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Der blinde Knabe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Frank Wedekind
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Titel: Der blinde Knabe
Untertitel:
aus: Die vier Jahreszeiten
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: Albert Langen, Verlag für Litteratur und Kunst
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
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Originalherkunft:
Quelle: Commons
S. 39
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus Frühling.
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Bearbeitungsstand
fertig
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[39] Der blinde Knabe

O ihr Tage meiner Kindheit,
Nun dahin auf immerdar,
Da die Seele noch in Blindheit,
Noch voll Licht das Auge war:

5
Meine Blicke ließ ich schweifen

Jedem frei ins Angesicht;
Glauben galt mir für Begreifen
Und Gedanken kannt ich nicht.

Ich begann jedoch zu sinnen

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Und zu grübeln hin und her,

Und in meiner Seele drinnen
Schwoll ein wildempörtes Meer.
Meine Blicke senkt’ ich nieder,
Schaute tief in mich hinein

15
Und erhob sie nimmer wieder

Zu dem goldnen Sonnenschein.

Mußt ich doch die Welt verachten,
Die mir Gottes Garten schien,
Denn die Guten läßt er schmachten,

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Und die Bösen preisen ihn.

Freude, Lust und Ruh’ vergehen –
O, wie wohl war einst dem Kind!
Meine Seele hat gesehen,
Meine Augen wurden blind!