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Deutsche Musik im Auslande

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: W. N.
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Titel: Deutsche Musik im Auslande
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 358
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[358] Deutsche Musik im Auslande. Aus London erhalten wir folgende Zuschrift, deren Inhalt wir der Beachtung an maßgebender Stelle empfehlen: „Wenn die Handlanger deutscher Maurer und Zimmerleute während ihrer Mußezeit im Winter behufs Erweiterung ihrer Sprach- und Weltkenntniß Kunstreisen in’s Ausland unternehmen, so läßt sich kaum etwas dagegen einwenden, obwohl sie sich möglicher Weise daheim nützlicher beschäftigen könnten, als anderwärts mit ihrer Meßmusik den Leuten die Ohren zu zerreißen und den Hanswursten der englischen Bühne Stoff zur Unterhaltung des Publicums zu bieten.

Es giebt aber noch eine andere Gattung von fahrenden Tonkünstlern, welche bestrebt sind, die musikalische Begabung des deutschen Volkes den Ausländern zu veranschaulichen. Dies sind Mädchen im Alter von zwölf bis fünfzehn Jahren, die, mit Blechinstrumenten bewaffnet, unter Führung von älteren, jedoch nicht alten Frauenzimmern in den Straßen von London umherziehen und Vocal- und Instrumental-Concerte geben.

Möglich, daß diese Beschäftigungsweise der Gesundheit zuträglich ist; es scheint so, da die jungen Damen nichts zu wünschen übrig lassende Beweise von der Kraft ihrer Lungen geben.

Daß aber eine derartige Landstreicherei – ich halte diesen Ausdruck für nicht zu stark – einen entschieden ungünstigen, verderblichen Einfluß auf die Sittlichkeit ausüben muß, ist wohl unzweifelhaft. Ich bin der Meinung, daß da, wo gewissenlose Eltern oder Vormünder dem Kindesalter kaum entwachsene Mädchen allen mit dem Nomadenleben verbundenen Gefahren aussetzen, statt sie zu einer nützlichen Beschäftigung anzuhalten, die betreffenden Gemeindevorsteher oder nöthigenfalls selbst die Landesregierungen einschreiten sollten.

Die Mädchen, welche ich gestern auf der Straße singen hörte, sind aus Rheinbaiern, von woher die meisten dieser wandernden Künstler zu kommen scheinen, denn die, welche ich vor dem Jahre 1870 häufig im südlichen Frankreich gesehen und gehört habe, stammten ebenfalls aus jener Gegend.
W. N.“