Der unsterbliche Autor
[96] Der unsterbliche Autor.
Ein Autor schrieb sehr viele Bände,
Und ward das Wunder seiner Zeit;
Der Journalisten gütge Hände
Verehrten ihm die Ewigkeit.
Fast alle Werke seiner Hände
Das sechstemal schon aufgelegt,
Und sich, mit tiefgelehrtem Blicke,
In einer spanischen Perücke
Er blieb vor Widersprechern sicher,
Und schrieb bis an den Tag, da ihn der Tod entseelt;
Und das Verzeichnis seiner Bücher,
Die kleinen Schriften mitgezählt,
Drei Bogen und drey Seiten ein.
Man las nach dieses Mannes Tode
Die Schriften mit Bedachtsamkeit;
Und seht, das Wunder seiner Zeit
Und seine göttliche Methode
Hieß eine bange Trockenheit.
Der Mann war bloß berühmt gewesen,
Weil Stümper ihn gelobt, eh Kenner ihn gelesen.
Man darf nur viel für kleine Geister schreiben;
Doch bey der Nachwelt groß zu bleiben,
Dazu gehört noch etwas mehr,
Als, seicht am Geist, in strenger Lehrart schreiben.