Deutsche in Australien
[172] Deutsche in Australien. In Anbetracht des unnützen Lärms, welchen die englischen Kolonien in Australien in Folge der neuen deutschen Erwerbungen in der Südsee erheben, dürfte ein Hinweis darauf zeitgemäß sein, was Australien und die dort wohnenden Engländer dem deutschen Fleiß zu verdanken haben.
In einer der neuesten Nummern des „Export“ wird diese Frage in einem interessanten Originalbericht aus Adelaide erörtert.
Die Kolonie Süd-Australien wurde vor 48 Jahren von einer englischen Kompagnie gegründet. Unter günstigsten Bedingungen wurden von dieser unermeßliche Länderstriche erworben, aber obgleich der Boden sehr fruchtbar war und gegen 22 000 Engländer, Schotten und Iren denselben besiedelten, wollte der Ackerbau nicht aufblühen und der Wohlstand seinen Einzug nicht halten. Da kam einer der Unternehmer, G. J. Anquas, auf den Gedanken, Deutsche, namentlich Schlesier, zur Auswanderung nach Australien zu veranlassen. Sein Plan gelang ihm, und seit jener Zeit trieb er kein anderes Geschäft, sondern verpachtete lediglich sein Land an deutsche Ansiedler. Der Mann brauchte seine Handlung nicht zu bereuen, denn er starb als Millionär. Die deutschen Pächter aber, die eine Reihe blühender Kolonien, wie Klemzig, Hahndorf, Lobethal, Bethanien und Grünberg, gegründet hatten, begnügten sich mit mäßigem Wohlstand, obgleich sie allein den Ackerbau Süd-Australiens geschaffen und auf die jetzige Höhe gehoben hatten. – Die Engländer verfügen über Tausende von Quadratmeilen unbewohnten Landes in Australien und besitzen „scheffelweise“ Inseln in der Südsee, und trotzdem protestiren sie heute in arroganter Weise gegen die neuesten Kolonialunternehmungen des Deutschen Reiches. Aber es wird diesmal bei dem leeren Protest bleiben, denn die Zeiten sind längst vorüber, wo wir nur dazu gut waren, den Kulturdünger für englische Weltherrschaft abzugeben. Siegfried.