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Der Urlauber

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Textdaten
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Autor: P. K. Rosegger
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Titel: Der Urlauber
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 4–5, 18–19
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Vgl. Franz von Defregger: Der Urlauber (Ölskizze), 1880er Jahre. Öl auf Leinwand. Links unten signiert. 36,5 x 44,5 cm
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[4]

Der Urlauber. Nach dem Oelgemälde von Franz Defregger.
Photographie im Verlag von Fr. Hanfstängl in München.

[18] Der Urlauber. (Mit Illustration S. 4 und 5.) Der Joseph ist heimgekommen! Ist das ein Freudentag, ihr lieben Leute! Nun, der Kaiser soll eben gesagt haben, die Steinbacherleute oben im Gebirge sollen auch was Liebes erleben zu diesen Weihnachten, ich schicke ihnen den Joseph.

So ist er denn ganz unerwartet gekommen, und just am heiligen Abend, wo die Einen noch beim Waschen und Scheuern, die Andern beim Holzspalten waren, und die Kinder beim Bravsein, denn es wird ja das Christkind kommen. Da springt auf einmal die Thür aus dem Schloß, wer sie nur so weit aufreißt, wo es draußen so kalt ist! Jesus Maria, der Joseph!

Sitzt er denn jetzt mitten unter seinen Leuten, und sie haben ihn wieder, um den die Mutter so oft geweint in stiller Nacht, denn er war in weiten Landen – „und jetzt wenn jählings Krieg wird!“ Einmal hatte sie ihn im Traum gesehen liegen auf dem Sand mit durchschossener Brust, und da hatte sie ihr Mann nicht genug ausschelten können über ihre Narrheit – und dabei war auch ihm weh um’s Herz gewesen.

Jetzt ist er da. Und wie prächtig er ausschaut! einen Stern hat er am Kragen. Da ist er etwa schon General? oder gar Korporal? Und was er für Sachen zu erzählen weiß! Die Jungen und die Alten, alle hören zu, und der Großmutter will vor lauter Verwunderung schier das Strickzeug aus dem Schoß fallen. Die Mutter aber, die hat jetzt keine Zeit, da mag’s in der Welt draußen hergehen wie es will, sie muß dem Joseph was zu essen kochen. Dem kleinsten Knäblein, dem ist aller Weltlauf und alles Essen nichts, dem geht’s nur nach dem funkelnden Knopf an der Brust des schönen Soldaten. Die übrigen Kinder möchten wohl von den Rössern und Reitern ein Näheres hören, deren auch so viele beim Soldatenleben sollen sein, getrauen sich aber nicht recht nachzufragen, er ist so viel fürnehm worden, der Joseph, aber lachen thut er just noch so, wie vor einem Jahr, da er mit dem Rekrutenstrauß auf dem Hut davongegangen ist. Nur nicht so traurig lacht er heute, als damals. Beim Vater ist mir nur bange, daß die Pfeife ausgeht, so fest hört er zu. „Na“, frägt er ungereimt drein, „und hast dich unten beim Kirchenwirth sehen lassen?“ Ernst und gesetzt muß er bleiben und innerlich zittert ihm jedes Aderlein vor lauter Stolz und Freude. Das große Mädel hinter [19] dem Lehnstuhl – erst noch die Frage, ob sie eine Schwester von ihm ist! – das kann sich mit seinen schalkhaft treuherzigen Augen nicht sattsehen an dem heimgekehrten Joseph und denkt: Na ich glaub’s, daß ihn der Kaiser hat haben müssen, der ist Herr über sein Land und sucht sich halt die schönsten und liebsten Leut’ aus!

Nun ist das Kaffeesüpplein fertig. Die „schöne Schalen“ steht schon auf dem Tisch, und jetzt erst hat die Mutter Zeit. Ihre Hand wischt sie an der Schürze glatt, dann greift sie glückselig und demüthig nach der seinen und sagt ganz leise: „Grüß dich Gott, Seppel! Weil du uns nur wieder daheim bist! Und jetzt schau, daß dir die Suppen bei uns noch mag schmecken.“ P. K. Rosegger.