Der erste Mai
Willkommen, Erstgebohrner des schönen Mays!
Tag heilger Wonne! Werth daß der edelste
Der Weine fließe und des Liebreiz
Göttinnen scherzend im Chortanz schweben!
Willkommen, die du wiedererwachend jetzt
Uns lächelst, holde Lebensblüthe
Unsrer zum Alter schon flieh’nden Erde!
Einst, da des ersten Frühlings milder Geist
Und jugendlich im heilgen Strahle
Goldner Jahrhunderte sie sich wiegte.
Da schwebte dieser freundliche Frühlingswind
Mit nimmer müden Fittigen um die Flur,
Glänzten die Felder von reichen Früchten.
So sanft durchwehn die Inseln der Seeligen
Wohlthät’ge Lüfte, wehn und verwehen nie,
So wallen ewige laue Weste
So säuselt’s durch den dämmernden stillen Hain
Der stummen Schatten, lispelt mit Zauberhall
Um der Vergessung holde Quelle,
Spielt in der Trauercypressen Zweigen.
Die Erde läutert, und die Jahrhunderte
Des goldnen Friedens und der Unschuld
Jugendlich prangend ihr wiederkehren,
Dann wallet, ahnd’ ich, eben der sanfte Geist
Und unsrer Seelen Aetherhüllen
Leben des ewigen Frühlings Lüfte.
O, sey gegrüßt mir, Erster des schönen Mays!
Tag hoher Ahndung! Sey mir gegrüßt, du Bild
Und der verjüngenden heilgen Zukunft!
Professor Heydenreich.