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Der Ponickausche Garten im Jahre 1574

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Die ersten Anzeichen der lutherischen Bewegung in Dresden Der Ponickausche Garten im Jahre 1574 (1893) von Georg Müller
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896)
Die Einrichtung einer Eilpostverbindung Berlin-Dresden-Prag-Regensburg 1653
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Der Ponickausche Garten im Jahre 1574.


Der Kranz von Gärten, der die Stadt Dresden im 16. Jahrhundert umgab, wurde an vielen Stellen durch die Festungsbauten verdrängt, durch die Kurfürst August seine Hauptstadt zu sichern suchte. Vor dem Wilsdruffer Thore wurden verschiedene Besitzungen aufgekauft, die der „welsche Baumeister“ (Johann Baptista Buonhomia aus Brescia) näher bezeichnet hatte. Auch die Gärten des kurfürstlichen Leibarztes Dr. Nefe und des Kammermeisters Hans Harrer fielen dem Bau zum Opfer. Letzterer suchte nun ein anderes Grundstück zu erwerben und warf sein Auge auf einen Garten vor dem Salomonisthore, der den Erben des kürzlich verstorbenen Christoph von Ponickau gehörte.

Am 26. April 1574 schrieb Harrer an Hans Georg von Ponickau, Amtmann zu Torgau, Mühlberg, Schlieben und Liebenwerda, der auf den Antrag einging und 1500 Gulden als Kaufsumme verlangte. Diese erschien dem Kammermeister viel zu hoch. Er richtete an den Amtmann ein weiteres Schreiben, in dem er hervorhob, daß das Grundstück sehr vernachlässigt sei und schier keinem Garten gleiche; die Gebäude seien schlecht, die Umzäunung dem Einfallen nahe. Die Besitzer waren zu Verhandlungen geneigt, die Harrers Busenfreund, der kurfürstliche Kammersekretär Hans Jenitz, führte. Er bewilligte als Kaufpreis 1000 Gulden, halb nach Uebergabe, halb zu Neujahr zahlbar. Der Käufer fand eigentlich den Preis noch zu hoch, verstand sich aber zur Zahlung mit Rücksicht auf die Abmachungen seines Vertrauensmannes. Am 4. November 1574 fand die Uebergabe statt; der Kaufpreis wurde auf der Leipziger Neujahrsmesse erlegt.

Dann aber ging Harrer an die Einrichtung des Gartens. Daß es dabei viel zu thun gab, geht aus folgender Beschreibung des Grundstücks hervor, die er nach der Besichtigung seinem Freunde Hans Jenitz zukommen ließ:

Mein freundliche Dinst zuvorn, Ernvester Herr Kammer-Secretari, besonders günstiger Freund, verwandter Bruder und lieber Herr Gevatter, Nachdeme ihr euch freundlichen werdet zu erinnern wissen, daß ihr mit mir hiebevorn vertrauliche Unterredungen gehalten, wenn ich des von Ponickaw Garten allhier für dem Salomonsthor gelegen zu kauffen bekommen konnte, daß ich mich darumb sollte annehmen. Nun habe ich dorauff nicht underlassen und mit Hans Jorgen von Ponickaw doraus geredet, und daß er sich mit seinen Brüdern, wie sie ihnen am nechsten vorlassen wollten, vergleichen und mir solchs zuschreiben sollte. Dorauff hat mir itzt Hans Georg von Ponickaw geschrieben, welches ich euch hiemit tue zuschicken, und ich bin gleich alsbald solchen Tages mit Mattes Hamisch auff denselben Garten gegangen und auch nach Notturft darinnen umgesehen, befinde wol, daß derselbe erstlichen zierlichen und wol angelegt und lustig gewesen sein muß, auch wol etwas zu bauen kostet hat; er ist aber sieder des alten Ponicken Todt sehr ubel gewartet worden und ist alles an den Weinleben und den Beten eingangen, daß es schier keinem Garten

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gleich siehet, so ist in dem Wohnhaus unten nichts mehr als ein Kuchen und Gewölbe daran wol zugericht, aber oben ist nichts mehr als ein bloßer Sall und hat ziemlich feine schuttboden, die seint aber auch so gar wol nicht gehalten, und ist nicht wol hinauff zu kommen, denn es enge Stiegen hat. Sonsten hat es keine Stuben, oben allein an der Seiten; wie man im Wohnhaus hinein und dann, wann man ufn Sall gehet, ist gar ein kleines Stüblein und ein Kemmerlein; dergleichen will die Gartenmauer an der Kunatin Seiten auch einfallen, wie sie denn sehr gestützet ist, daß einer also noch etwas stattliches darein verbauen konnte. Weil ich denn hierin euern Rat gern hören wollte, als habe ich auch beneben Zufertigung gedachtes Ponickens Schreibens zu versuchen nicht wollen unterlassen, und gelangt demnach an euch mein freundliches Bitten, weil euch gleichwol dieser Gelegenheit solches Gartens zum teil bekannt, und der Plan darzu nicht sehr groß ist, auch noch viel darin zu bauen und zu bessern von nöten, ihr wollet mir hierinnen euer Bedenken mitteilen und, was mir zu thun sein möchte, schriftlich verständigen, domit ich dorauff die von Ponickaw hinwieder zu bescheiden haben mege, das bin ich hinwieder freundlichen zu verdienen willig und thue euch hiemit Gott dem Allmächtigen in seinen Schutz treulichen befehlen. Dat. Dreßden, den 31. Julij Anno etc. im 74.
(Hauptstaatsarchiv, Cop. 376b III, 104, 185, 187, 197, 255, 267. Vergl. auch Loc. 8844. Justizsachen in Churf. z. Sachsen Vormundschaft 1601, I. 150 ff.)
Professor Dr. Georg Müller.