Des alten Heerbanns Heilruf bei Kaiser Wilhelms II. Romfahrt
Wie von rothem Nordlicht glühend,
Voll von sagenhaftem Glanz
Steigt zum Himmel, Strahlen sprühend,
Hoch empor der Alpen Kranz.
In den eiserstarrten Lüften
Tönt’s wie kriegerisch Geschrei;
Von den Firnen, aus den Klüften
Wallt es scharenweis herbei.
Hoch auf knochenstarken Rossen,
In der Eisenfaust der Speer,
Von dem Panzer fest umschlossen,
Ein verscholl’nes Ritterheer;
Blaue Augen, blonde Bärte,
Deutscher Nibelungen Bild,
Wogt es wie auf Kriegesfährte
Zum ronkalischen Gefild.
Wieder hallt es hart und eisern
Wieder stellt sich Hauf bei Hauf
Mit den alten Heldenkaisern
Deutschlands alter Heerbann auf.
Hundertjähr’ger Gräber Schollen
Huben sie mit freud’ger Macht,
Und wie fernen Donners Rollen
Schallt ihr Heilruf durch die Nacht.
Hoch in seiner Treuen Mitten,
Einem Barbarossa gleich,
Kommt ein junger Fürst geritten
In das heil’ge röm’sche Reich,
Ernst und mild, fest und entschieden,
Jeder Zoll ein echter Held:
Kaiser Wilhelm trägt den Frieden
In die kampfesmüde Welt.
Naht ein Feind dem deutschen Volke,
Steht, ein unbesiegter Wall,
Seines Heeres Wetterwolke,
Wie die Lohe in Walhall;
Doch dem Freund mit inn’gem Grüßen
Reicht der Kaiser Hand und Mund:
Deutschland und Italien schließen
Einen festen Völkerbund.
Und die deutschen Geisterscharen,
Die für ihrer Kaiser Ehr’
Einst gen Rom gezogen waren,
schwingen ihre rost’ge Wehr,
Und, laut schallend, in die Schilde
Rufen sie wie Sturmgebraus
Im ronkalischen Gefilde
Ihren neuen Kaiser aus.
A. Ey.