Der walt mit loube stât
Nr. 18
H: 20,38
„Der walt mit loube stât“,
sprach ein meit, „ez mac wol mîner sorgen werden rât.
H: 21,1 bringt mir mîn liehte wât!
der von Riuwental uns niuwiu liet gesungen hât.
jâne wil ich nimmer des erwinden,
ich springe an sîner hende zuo der linden.“
Diu muoter rief ir nâch;
sî sprach: „tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch!
weistû, wie geschach
dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach?
und gewan ein kint, daz hiez sie lempel.
alsô lêrte er sî den gimpelgempel.“
„Muoter, lât iz sîn!
er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn,
ûf daz houbet mîn,
und zwêne rôte golzen brâhte er her mir über Rîn;
wes er mich bat, daz weiz niwan ich eine.
jâ volge ich iuwer raete harte kleine.“
H: 21,20Der muoter der wart leit,
daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit.
iz sprach diu stolze meit:
„ich hân im gelobt; des hât er mîne sicherheit.
jâne wil ich nimmer widerkêren,
er muoz mich sîne geile sprünge lêren.“
Diu muoter sprach: „wol hin!
verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin.
dû hâst niht guoten sin.
wil dû mit im gein Riuwental, dâ bringet er dich hin.
er beginnt dich slahen, stôzen, roufen
und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen.“