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Der große Schweiger

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Titel: Der große Schweiger
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 583
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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General v. Moltke.
Chef des großen Generalstabs der deutschen Armee.

[583] Der große Schweiger. Wir ergänzen heute die Portraitreihe jener hohen oder berühmten Persönlichkeiten, auf welche im Augenblick die allgemeine Aufmerksamkeit gerichtet ist, durch das Bild eines Mannes, dem wir mit am meisten die glänzenden, unvergleichbaren Waffenthaten unserer Armeen verdanken – es ist der General Hellmuth von Moltke, der Chef des großen Generalstabs der deutschen Armee. Moltke – fast jedes Kind in Deutschland weiß das schon – ist die Seele des gegenwärtigen siegreichen Kampfes, wie er bereits im Jahre 1864 den Feldzugsplan gegen Dänemark feststellen half und wie er auch den vom glänzendsten Erfolg begleiteten Operationsplan des siebentägigen Feldzuges vom Jahre 1866 in der Hauptsache ersann. Ein umfassendes militärisches Wissen, ein schöpferischer, gewandter Geist und ein durchdringender, ruhiger Blick bildeten ihn zu dem großen Feldherrn, als welchen wir ihn heute bewundern und als welchem ihm erst unsere Enkel die Frucht dieser blut- und ehrenreichen Tage in vollen Umfang danken werden.

Die Biographie Moltke’s, der in wenigen Wochen das siebenzigste Lebensjahr zurücklegt, ist unseren Lesern aus allen den Zeitungen bekannt, die sie schon gebracht; wir können sie deshalb hier übergehen. Auch dem gegenwärtigen Chef des großen Generalstabs der deutschen Armee ist, wie den meisten Rittern vom Geiste, die herbe Schule der Entsagung in seiner Jugend nicht erspart geblieben; aus ihr hat er sich zu der glänzenden Höhe emporgeschwungen, auf welcher er nun steht, und auf welcher er [584] unserem Vaterlande zu Schutz und Trutz noch lange stehen möge. Bei aller genialen Begabung ist Moltke eine bescheidene und schweigsame Natur. Seine stille Art und seine umfassende Kenntniß fremder Sprachen hat das Scherzwort erzeugt, daß er derjenige preußische Officier sei, welcher in sieben Sprachen am besten zu schweigen verstehe. Wie trefflich, beredt und nachdrucksvoll er aber noch in einer achten Sprache zu reden weiß, das hat er den Franzosen bei Wörth und Forbach und dann drei Tage lang unter den Mauern von Metz bewiesen, durch den ehernen Mund der Kanonen.