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Der Schatz im Stollenberge

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Textdaten
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Autor: Bernhard Baader
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Titel: Der Schatz im Stollenberge
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 34–35
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Der Schatz im Stollenberge.

Im Jahr 1779 diente ein fünfzehnjähriges Hirtenmädchen, welches die Melusine oft gesehen hat, zu Durbach auf dem Eisenbühl. Ein Platz hinter dem Stollenwald heißt „bei den zwölf Steinen,“ da erschien Melusine dem Mädchen und führte es beim Wolfsloch in den offenen Stollenberg hinein. Da lagen am Eingang drei ungeheure Riesen, mit Speer und Harnisch [35] bewaffnet, und schliefen. Als sie weiter kamen, sahen sie große Kisten und auf jeder saß ein schwarzer Hund. Vor der Melusine sprang aber jeder Hund gehorsam herab und sie öffnete die Kisten mit ihrem Schlüsselbund. Es waren sechs, alle mit Geld angefüllt, welches Melusine dem Mädchen versprach, wenn es sie erlösen wollte. Die Kisten wurden wieder geschlossen und die Hunde sprangen darauf, um sie zu bewachen. Sie gingen nun zu den zwölf Steinen zurück und der Berg schloß sich bei ihrem Ausgang wieder zu. Dort erzählte Melusine dem Hirtenmädchen: „Wenn du 18 Jahre alt bist, kannst du mich erlösen, denn ich bin verwünscht, und will dir all das Gold geben, das du gesehen hast. Schon lange hab’ ich auf dich gewartet und geschlafen bis zu deiner Ankunft. Hier bei diesen Steinen mußte erst ein doppelter Tannenbaum aus einer Wurzel sprossen, und als er hundert Jahre alt war, mußten ihn zwei ledige junge Leute am Wunibaldstage umhauen. Der stärkste Stamm wurde auf einem Schlitten hinab ins Thal geführt auf Dagobertstag, und aus den Brettern dieses Stammes deine Wiege gemacht.“ – Noch oft kam Melusine an diesem Ort mit dem Mädchen zusammen und man sprach im ganzen Thale davon, daß die Verwünschte erlöst werden sollte. Viele Leute gingen zu dem Mädchen und gaben ihm Geschenke zur Aufmunterung, bis endlich der Pfarrer die Leute abmahnte und dem Mädchen mit Kirchenbußen drohete. Da kam die Erlösung nicht zu Stande; wer aber von Sünden rein ist, wird doch zuletzt die Melusine mit ihren Schätzen erlösen.

Das Hirtenmädchen nähte in ihrem späteren Alter um Lohn bei den Leuten und lebte noch zu Anfang dieses Jahrhunderts sehr still, ließ sich aber nicht mehr ein, diese Geschichte ihrer Jugend zu erzählen. – Bei den zwölf Steinen sind noch zwei Tannen zu sehen, die aus einer Wurzel entsproßt sind und damals hundertjährig waren. Man heißt sie Melusinen-Baum.

(Mitgetheilt von Bernhard Baader in „Mone’s Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1834.)