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Der Wolf und die Schafe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Der Wolf und die Schafe
Untertitel:
aus: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1915, Erster Band, Seite 237–238
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1915
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart, Berlin, Leipzig
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[237] Der Wolf und die Schafe. – Zu den gefürchtetsten Examinatoren, die in Berlin vor fünfzig Jahren die Referendarprüfung abzuhalten hatten, gehörten die Professoren Eck, Kothe, Tiefenbach und Wolf. Eines Tages war am Schwarzen Brett der Universität ein großes Plakat angeschlagen, auf dem ein geschickter Reimkünstler unter den jungen Juristen seiner stillen Wut gegen die sogenannte „Durchfallkommisson“ in folgenden Versen Ausdruck verliehen hatte:

„Kommst du glücklich um die Ecken,
Bleibst du nicht im Kote stecken,
Fällst du nicht in ’nen Tiefenbach,
Frißt dich doch der Wolf hernach.“

Am nächsten Vormittag begann Professor Wolf seine Vorlesung über deutsche Rechtsgeschichte folgendermaßen: „Meine Herren! Ich habe gestern den Vers am Schwarzen Brett, dessen letzte Zeile lautet: ‚Frißt dich doch der Wolf hernach‘, mit einer gewissen Genugtuung gelesen, da es mit dem Inhalt dieser mich angehenden Zeile in der Tat seine Richtigkeit hat, allerdings mit der selbstverständlichen Einschränkung, daß dieser Wolf nur – Schafe frißt!“

[238] Seine Zuhörer belohnten diese Schlagfertigkeit nach studentischem Brauch mit donnerndem Beifallsgetrampel.
W. K.