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Der Präsident der Republik Costa Rica

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Der Präsident der Republik Costa Rica
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 380
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[380] Der Präsident der Republik Costa Rica. Das unter den centro-amerikanischen Staaten in neuerer Zeit häufig genannte Costa Rica, auch vielfach und nicht ohne allen Grund der deutschen Auswanderung empfohlen, steht gegenwärtig unter der Präsidentschaft Don Juan Rafael Mora’s. Mora ist ein kleines Männchen, dessen Aeußeres die Liebe zum Frieden, zur Ruhe und zur Behaglichkeit verräth. Er ist trotz seiner energischen Reden und des diktatorischen Auftretens im Congreß auch von Charakter sanft und wohlwollend, und kann, so sehr er auch versucht, sich das Air eines Staatsmannes nach europäischem Zuschnitt zu geben, doch den ehrsamen Bürger nicht verleugnen. Zum großen Theil hat dies seinen Grund mit darin, daß Mora nicht nur blos Präsident ist, sondern auch ein bürgerliches Gewerbe mitbetreibt. Er besitzt sehr bedeutende Kaffeepflanzungen und hält in der Hauptstadt San José einen offenen Kramladen. Da sich mehrere andere Regierungsbeamte, namentlich auch der Premierminister Corazo, der einen Bandwaarenkram betreibt, in derselben Lage befinden, so ruhen außer an den Sonntagen die Staatsgeschäfte auch an den Sonnabenden, wo großer Wochenmarkt in der Hauptstadt ist, zu welchem sich die Landbevölkerung in Masse einfindet. Das Regierungsbureau wird dann geschlossen und die ersten Beamten der Republik stehen mit Elle, Scheere und Waage hinter ihren Ladentischen. Gestern bat vielleicht Seine Excellenz Präsident Don Juan Rafael Mora in einer Staatsschrift an die Königin von England diese „Buena amiga“ (gute Freundin) vertraulich angeredet, heute schneidet und klebt er in seinem Laden neue Muster von gestreiftem Kattun, schottischen Callicos, neuesten Hosen- und Westenstoffen für irgend einen zu seiner Kundschaft gehörenden Landhausirer. Der Verkehr an solchen Tagen beseitigt alle Rangverhältnisse; von Excellenz dem Präsidenten ist keine Rede mehr, die Krämer und Bauern bedienen sich selbst des den höhern Ständen gegenüber gebräuchlichen „Caballero“ oder „Senor“ nicht, sondern sagen ganz einfach: „Don Juanito,“ etwa wie wir sagen würden, „mein gutes Müllerchen, Schulzchen etc.“ Das Wohl der Republik leidet übrigens hierunter nicht und Costa Rica geht einer recht gedeihlichen Zukunft entgegen.