Der Wasserfall bei Triberg
(Freiburger Wochenblatt v. J. 1816. – Dieser Wasserfall gehört mit jenem, des Zwerenbachs bei St. Peter und des Ravennabachs beim Gasthause zum Sternen im obern Höllenthale, zu den auszeichnenden Schönheiten des Schwarzwaldes, welche dessen reiche Sagenwelt mit ebenso reichen Naturbildern umfangen.)
Ewig hängend in den Lüften,
Schäumend zwischen Felsenklüften,
Rauschend ohne Ruh’ und Rast;
Stürzt und stürzt und stürzet wieder
Grün vom dichten Wald umfaßt.
Auf des Berges hoher Fläche
Fließet, wie im Thal die Bäche,
Ernst die Gutach, sanftbewegt;
Unbewußt der hohen Freuden,
Die sie bald darauf erregt.
Unter aufgehäuften Kieseln
Hört das Ohr sie weiter rieseln,
Unsichtbar, wie eingehüllt;
Mit Gewalt sich fortgezogen
Und sich unaufhaltbar fühlt.
Von Terrasse zu Terrasse,
Mitten durch die schroffe Masse,
Hüpft und springet sprudelnd weiter
Auf der steilen Felsenleiter,
Und eröffnet sich die Bahn.
Seht der wilden Fluth Getümmel,
Sich die Wassersäule bäumt,
Und mit fürchterlichem Toben
Schnell herabgewälzt von oben,
Noch im Fallen tost und schäumt.
Wie sie, nimmer unterbrochen,
Stufenweise, aus der Höh’
Siebenmal herunterstürzen;
Plätschernd ihren Weg verkürzen,
Schaut den Strudel, wie er schießet,
Sich wie Alpenmilch ergießet,
Auf und nieder tanzt und hüpft;
Als wenn Gutachs Urne wäre
Der Najade Arm entschlüpft.
Sie, die nur die Schweiz bereisen,
Mögen dann den Staubbach preisen
An der nackten Felsenwand,
Dir will ich den Vorzug geben,
Dir im deutschen Vaterland.
Majestätischer und schöner,
Setzest, stockend, du wie jener,
Nein zusammenhängend fließest
Du in einem fort und gießest
Ganz dich bis in’s Thal herab.
Waldumkränzt, doch nie verborgen,
Du die höchste Pracht erreicht;
Womit, – welche Wasserfälle
Auch die Schweiz dagegenstelle, –
Sich nur Gießbach’s Pracht vergleicht.
Immer sichtbar dich ergießend,
Bist du deines Deutschen Bild;
Der beharrlich stets, doch offen, –
Was er wünschen darf und hoffen, –
Fließe, schönste der Cascaden,
Denn noch viele Myriaden
Silberhell zum Vater Rhein;
Aber mög’st auch nicht vergebens
Deutscher Freiheit Sinnbild sein.