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Der Waldteufel im Erzgebirge

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der Waldteufel im Erzgebirge
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 502-504
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[502]
564) Der Waldteufel im Erzgebirge.
Lehmann S. 74.

Die Wälder über dem Blöselstein und am Müntzerberg sind sehr unheimlich und es hat ein Waldteufel im Jahre 1575 den Köhler Georg Schwander, drei Jahre nachher seinen Gesellen und 1582 einen dritten Köhler, Oswald Wellner, erschreckt, gedrückt und so vergiftet, daß sie sterben müssen.

Im Jahre 1632 ließ Theophilus Groschupf, Stadtschreiber zu Scheibenberg, einen Raum an den Erbisleiten räumen und Acker machen; da nun ein Arbeiter, Georg Feuereisen, Mittags hinunter an einen Brunnen geht, Trinkwasser zu holen, findet er dabei einen häßlichen unbekannten Mann liegen, der ihm auf seinen Gruß nicht dankt, sondern im Rückwege auf den Hals fällt und ihn braun und blau drückt, daß er deswegen acht Wochen krank gelegen.

Hinter Grünhain liegt ein Wald, der Pfannenstiel genannt, [503] auf welchem nicht allein viele Menschen sind erschlagen worden, sondern es hat auch ein Waldgeist viele Leute erschreckt und geneckt, daß sie davon gestorben. Dergleichen ist einem Schneeberger, Mehlhorn genannt, begegnet, den es in den Rumpelsbach geworfen zum Trinkgeld, nachdem er dieses Gespenst als einen Malzsack den Berg hinan trug.

Anno 1654 hielt Hans Breitfeld, der Richter zu Grumbach, einen Dorfknaben von 13 Jahren, Michael Schmied, zu seinen Schafen, welchen ein Feldteufel zweimal von den Schafen weggeführt. Das erste Mal am 4. October hat er ihn stille durch die Luft und nach Kitzwald in’s dürre Fichtengras geworfen und liegen lassen. Das andere Mal sah das Gespenst seinem Vater ähnlich, der kurz zuvor gestorben war, bald mit, bald ohne Kopf, das trug ihn über drei Erbe weg in die Höhe und warf ihn in einen Morast, worüber denn der arme Knabe allezeit krank ward, daß er die Schafe darum nicht weiter hüten wollte.

In besagtem Jahre zur Herbstzeit kommt der Kirchvater von Stützengrün her aus dem Wald und ist gar schwermüthig, klagt auch, es habe ihn ein Gespenst erschreckt. Als er im Februar wieder hinausgeht, hört er eine Stimme: „erwürge Dich oder ich thue es! greif’ lieber selbst zu!“ Damit zieht der bestürzte Mann sein Messer heraus und schneidet sich den Bauch auf, daß die Gedärme in den Schnee fallen. Weil er aber vor Schmerzen heftig schreit, finden ihn die Köhler im Blute und führen ihn noch lebendig herein, und nachdem er seine Beichte gethan, communicirt und getröstet worden ist, ist er bald darauf verschieden.

Ferner hat ein Buchholzer Wald- und Mordgeist im Buchholzer Busch am Wege unter den vorbeigehenden Leuten vielen Zank und Schlägerei verursacht, daß sie bisweilen blutig und halbtodt von einander geschieden.

Wie Gottfried Richter, der Pfarrsubstitut in der Raschau, im Jahre 1661 vor Ostern seinen Bruder im benachbarten Elterlein, von woher er gebürtig, besucht, und nun spät durch den Wald nach Hause eilt, verführt ihn ein Gespenst in einen [504] furchtbaren dicken Wald, zerplagt ihn die halbe Nacht hindurch, daß er früh morgens nach Hause kommend halb todt aussah, sich todtkrank niederlegte und sagte, ein Gespenst habe ihn in mancherlei Gestalt die Nacht geplagt und stets begleitet, darauf er nach etlichen Tagen gestorben.

Auf eine halbe Meile von Grünhain gegen Waschleite ist einst in der Nacht eine ganze Compagnie Geister, die ein Getön und Concert von sich gegeben, als wenn’s die schönste Musica wäre, dem Pastor zu Scheibenberg, Christian Lehmann († 1688), begegnet. Desgleichen ist einem Gerber von Elterlein, der von Schwarzenberg des Nachts heimgefahren, eine ganze Rotte Reiter ohne Köpfe und in mancherlei Gestalt entgegengekommen, denen er ausgewichen, aber davon krank geworden ist.