Des Kaisers Valens Wasserleitung
Des Kaisers Valens Wasserleitung.
Von Hügel zu Hügel quer durch Konstantinopel, bald über, bald unter den Straßen, geht diese Wasserleitung und füllt die Cisternen; sie ist die einzige noch übrige von mehrern, deren bei den Alten Erwähnung geschieht.
Der Kaiser, erzählt man, war über das Volk von Chalcedon wegen dessen Anhänglichkeit an Procopius Partei so aufgebracht, daß er die Mauern der Stadt niederzureißen befahl. Als man nun beim Abbruch einen Stein mit der Inschrift fand, die Mauern von Chalcedon würden einst Constantinopel reichlich mit Wasser versorgen; so ließ der Kaiser, um das Orakel wahr zu machen, jene Wasserleitung daraus bauen. Reben und eine Menge Schlingpflanzen, welche sich in den Lücken der Steine, wo das Wasser durchsickert, festsetzen, haben das Mauerwerk mit einem schönen üppigen Grün bekleidet.
Die Cisternen, denen diese und andere Wasserleitungen das Wasser zuführten, existiren zwar noch, aber nicht mehr als Cisternen. Einige, die nicht bedeckt waren, sind nach und nach mit Erde ausgefüllt und in Gärten verwandelt worden; andere, die bedeckt waren, erhielten irgend eine andere Bestimmung, Eine derselben – die Griechen nannten sie φιλοξενοί, die Türken Bin bir Dereck, d. i. tausend und eine Säule, – ein ungeheures unterirdisches Gebäude; ist zum Theil ausgefüllt, aber immer noch sehr tief; ihr Gewölbe ruht auf sechshundert und zwei und siebenzig Marmorsäulen. Der ganze Behälter faßt 16,060,680 Kubikfuß Wasser, so daß die Stadt, deren täglicher Bedarf 267,678 Kubikfuß beträgt, 60 Tage damit ausreichen könnte.
Gegenwärtig aber liegt die Cisterne trocken, eine Anzahl Seidezwirner haben von ihr Besitz genommen und treiben darin ihr Wesen.from Constantinople to England.