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Der Schwedenstein

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Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Der Schwedenstein
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 222–226
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden bei Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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[222]
100. Der Schwedenstein.

In die Radeberger Gegend herüber grüßt seit dem Sommer 1898 von einer nach Osten zu liegenden waldgekrönten Höhe ein stolzer Luginsland; das ist der stattliche Aussichtsturm auf dem Schwedensteine bei Pulsnitz-Obersteina. Diesen Turm ließ der sehr rührige Gebirgs- und Verschönerungsverein „Pulsnitz und Umgegend“ errichten. Am 14. August 1898 wurde der Schwedensteinturm geweiht und dem öffentlichen Verkehre übergeben. Ein Besuch des 418 Meter hohen Schwedensteines ist nur zu empfehlen.

Pulsnitz

Von Pulsnitz aus ist dieser Berg in 40 Minuten bequem zu erreichen. Der Weg dahin ist freilich sonnig, aber doch lohnend. Schattiger ist der Weg über das idyllisch gelegene „Waldschlößchen“ an der Straße, die nach Kamenz führt. – Die Bezeichnung „Schwedenstein“ sucht man auf den Landkarten freilich vergeblich. Die Höhe führt da den Namen „Gickelsberg.“ Den nördlichen Abhang dieses Berges bezeichnet man als den Kirchberg. Ueber denselben führt für die Obersteinaer der Weg zur Kirche nach Pulsnitz. Wo der Kirchweg den Kamm des Kirchberges erreicht hat, liegt ein Restaurant, „Zum Schwedenstein“ genannt. Von hier aus ist die Höhe des Gickelsberges in wenigen Minuten erreicht. – Den Namen „Schwedenstein“ hat dieser Berg erst in neuerer Zeit erhalten. Wie die Sage berichtet, sollen einst die Schweden am Berge ein Lager aufgeschlagen haben. Der große Schwedenkönig Gustav Adolf wäre selbst auf dieser Höhe gewesen. An ihn erinnere auf dem Scheitel des Berges, unmittelbar am Fuße des Turmes, ein großer Granitblock, der „Schwedenstein“ genannt, nach dem mit der Zeit dem ganzen Berge diese Bezeichnung gegeben wurde. Der erwähnte Granitblock trägt folgende Inschrift in lateinischen Buchstaben:

Gustav Adolf Rex 1632.

[223]

Kurze Gasse.      Marktplatz in Pulsnitz.      Schlossteich-Parthie.
Rietschel-Denkmal.      Restaurant Schwedenstein.      Schwedenstein-Thurm.
Auf der Kuppe des Hochsteins.
Ruine.      Auf dem Keulenberge     Obelisk.

[225] Diese Worte sollen im genannten Jahre zur Erinnerung an Gustav Adolf in diesen Stein eingemeiselt worden sein. Eine schüsselartige Vertiefung in dem Steine wird als die Eßschüssel des Schwedenkönigs bezeichnet. Hier soll Gustav Adolf eine Mahlzeit zu sich genommen haben. Auf diesem Felsblocke habe man ihm die Tafel decken müssen. Das ist natürlich Sage; denn die Geschichte weiß nichts davon, daß Gustav Adolf in dieser Gegend gewesen sei. Vielleicht ist es aber eine Verwechselung. Während des „Nordischen Krieges“ war hier der Schwedenkönig Karl XII. – In dem betreffenden Granitblocke befinden sich noch folgende Inschriften, bezw. Zeichen:

G. E. R. P.
1763
Weißenborn Past.
Pulsnitz.
1855.
H. C. Oertel 1817.

Neue Schule zu Pulsnitz

P. Weißenborn aus Pulsnitz pflanzte im Jahre 1855 oben am Schwedensteine zur Erinnerung an die 300jährige Jubelfeier des Augsburgischen Religionsfriedens eine Eiche, die aber längst wieder verschwunden ist. An ihrer Stelle setzte man am 1. April 1899 zur Erinnerung an den „Eisernen Kanzler“ eine neue. – Vor Jahren hat man leider den Versuch gemacht, jenen Steinblock, den Schwedenstein, zu sprengen. Die Spuren davon sind noch vorhanden. – Der bezeichnete Felsblock ist kreisförmig von zwölf großen Granitblöcken umgeben, von denen einer ebenfalls eine schüsselartige Vertiefung enthält, während ein andrer mit einem hufeisenartigen Eindrucke versehen ist und ein dritter die Zeichen

J. S. W.
1778
F. Z.

erkennen läßt. – Diese Granitblöcke in ihrer auffälligen Anordnung und Gestalt deuten darauf hin, daß sie einst im grauen Altertume als Opferstätte [226] gedient haben und ein altheidnischer Altar waren. Die schüsselartigen Vertiefungen könnte man für die Blutwannen halten. Es umweht diese altehrwürdigen Granitblöcke ein eigentümlicher Zauber. Sie sind stumme Zeugen aus der Vorgeschichte unserer Heimat. – Wir besteigen nun den 12 Meter hohen Aussichtsturm. Auf die Zinne desselben führt eine gute Holztreppe. Der Blick von hier oben ist entzückend. Meilenweit liegt ringsum das heimatliche Land vor den Blicken des Beschauers ausgebreitet. Ein großer Teil der Lausitz ist von hier oben zu übersehen. Das Auge schweift von den Höhen des Erzgebirges bis in die Löbauer und Zittauer Gegend, von dem felsigen Berglande der Sächsischen Schweiz bis hin zum Spreewalde. Zahlreiche Ortschaften mit gesegneten Fluren sind sichtbar, einem Garten Gottes gleicht das Land. Der Blick vom Schwedensteinturme ist gleichschön zu jeder Jahreszeit, sei es im Frühling zur Blüte der Kirschbäume oder im Herbste, wenn die Bäume im bunten Blätterschmucke prangen, sei es im Sommer, wenn die gelben Getreidefelder wogen, oder mitten im Winter, wenn der Schnee Felder, Wiesen und Gärten verhüllt. – An der östlichen Außenseite trägt der Schwedensteinturm eine Platte mit folgender Inschrift:

Schwedensteinturm.
Erbaut 1898
vom Gebirgs- und Verschönerungsvereine
Pulsnitz und Umgegend.

Am Fuße des Turmes befindet sich eine Schutzhalle, die vielen Personen Raum bietet. –

Im Sommer 1901 ließ sich Herr Fabrikbesitzer Raupach aus Pulsnitz auf der Höhe des Schwedensteines am Nordfuße des Turmes ein schmuckes Landhaus erbauen, das dem Berge zu einer neuen Zierde geworden ist. Im Jahr 1902 wurde vom Restaurant „Zum Schwedenstein“ aus eine bequeme Fahrstraße nach der Höhe des Berges ausgebaut.