Der verwunschene Garten
DER VERWUNSCHENE GARTEN
Königlich ruhst du in deiner verlassenheit ·
Garten – und selten nur tust du die tore weit ..
Mit deiner steilen gebüsche verschwiegnem verlies
Sonnig gebreiteter gänge nie furchendem kies.
Steinerne urnen erheben die ledige zier.
In deinem laub geht nur nisten sanft-tönende brut.
Leichte gewölke nur spiegelt die schlafende flut
Deines teichs und die ufer entlang das gebäu:
Eins ist der Fürstin palast: sie bewohnt ein gemach
Seegrün und silbern .. dort hängt sie der traurigkeit nach
In ihren schnüren von perlen und starrem brokat.
Keine vertraute bewegt sie und weiss einen rat.
Und ihre wange bleibt leuchtend in all ihrem harm.
Lieblichste blume vergeblichen dufts die nicht dorrt ·
Zartestes herz – ihm gelingt für die liebe kein wort.
Manchmal nachdem sich die sonne im haine verbarg
Sie auf der laute in schmelzenden weisen sich übt:
Staunen die stolzen gestirne und werden getrübt.
Jenseit des wassers der mattrot- und goldene saal
Herbergt den Fürsten und seine verschlossene qual.
Freude und trost des gefolges ist ihm nicht genehm.
Jung und in welke so streckt er die arme ins blau
Schluchzend vom söller herab in die duftige au ·
Der nicht der eigenen würde bekrönung gewahrt
Keiner den schaudern der fernheit nicht überkam ·
Der sich das auge nicht deckte · nicht beugte aus scham
Vor diesem antlitze schönheit- und leid-überfüllt
Das uns das herbste und süsseste lächeln enthüllt!
Schranken verschwinden und offen steht halle und bau.
Doch wer erwählt ist nur folgt – wer von frommem geheiss
Wer von der heimlichen sprache der blumen wohl weiss
Und von dem zitternden ton von demütigem dank:
Fern ist wer immer in tosenden schluchten gerast ·
Wer in den sümpfen und giftigen angern gegrast –
Kalter gespenster und düsterer schergen gesind –
Wer wie das tier nicht gerührt wird vom himmlischen wind.
Auf der terrasse begegnet und grüsst sich das paar ·
Gleitet die wege hernieder · die hände verschränkt:
Einzige tritte darob sich die stille nicht kränkt.
Wonne durchrieselt der schauenden kreis der sich kniet
Spitzen opalener finger zu küssen und kaum
Dieser sandalen und mäntel juwelenen saum –
Also erhebt sich in tränen manch stummes gebet.
Aber der zug hat beim brunnen sich langsam gedreht ..
Lohnen sie nochmals und in eines laubganges tür
Sind ihre schimmernden schleppen verflattert und ganz
Löst sich der garten im abendlich purpurnen glanz.