Zum Inhalt springen

Der alte Gottesacker in Clausthal

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Heinrich Morich
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der alte Gottesacker in Clausthal
Untertitel: Heimat-Geschichtliches vom alten Gottesacker
aus: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1930, S. 44–46
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum:
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Sachtext
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Der alte Gottesacker in Clausthal

Heimat-Geschichtliches

vom alten Gottesacker.


[44]      Der Alte Gottesacker in Clausthal wurde vor etwa 30 Jahren als öffentliche Begräbnisstätte geschlossen.

     Am Haupteingange stand einst das alte Bahrenhaus und weiterhin das ehemalige Hospital, das damals die Kranken und Gebrechlichen aufnahm. Ein schöner Schmuck ist der Platz der früheren Gottesackerkirche, wo die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Clausthal ein Denkmal für ihre im Weltkriege gefallenen Söhne errichtet hat.

     Die Gottesackerkirche, die nach dem großen Brande von 1634 errichtet und 1744 neu erbaut war, ging bei der entsetzlichen Feuersbrunst am 15. September 1844 unter dem wehevollen Schwanengesang ihrer herrlichen Orgel in Flammen auf und wurde nicht wieder aufgebaut. Unter ihren Trümmern befinden sich umfassende Grabgewölbe, in denen hervorragende Personen ihre Ruhestätte gefunden haben; unter anderen der hochverdiente Oberbergmeister Stelzner, der hier am 21. Mai 1802 nachts 11 Uhr mit großer Feierlichkeit beigesetzt wurde, wobei 600 Bergleute das Geleucht trugen.

     Von den älteren Grabmälern fallen uns besonders die 4 Familiengewölbe in die Augen, die als kleine Gebäude mit starken Mauern die Zeit überdauert haben. Das älteste von ihnen ist das Borckensteinsche Grabgewölbe, das der Zehntner Heinrich Julius Engelhard Borckenstein in Zellerfeld im Jahre 1784 erbauen ließ, und in dem er nach seinem Tode am 23. Mai 1795 seine letzte Ruhestätte fand.

     Das nach der Ostseite gelegene Hammersteinsche Familiengewölbe enthält die Überreste des Oberforstmeisters Friedrich Christoph Georg Clamor Freiherrn von Hammerstein und seiner Ehefrau Johanne Dorothee Henriette Luise Friedrike geb. Freiin von dem Bussche. Freiherr von Hammerstein wurde 1806 Forstmeister und 1821 Oberforstmeister in Clausthal. Er war hier eine sehr angesehene und einflußreiche Persönlichkeit, wurde 1838 Oberforstmeister des Harzes und 1840 Mitglied des Berg- und Forstamtes zu Clausthal.

     In dem dritten Grabgewölbe, das die Inschrift W. A. I. Albert trägt, ruht der hochverdiente Oberbergrat Albert, der Jahrzehnte hindurch die Geschäfte des Berghauptmanns führte, obgleich er als [45] Bürgerlicher den Titel eines solchen nicht erlangte. Geboren am 24. Januar 1787 in Hannover, kam er 1806 nach Clausthal, wo er vom Bergschreiber allmählich zum Ober-Bergrat und 1840 zum Direktor des berghauptmannschaftlichen Kollegiums emporstieg. Er war ein eifriger Förderer des Bergbaues, wobei wir besonders an seine wichtige Erfindung des Drahtseiles denken, ein treuer Freund von Kirche und Schule und ein begeisterter Anhänger der Musik und Kunst. Die Liebe und Verehrung, die er sich bei allen Harzbewohnern erworben hatte, haben sein Andenken auch nach seinem Tode, der am 4. Juli 1846 erfolgte, in lebendiger Erinnerung erhalten.

     Das hinter dem Albertschen Mausoleum unmittelbar anliegende vierte Grabgewölbe ist die letzte Ruhestätte für den vormaligen Hüttenreuter und späteren Oberhütteninspektor Johann Georg Gottfried Schönian.

     Von den übrigen Grabdenkmälern des Alten Gottesackers nennen wir zuerst das in Form eines griechischen Altars gehaltene Denkmal des Berghauptmanns Otto Burchard von Reden, der 1769 in Clausthal geboren war und von 1817 bis zu seinem Tode am 26. Mai 1863 an der Spitze der Bergverwaltung stand. Der Name seines Vaters, des Berghauptmanns Claus Friedrich von Reden, der 1777 den Tiefen Georgstollen treiben ließ, ist mit der Geschichte des Oberharzer Bergbaues aufs engste verbunden.

     Bemerkenswert ist das Grab des Geheimen Bergrats Koch, Vater des berühmten Bazillen-Koch († 1877).

     Drei weitere Denkmäler sind ehemaligen General-Superintendenten gewidmet: Harding († 1823), Steinmetz († 1854) und Dr. Fraatz († 1878). Harding war seit 1804 in Zellerfeld und seit 1808 in Clausthal und hat die Umwälzungen der französischen Zeit mit durchlebt; unter anderen war er damals der erste Zivilstandsbeamte unter der Herrschaft des Code Napoleon. Der Obelisk auf seinem Grabe wurde in jüngster Zeit wegen Gebrechlichkeit abgenommen. Das auf Steinmetz’ Grabe auf mächtigem Sockel ruhende gotische Kreuz [46] haben „trauernde Freunde und Verehrer dem zu früh verklärten General-Superintendenten Dr. Steinmetz“ gewidmet. Unter Steinmetz ist unser Verein zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder (jetzt Pestalozzi-Verein) gegründet worden. Dr. Fraatz war der letzte General-Superintendent für Grubenhagen „und den Harz“ (Zellerfeld). Mit seinem Tode wurde die General-Superintendentur in Clausthal ausgehoben.

     Die Stadtverwaltung ist bei den Grabmälern vertreten durch Richter Hunaeus († 1832) und Bürgermeister Ramdohr († 1866), die Bergakademie durch die Direktoren Römer († 1869), dessen Denkmal auf Kosten seiner Vaterstadt Hildesheim unterhalten wird, und von Groddeck († 1887).

     Zum Schluß seien noch folgende Grabdenkmäler erwähnt: Familie Lunde, Münzdirektor, etwa im Anfang des 19. Jahrhunderts. Es erinnert daran, daß Clausthal von 1617–1849 eine eigene Münze besaß. – Ernst Eduard Angerstein, Senator und Bergschmiedemeister in Clausthal († 1893 in Hannover). Daneben sein älterer Bruder Georg Friedrich Angerstein († 1873). Die Bergschmiedemeister waren konzessionierte, pensionsberechtigte Beamte beim Bergwerk, ebenso wie die Bergfuhrherren, deren letzter Vertreter Fr. Zeuner, auf dem neuen Gottesacker beerdigt liegt. Eduard Angerstein, der eine Stiftung für Verwahrloste gemacht hat, war auch Mitglied der 1. und 2. Ständekammer in Hannover.

     Die Grabdenkmäler des Alten Gottesackers sind gegenüber den prunkvollen Monumenten der neuen Zeit einfach und bescheiden gemäß der geringen Ansprüche unserer Vorfahren. Die meisten Denkmäler bestehen oder bestanden aus Schieferplatten, Holz- und Eisenkreuzen oder Sandstein.

     Als Ausnahmen kommen bei einigen Gräbern auch gußeiserne Platten vor, von denen wir zwei besonders hervorheben möchten. Die erste trägt die Inschrift: „Hier ruhet Zinngießermeister H. C. Nau, geb. 26. August 1749, gest. 27. Juni 1843. Er war ein Wohltäter der Waisen usw.“ Auf der zweiten Platte ist zu lesen: „Hier ruhen in Frieden, denn ihre Werke folgen ihnen nach, Johann Gottfried Jahn, Zinngießermeister hieselbst, und dessen Ehefrau Johanne Philippine geborene Hempel, beide starben in einer Woche im Monat Junius 1787 ohne Leibeserben und vermachten ihr sämtliches Vermögen den hiesigen Armen. Die Dankbarkeit setzt ihnen dieses Denkmal. Ein dauernderes und schöneres setzten sie sich selbst in dem Herzen jedes Edlen. 1787.“ Das der allgemeinen Armenkasse vermachte Vermögen betrug rund 2.000 Taler.