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Der wunderliche Katzentanz

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der wunderliche Katzentanz
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 487-488
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[487]
548) Der wunderliche Katzentanz.
Iccander, Sächs. Kernchronik. LXXVI. Couv. S. 62.

Am 1. Mai des Jahres 1726 ist ein gewisser zuverlässiger Mann im Erzgebirge von einem Orte zum andern gereist und am Abend bei düsterer Witterung bei einem Walde vorbeipassirt, da denn er sowie sein Begleiter, den er bei sich hatte, ein dem Anschein nach in einem Hause scheinendes Licht bemerkt, welchem Beide in der Hoffnung, eine Herberge zu finden, zugelaufen. Nachdem sie aber näher und [488] näher gekommen, hören sie eine zum Tanz gehende Musik und der Eine von ihnen geht aus Neugierde an’s Fenster, und wird durch selbiges gewahr, daß eine große Anzahl Katzen darin zu finden, davon etliche musiciren und die andern darnach tanzen. Sein Begleiter beschließt nun, in das Haus hineinzugehen, wird aber von dem Andern davon abgehalten, und jetzt nimmt einer von ihnen wahr, daß seine große Hauskatze ebenfalls dabei anzutreffen. Aus Entsetzen gehen Beide fort und kommen in spätester Zeit nach Hause. Als nun des andern Tags zu Mittag sich die große Hauskatze bei der Mahlzeit in der Stube einfindet, spricht ihr Hausherr sie anschauend: „nun, Du machtest Dich gestern Abend auch sehr lustig!“ Da springt ihm alsbald der alte Kater auf den Hals und kratzt ihn in den Kopf und das Gesicht, hätte ihn auch sicherlich getödtet, wofern nicht das Hausgesinde herzugelaufen und mit Schlägen und Schreien diesen verteufelten Katzenfeind abgetrieben[1].


  1. Diese Sage hat viel Aehnliches mit der vom sogenannten Katzenberge zwischen Leipzig und Merseburg. Man erzählt nämlich (s. Berckenmeyer, Curieuser Antiquarius. Hamburg V. Aufl. 1731. 8. Bd. I. S. 657. Bechstein S. 355. Poetisch beh. von Segnitz Bd. I. S. 43 sq. ist die Sage auch), um die Mitte des 16. Jahrhunderts sei ein Bischof von Merseburg, Namens Michael, ein großer Katzenfreund gewesen und habe eine große schwarze Katze besessen (auf dem Schlosse zu Merseburg ist noch jetzt sein Bild mit derselben in dem Fenster, aus dem sie gesprungen, als Glasgemälde zu sehen), der sei einst nach Leipzig gereist und habe auf jenem Hügel (der nachher davon den Namen bekam) eine ganze Katzengesellschaft angetroffen. Er habe denselben im Scherze zugerufen: „Ihr Katzen, seid Ihr alle beisammen?“ Da habe eine geantwortet: „es mangelt keine, ausgenommen Bischoff Michael seine Katze.“ Bei seiner Wiederkunft erzählt er seiner Katze die wunderliche Begebenheit und fragte zugleich, warum sie den andern Katzen nicht Gesellschaft geleistet? Alsbald fuhr die Katze zum Fenster hinaus und ist nicht mehr gesehen worden. Aehnliche Katzengesellschaften sollen in den Ruinen des Klosters Queerfurt bei Pöltschen im Voigtlande noch jetzt stattfinden. (S. Bechstein a. a. O. S. 482 sq. Simrock, Deutsche Mythol. S. 454. 530. de Gubernatis, Zoolog. Mythology T. II. p. 62. fgg.)