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Der neue Friedhof

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Mathias Stammnitz
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Titel: Der neue Friedhof
Untertitel:
aus: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, S. 415–422
Herausgeber: Badischer Architekten- und Ingenieur-Verband
Auflage:
Entstehungsdatum: 1898
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: H. M. Poppen & Sohn
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Erscheinungsort: Freiburg
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[415]
DER NEUE FRIEDHOF.
Von M. Stammnitz.


Portal des neuen Friedhofes.


Im Jahre 1894 hat eine Erweiterung des neuen Friedhofes sich als nothwendig erwiesen und so wurden zu dem bestehenden 75,000 qm grosen Areal noch 196,000 qm vom Tennenbacherfeld erworben, so dass die nunmehrige Gesammtgrösse des Friedhofes 271,000 qm beträgt. Gleichzeitig wurde die Errichtung einer neuen Einsegnungshalle mit Leichenhallen, Dienst- und Wohngebäuden beschlossen, da die bestehenden Räume sich als unzulänglich erwiesen. Die Anordnung der Gebäude, [417] fast genau im Centrum des nunmehrigen Gesammt-Areals, das umzogen von einer 2,20 m hohen Umfassungsmauer mit Thorbau am Hauptzugang und Wohnungspavillons für Todtengräber und Friedhofsaufseher (Gärtner), auch als Vewaltungsgebäude dienend, öffentliche Aborte und getrennte Höfe anschliessend, ist nach den Plänen des städtischen Hochbauamts, unter Leitung des Stadtbaumeisters Thoma und des städtischen Architecten Stammnitz, ausgeführt. Die Hochbauten wurden im Herbst des Jahres 1894 [418] begonnen und im Herbst 1898 vollendet. Im Einzelnen bestehen dieselben aus: der Einsegnungskapelle[1], einer massiv gewölbten Centralhalle mit Kuppel nach Art der oberitalienischen Centrallkirchen der Hoch-Renaissanceperiode. Dieselbe stellt ihrer Gesammthöhe bis zum Kreuz auf der Kuppel von 33 m und einem Gesammtflächeninhalt von rund 250 qm den wichtigsten Bau der ganzen Anlage dar und ist als solcher entsprechend ausgestattet mit reichem figürlichem und ornamentalem Schmuck, im Aeusseren ganz massiv mit Hausteinen verkleidet, die Kuppel mit Kupfer eingedeckt.

[416]

Neuer Friedhof.

[417]

Leichen- und Einsegnungshalle.

[418]

Grundriss der Central-Friedhofbauten.

Halle f. Infectiöse.

Leichenhalle.

Wache Sectionen
Leichenträger Aerzte
Frauen Männer
Vorraum zur Dekorierung der Särge
Angehörige Geistliche

Einsegnungshalle.

Im Inneren ruht der 10,25 m im Quadrat messende Kuppelbau auf acht polirten Granitsäulen, je 5 m hohe Monolithen, die den 20 m hohen Kuppelraum unterstützen, während entsprechende Wandpilaster die anschliessenden niedrigeren Bautheile begrenzen. Gemalte Fenster, sowie figürliche und ornamentale Decorationen der Flächen, Bronce-Statuen in den Wandnischen, Mosaik-Fussböden zieren die Halle, die für 300–400 stehende Personen Raum bietet. Anschliessend an den vierten der Ausgänge in Verbindung mit dem Dienstgebäude liegt zunächst je ein Raum für die Geistlichen und Angehörige. Unter der Einsegnungshalle ist ein auf kräftigen Pfeilern und Granitsäulen ruhendes kryptenartiges Mausoleum als Gruftenhalle erstellt, welche als Raum für Ehrengräber bestimmt und mit massiven Kreuzgewölben überdeckt ist. Das anschliessende Dienst- [419] und Wohngebäude enthält im Erdgeschoss zwei Eingänge in einen gemeinsamen Vorraum nebst Abortanlagen für Männer und Frauen getrennt, 2 Räume für Aerzte und Sectionen, einen Requisitenraum und Aufenthaltsraum für die Leichenträger, sowie ein Wachtzimmer für den Leichenaufseher.


Grabmal der Familie Günther.
Bildhauer G. A. Knittel.


Der Vorraum dient dazu, dass die Särge in Anwesenheit der Angehörigen hier geschlossen und decorit werden können, ehe sie zur Einsegnung nach der Halle verbracht werden.


Grabmal der Familie Kuenzer.
Bildhauer Zumbusch in München.


Derselbe ist mit Oberlicht beleuchtet und durch den Verbindungsgang mit den Leichenhallen zusammenhängend, nach denen ein kleiner Rollwagen auf Gummirädern läuft, damit die Särge innerhalb der Gebäude bequem und lautlos transportirt werden können. Im Mansardenstock [420] des Dienstgebäudes ist die Wohnung des Leichenhallen-Aufsehers, bestehend in Küche, 2 Wohnzimmern und 2 Schlafzimmen. Das Haus ist unterkellert und hat Speicherräume. Die grosse allgemeine Leichenhalle ist durch einen zu beiden Seiten offenen, aber gedeckten 3 m langen Gang mit dem Dienstgebäude und der Halle für Infectionsleichen verbunden. Die grosse Leichenhalle ist zweireihig mit einem Mittelcorridor angelegt und enthält 12 Einzelzellen von 2,45 m Breite und 3,15 m Länge, 4 Eckzellen von 3,40 m Breite auf 3,40 m Länge, erstere zu Särgen für Erwachsene, letztere für Kindersärge und Scheintodte.


Grabmal des erzbischöfl. Bau-Inspectors Franz Bär.
Bildhauer Knittel und Walliser.


Die Halle ist durchweg gewölbt und unterkellert. Anschliessend an die Halle ist für infectiöse (ansteckende) Leichen ein kleinerer Raum abgesondert; er fasst 10 Särge, ist unterkellert und mit einer Holzdecke mit Oberlicht überdeckt. Die Keller der beiden Leichenhallen sind durch äussere Treppen bequem zugänglich gemacht, so dass bei Epidemien hier nochmals 60 Leichen untergebracht werden können.


Grabmal der Familie Marbe. Bildhauer G. A. Knittel.


Die Herstellungskosten der Einsegnungshalle, Dienstgebäude für grosse und kleine Leichenhalle betragen 275,000 Mk. die der Portalbauten, 2 Wohnungspavillons und Umfassungsmauern zusammen 110,000 Mk. Dazu kommen noch die Zugangsstrassen, Wege, Anlagen, Gas- und Wasserleitung 67,000 Mk., mithin insgesammt 607,000 Mk., so dass die ganze Anlage auf rund 1 Million zu stehen kommt, 24,000 Mk. für Geländeerwerb inbegriffen. Die Hauptwege der Zufahrt zu den Gebäuden und um [421] dieselbe herum, sowie die sonstigen Hauptwege sind 5 m breit, die Nebenwege 3 m breit auf dem Friedhofsgelände. Die Grössenverhältnisse und die Belegungsfähigkeit desselben sind folgende: es sind 260,000 qm für Begräbnissplätze à 4,5 qm Fläche zur Verfügung, welche in 50 Jahren mit 56,000 Leichen belegt werden, da die durchschnittliche Sterbezahl pro Jahr 1180 bei einer Bevölkerungszunahme von 2% pro Jahr und einer Sterbefällezunahme von 2% beträgt.


Grabmal von Conrad Gyr.
Bildhauer Scanzi in Genua.

Grabmal von Gottfried Fischer Wwe.
Bildhauer J. Seitz.


Die Vororte Güntersthal und Haslach haben eigene Friedhöfe und jährlich 30–40 Leichen zu beerdigen. Im Begräbnisswesen ist der Leichenhauszwang eingeführt, d. h. die Leichen werden noch am Todestag zur Halle übeführt und von da in 48 Stunden nach eingetretenem Tod beerdigt; auch findet von hier die Ueberführung nach dem nahe und separat gelegenen israelitischen Friedhof statt, der sonst kein weiteres Interesse bietet. Die Eröffnung der neuen Friedhofanlage erfolgt im Herbste dieses Jahres (1898).

[422]

Grabmal der Familie Alois Knittel.
Bildhauer Gustav Adolf Knittel.

Grabmal der Familie A. Krebs.
Bildhauer Walliser.

Grabmal von W. Würth.
Bildhauer J. Seitz.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Einsegsnungskapelle