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Deutsche Sagen Erste Lese

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Alexander Kaufmann
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Titel: Deutsche Sagen. Erste Lese
Untertitel:
aus: Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, 3. Band, S. 172-174
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Dieterich
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Erscheinungsort: Göttingen
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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1. DIE ONDEMUTTER IN WINNINGEN.
Zu Winningen an der Mosel schreckt man die kinder mit der Onde- (Ünde-) mutter, welche die menschen in den fluß hinabzieht. der name Blauflußlei (ein fels im wasser, etwas oberhalb Winningen), könnte auf einen Nöck hindeuten, ein nur erschreckendes, sonst aber weder böses, noch neckisches gespenst in Winningen ist das weiße weibchen.
2. DIE WEISSE FRAU IN HAID.

Auf dem Löwensteinschen schlosse zu Haid (in Böhmen, Pilsener kreis) läßt sich jedes mal, wenn der fürstlichen familie ein ereigniß von bedeutung bevorsteht, die weiße frau sehen. ist es ein günstiges, wie hochzeit oder geburt, so trägt sie eine blaue blume, ist es ein ungünstiges, dagegen einen dolch im gürtel.


3. VORSPUK IN LANGENBURG.

Zu Langenburg im Hohenlohschen sieht man jedes mal, wenn einer aus der fürstlichen familie sterben soll, zur nachtzeit die kirche erleuchtet und hört darin wundersame musik.


4. DIE LIEBENDEN IM KORBE.

In Bonn befand sich hinter dem thurme der Remigiuskirche, welche zu anfang dieses jahrhunderts abgerissen wurde, ein altes steinbild, auf dem zwei liebende, die flüchten wollten, in dem augenblicke dargestellt waren, da sie sich in einem korbe schwebend hinabließen.


5. SAGE VOM STUMPFEN THURME.

Um den s. g. stumpfen thurm bei Bonn wandelt um mitternacht eine frau mit einer waage und singt dabei: ’gebt die maaß und das gewicht!‘


6. RIESE GOLIATH.

Ein gewaltiger riese, goliath, hat in Emmerich gehaust, und einmal bei einer belagerung dadurch die feinde verscheucht, daß er den kopf über die mauer steckte und mit den zähnen fletschte. – am fastnachtmontag trug man in Emmerich eine riesenfigur umher, deren kopf beständig wackelte.


7. DRACHE WILL DEN MOND VERSCHLINGEN.

Caesarius von Heisterbach berichtet in einer seiner homilien folgendes gesicht, welches sich dem priester und den scholaren von Schwäbisch-Gmünd soll gezeigt haben sie erblickten am himmel den gehörnten mond, zwischen den hörnern aber sieben kreuze, unter welchen das mittlere das größte war. sieh, da erschien auf einmal ein gewaltiger drache und schien den mond sammt den sieben kreuzen mit geöffnetem rachen verschlingen zu wollen. der mond sprang wie erschrocken auf, so daß die kreuze erzitterten und sich von einander lösten, und als die scholaren dem erstaunt zusahen, fielen mit einem mal zwei brennende kerzen vom himmel.

ALEXANDER KAUFMANN.