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Der ungerathne Sohn

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Der ungerathne Sohn
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Drittes Buch. S. 245-246
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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[245]
Der ungerathne Sohn.


Ein Vater war, wie viele Väter,
Mit einem wilden Sohn geplagt.
Nichts Thörichtes, nichts Kühnes ward gewagt,
Johann, sein Sohn, war allemal der Thäter.

5
Der Vater, der kein Mittel sah,

Bey Ehren in der Stadt zu bleiben,
Schickt ihn, um ihm den Kützel zu vertreiben,
Zwey Jahre nach Amerika;
So sauer auch die liebe Mutter sah.

10
     Allein was halfs? Johann kam wieder,

Und wer war ärger, als Johann?
Der Vater und des Vaters Brüder,
Beschlossen endlich, Mann für Mann,
Daß, weil er nicht gehorchen wollte,

15
Johann der Trommel folgen sollte.

Der ausgelaßne Sohn ward also ein Soldat.
Und dieß war auch der beste Rath;
Denn was nun auch die Leute sagen,
Die diesem Stand nicht günstig sind:

20
So ward doch mancher Mutter Kind

Von einem Herrn oft klug geschlagen,
Der, Trotz der Scherpe, die er trug,
Nicht weiser war, als der, den er vernünftig schlug.
     Doch diese Zucht ward auch vergebens unternommen.

25
Johann blieb wild und ungestüm.

Der Hauptmann ließ den Vater kommen;
„Nehmt Euern Sohn zurück, ich ziehe nichts aus ihm.“

[246]
Der Vater muß ihn wieder nehmen.

Nun wird er wohl den Wildfang niemals zähmen.

30
Doch nein, ein Mittel half geschwind;

Und eh vier Wochen noch vergiengen,
War sein Johann fromm, wie ein Kind.
Wie? ließ er ihn ins Zuchthaus bringen?
Ich dachte gar. Warum nicht lieber auf den Bau?

35
Er wußt ihn besser zu bezwingen,

Er gab ihm eine böse Frau.