Zum Inhalt springen

Der Wenersee (Fontane, 1905)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Theodor Fontane
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Wenersee
Untertitel:
aus: Gedichte, Seite 108–109
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[108]
Der Wenersee.[1]


     Mit dem Meergott kämpften heißer die Giganten einst denn je;
Siegreich, aus des Nordmeers Armen, rissen sie den Wenersee,
Bauten, zwischen Sohn und Vater, einen länderbreiten Damm,
Stellten vor das Thor, als Wächter, einen ganzen Felsenkamm.

5
     Oft erfaßt den See ein Zittern tiefer Sehnsucht, und er lauscht,

Wenn’s wie fernes Meeresbrausen in den Tannengipfeln rauscht,
Beim Geheul der Wölfe wähnt er, daß die Windsbraut nahe sei,
Und im heisren Lied des Hähers hört er nur der Möwe Schrei.

     Frühling wird’s, und dreißig Ströme zahlen plötzlich ihm Tribut,

10
Dreißig Ströme, die sonst meerwärts niederstürzten ihre Flut,

Mit der Wasser Steigen steigt auch das Gefühl ihm seiner Kraft,
Und dem Freiheitsdrang gesellt sich jetzt der Zorn ob seiner Haft.

[109]
     Hoch schon überragt der Spiegel seiner Fluth den Riesendamm,

Zwischen ihm und seiner Heimath hebt sich nur der Felsenkamm,

15
Da, in siegessichrem Muthe, ruft er: „Vater, meine Hand

Streck’ ich Dir noch heut entgegen durch das felsbewachte Land.“

     Und der dreißig Ströme jeden schleudert er als Wurfgeschoß
Auf den Wächter, und zertrümmert Haupt und Glieder dem Koloß,
Den gewalt’gen Rumpf des Felsens überschäumt sein Wasserschwall,

20
Und zum ersten Mal zur Tiefe donnert der Trolhättan-Fall.


     In dem Riesendamme wühlt er sich mit leichter Müh ein Bett,
Und das Meer kommt ihm entgegen und sie graben um die Wett’
Jauchzend reichen Sohn und Vater zum Willkommen sich die Hand,
Felsenglieder, wie Trophäen, decken rings umher das Land.

Anmerkungen (Wikisource)