Zum Inhalt springen

Der erste Mai

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Karl Heinrich Heydenreich
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der erste Mai
Untertitel:
aus: Neue Thalia. 1792–93.
1792, Erster Band,
S. 173–175
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Göschen
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld bzw. Commons
Kurzbeschreibung:
Auch in: Das Gesammtgebiet der teutschen Sprache, nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und practisch dargestellt. 3. Band. Hrsg. von Karl Heinrich Ludwig Pölitz. Leipzig: Hinrichs, 1825. S. 96f. Google
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[173]
II.
Der erste Mai.
Nach Buchananus.

Willkommen, Erstgebohrner des schönen Mays!
Tag heilger Wonne! Werth daß der edelste
     Der Weine fließe und des Liebreiz
          Göttinnen scherzend im Chortanz schweben!

5
Sey mir willkommen, Liebling und Stolz des Jahrs!

Willkommen, die du wiedererwachend jetzt
     Uns lächelst, holde Lebensblüthe
          Unsrer zum Alter schon flieh’nden Erde!

[174]

Einst, da des ersten Frühlings milder Geist

10
Die neugebohrne schmeichelnd umsäußelte,

     Und jugendlich im heilgen Strahle
          Goldner Jahrhunderte sie sich wiegte.

Da schwebte dieser freundliche Frühlingswind
Mit nimmer müden Fittigen um die Flur,

15
     Und ohne Saat und Menschenpflege

          Glänzten die Felder von reichen Früchten.

So sanft durchwehn die Inseln der Seeligen
Wohlthät’ge Lüfte, wehn und verwehen nie,
     So wallen ewige laue Weste

20
          In der Unsterblichen heilgen Fluren.


So säuselt’s durch den dämmernden stillen Hain
Der stummen Schatten, lispelt mit Zauberhall
     Um der Vergessung holde Quelle,
          Spielt in der Trauercypressen Zweigen.

25
Und wenn einst Gott mit heiliger Flammenglut

Die Erde läutert, und die Jahrhunderte
     Des goldnen Friedens und der Unschuld
          Jugendlich prangend ihr wiederkehren,

[175]

Dann wallet, ahnd’ ich, eben der sanfte Geist

30
Um die verjüngte, wallt und verwallet nie,

     Und unsrer Seelen Aetherhüllen
          Leben des ewigen Frühlings Lüfte.

O, sey gegrüßt mir, Erster des schönen Mays!
Tag hoher Ahndung! Sey mir gegrüßt, du Bild

35
     Des Jugendlebens unsrer Erde

          Und der verjüngenden heilgen Zukunft!

 Professor Heydenreich.