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Des Pfalzgrafen hölzerner Dom

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Textdaten
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Autor: Karl Gottfried Nadler
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Titel: Des Pfalzgrafen hölzerner Dom
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 525–527
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[525]
Des Pfalzgrafen hölzerner Dom.
(1591.)
(Pfälzer Mundart.)

Zu Köln, in der heilig Schtadt Köllen am Rheinn,
Do wachse die Kerchedhörn[1] wild;
Do schteht en großmächdiger schteenerner Dum,[2]
Un Prozessione gehn rings drum erum;

5
Viel schöne Aldär un manch gnadereich Bild

Is dort zu Köllen am Rheinn.

Am Rheinn, vun de Felseberg hoch üwwerm Rheinn,
Do gucke die Burge ins Dhal,
Viel Burge mit runde un eckige Dhörn

10
Die sage zum Schtrom als gebiedende Herrn:

Rheinn, nemm dich hübsch zsamme un schnür dich feinn schmal,
„Mir wolle’s, gehorch uns, o Rheinn!“

[526]

Der Palzgraf bei Rheinn is e fröhlicher Mann,
Der baut an de Berg hinn sein Weinn,

15
Der baut sich e Burg, un die Burg is seinn Schtolz,

Der baut sich en Dum, un der Dum is vun Holz,
Un sächt als e gnädiger Herr zu seim Rheinn:
„Mach Er sich so breet als Er kann!“

Zu Haydelberg in der Palzgrafeburg

20
Do sicht mar den holzerne Dum;[3]

Un is er nit eckig, so is er doch rund,
Un Wallfahrer kumme noch heut uf die Schtund
Aus aller Herrn Länder noch Haydelberg frumm
Zum Palzgraf seim Dum uf der Burg.

25
Gott grüß dich, du runder dickbauchiger Dum,

Gebaut vum Palzgrafe bei Rheinn!
Dem Herrn zu Lieb wähl ich de geischtliche Schtand
Un meld mich als holzerner Dumdechant,
Un bet for de Palzgraf, un trink’m sein Weinn,

30
Un sing vor seim holzerne Dum.


     O weh! der fröhliche Herr is lang dodt
Un seinn holzerner Dum e Ruin!
Doch fließt durch seinn Land noch der goldene Rheinn,
Doch wachst uf de Berg noch der feurige Weinn; –

35
E Hoch uf sein Weinn, uf der Rheinn un uf Ihn,

’M Palzgraf e Hoch noch im Dodt!

K. G. Nadler.     
(Originalmittheilung.)

  1. Kirchenthürme.
  2. Dom.
  3. Das Heidelberger Faß.
    Nachdem zur Zeit des 30jährigen Krieges das alte, schon 1591 auf Befehl des Pfalzgrafen Johann Casimir verfertigte große Faß morsch und dem Verfalle nahe war, ließ an dessen Statt der Kurfürst Karl Ludwig i. J. 1664 ein neues und weit größeres erbauen. Dieses konnte man mittelst einer Treppe von 50 Staffeln ersteigen. Oben auf dem Fasse befand sich ein 20 Schuh langer Altan mit einem Seitengang, worauf ehedem 6 Personen ganz bequem tanzen konnten. Vorn an dem Fasse prangte das Kurfürstliche Wappen; oben darauf saß ein Bacchus mit einem großen Kelch in der Hand; links und rechts neben ihm waren viele Satyrs und Bilder von „versoffenen Brüdern“ angebracht; [527] ferner war das, wie das ältere, mit 24 eisernen Reifen umschlossene Faß, welches 204 Fuder, 3 Ohm und 4 Viertel Wein in sich faßte, auch so hoch, daß ein Mann mit einem Spieße aufrecht darin stehn konnte. Da nun in der Folge, und zwar gelegentlich des französischen Einfalls in die Pfalz, durch die Zerstörung der Stadt und des Schlosses Heidelberg, auch dieses Faß verdorben und ganz unbrauchbar geworden und dann vierzig Jahre hindurch leer gelegen war, so ließ der nachherige Kurfürst Karl Philipp solches wieder ausbessern und herstellen, und, nachdem dies i. J. 1728 völlig zu Stande gekommen, am 1. Mai selbigen Jahres, gerade auf seinen Namenstag, mit Kurpfälzischem Landweine vollfüllen. Zuvor war es mit einer doppelten Treppe versehen, mit des Kurfürsten vergoldetem Wappen, sowie mit allerhand Sinnbildern und neuen Versen geschmückt worden. Ein Strophe lautete:

    Karl Philipps Jahr und Leben
    Nach der Zahl soll messen wohl,
    So viel Tropfen uns thut geben,
    Wann das Faß gefüllet voll.“

    Unten daran steht noch ein lateinischer Vers, der die Jahrzahl der Renovation dieses Fasses folgendermaßen für die Nachwelt aufbehielt:

    „Stat BaCChi renoVata DoMVs VInoqVe sVperbIt.“

    Vier und zwanzig eiserne Reife hielten es zusammen, und es faßte dasselbe 204 Fuder, 3 Ohm und 4 Viertel Wein in sich. An demselben las man auch viele Reime, z. B.

    Wir können vieler Ding’ entbehren,
    Und dieß und jenes nicht begehren;
    Doch werden wenig Männer seyn,
    Die Weiber hassen und den Wein.

    Ferner auch:

    Man braut Bier im Lande Meißen,
    In Sachsen, Pommern, Holland, Preußen,
    Gottlob! die liebe Pfalz am Rhein,
    Gibt uns und ihnen guten Wein.

    Als dieses Faß auch wieder zu alt wurde, ließ der Kurfürst Karl Theodor ein neues, größeres Faß machen, welches 14 Fuder Wein mehr als das alte enthält.