Der zauberkundige Widertäufer im Münstertale
[106] 9 Der zauberkundige Widertäufer im Münstertale
Im Münstertale lebte ein Widertäufer, Namens Steiner, der Jare lang die Steinbachhütte am Lauchenkopf in Pacht hatte und allerorten im Rufe stand, zaubern zu können. Er starb hochbetagt und allbeliebt 1830 auf seinem Hofe Faseneck am Fuße des Solberges bei Münster. Wie er in den Rufe des Festbannens kam erzälte einer seiner Nachkommen, der jezt einen kleinen Hof am [107] Fuße des Staufens besizt. Dem Steiner wurden von einem Acker beständig Rüben gestolen, troz alles Aufpaßens gelang es nicht die Täter zu fangen. Da ersann der Alte folgendes Stücklein. Er versprach einem Mädchen eine kleine Summe Geldes, wenn sie des Morgens in aller Frühe auf seinen Acker gienge. Rüben ausziehe und regungslos sten blibe biß er komme und sie fortgen hieße. Das Mädchen gieng auf den Vorschlag ein und des Morgens sahen Vorübergende ein Mädchen mit einem Korbe offenbar gestolener Rüben regungslos troz alles Anrufens auf dem Acker sten. Als der Steiner kam und eine hastige Handbewegung machte, einige Worte murmelnd, entfloh das Mädchen. Seitdem wurden dem schlauen alten Mann keine Rüben mehr gestolen und stand sein Ruf als Zauberer fest.