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Der gute Rath

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Der gute Rat
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Erstes Buch. S. 118
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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Bearbeitungsstand
fertig
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S. 118


[118] Der gute Rath.

Ein junger Mensch, der sich vermählen wollte,
Und dem man manchen Vorschlag that,
Bat einen Greis um einen guten Rath,
Was für ein Weib er nehmen sollte?

5
Freund, sprach der Greis, das weis ich nicht.

So gut man wählt, kann man sich doch betrügen.
Sucht ihr ein Weib bloß zum Vergnügen:
So wählet euch ein schön Gesicht;
Doch liegt euch mehr an Renten und am Staate,

10
Als am verliebten Zeitvertreib:

So dien ich euch mit einem andern Rathe,
Bemüht euch um ein reiches Weib;
Doch strebt ihr durch die Frau nach einem hohen Range;
Nun so vergeßt, daß beßre Mädchen sind,

15
Wählt eines großen Mannes Kind,

Und untersucht die Wahl nicht lange;
Doch wollt ihr mehr für eure Seele wählen,
Als für die Sinnen und den Leib:
So wagts, um euch nach Wunsche zu vermählen,

20
Und wählt euch ein gelehrtes Weib.

Hier schwieg der Alte lachend still.

Ach! sprach der junge Mensch, das will ich ja nicht wissen;
Ich frage, welches Weib ich werde wählen müssen,
Wenn ich zufrieden leben will?

25
Und wenn ich, ohne mich zu grämen ...


O! fiel der Greis ihm ein, da müßt ihr keine nehmen.