlten sich einige Quellen hindurch, die die Gräber zerstörten und unterminirten; ihr Gemurmel in der öden Kirche macht einen eigenthümlichen Eindruck. Außer vielen Merkwürdigkeiten ist hauptsächlich noch der zierlich durchbrochene Dachreiter zu erwähnen, welcher sich über dem Mittelschiff erhebt.

Eine Perle der Baukunst ist eine gegenüber gelegene Capelle, welche aber leider schon seit langer Zeit als – Brauhaus benutzt wird; an ihr ist ein Portal, welches sich den schönsten seines Zeitalters in Deutschland an die Seite stellen darf. Darüber ist ein Holzschuppen gebaut, um Bierfässer darin aufzubewahren, wodurch dieses herrliche Bauwerk nichts weniger als geschont werden kann. Möge jeder Freund altehrwürdiger Bauten, wenn er einmal Mittelfranken bereist, nicht vergessen, dem interessanten Heilsbronn, schlechtweg in der Umgebung nur „zum Kloster“ genannt, einen Besuch abzustatten.