Der Sänger (Zwicker)
Hörst du die fernen Töne nicht
Schon näher näher klingen?
O hörst du nicht, o fühlst du nicht,
Wie sie zum Herzen dringen?
Im vollen wilden Klang!
Wie nun es lispelt, wie es spielt,
Und jetzt mich brennt, und jetzt mich kühlt,
Und sich zum tiefsten Busen stielt
Was will mir in der heißen Brust
So bange Seufzer regen? -
Was tritt wie holde Frühlingslust
Jetzt lächelnd mir entgegen? -
In hellen Silberwogen,
Die Leier rauscht, das Lied erklingt,
Die Jungfrau ist’s die lockend singt,
Der Jüngling lauscht, das Mädchen winkt,
„Dort wo die blaue Bergeshöh’
Die goldnen Wolken küßt,
Und weiter über Fels und See,
Der blinkend jenseits fließt
In frischer Jugendschöne
Dort prangt in köstlichem Verein
Zumal was Herbst und Lenz verleih’n;
In Blüten schläft der Zephyr ein
In heimlich trauter Dämm’rung fließt,
Von Flötenhauch geschwellt,
Die Lust, von Blumenduft versüßt,
Von Mondglanz aufgehellt.
Zum fernen stillen Hain,
Zu deines Pfad’s Begleiterin,
Die goldne Leier nimm sie hin,
Dort - bin ich selber der Gewinn,
Und da das Wort der Lipp entquoll,
Und sie mich angeblickt,
Da war’s im Busen mir so voll,
So wunderbar entzückt -
Und ward nicht mehr geseh’n;
Sie hörte nicht mein banges Fleh’n,
Sie ließ mich zagend zweifelnd steh’n;
Soll ich nun hin zum Haine geh’n,
Hoch über Klippen führt der Weg,
Die tiefe Schlucht entlang
Klimmt über’n Fels der schmale Steg
Am jähen schroffen Hang. -
Und manches Land durchzieh’n! -
Komm Leier an des Jünglings Brust,
Bin ich des Ziels mir doch bewußt,
Und alter Schmerz verschönt die Lust,
Nun wall’ ich schon wol manches Jahr
Zum Liebchen in der Fern
Es winkt der Hain mir immerdar
Blinkt lächelnd wie ein Stern;
Bis ich das Ziel errang
So zieh ich nun der Ferne zu,
Und meine Leier rauscht dazu
Hab ich nicht Rast, hab ich nicht Ruh’,