Zum Inhalt springen

Der Papagai und Rabe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Gottfried Herder
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Papagai und Rabe
Untertitel:
aus: Zerstreute Blätter (Vierte Sammlung) S. 24-26
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Gotha
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[24]

 Der Papagai und Rabe.

     Ein Papagei und Rabe fanden sich
     in Einem Vogelbauer eingesperrt.
     Der Papagei erschrack vorm häßlichen
     Gesellen, und sprach voller Unmuth so:

5
     „Welch eine widrige Gestalt! Sein Blick,

     und seine Art, wie sie abscheulich sind!
     O Rabe, wäre zwischen mir und dir
     ein Raum von Orient zu Occident.

Wer dich am Morgen erblickt, dem wird die Schöne des Morgens

10
     Nacht. Er beginnt mit dir einen unseligen Tag.

Ein Unholder gehört nur mit Unholden zusammen;
     aber wo fändest Du irgend noch Einen, wie Dich?“

[25]

     Und wie dem Papagei des Raben, war
     dem Raben auch des Papagei Gesellschaft.

15
     Er streicht die Klauen, klagt sein Schicksal an,

     und wünscht sich, in Würde zu spatziren
     mit Seinesgleichen auf der Gartenmau’r.

„Gütiger Himmel, was hab’ ich verübt, daß diesem Unedlen,
     diesem Thoren du mich, Ihm zum Gesellen erkohrst?

20
Wäre sein Bild an der Mauer gemahlt; ich flöge von dannen,

     wär’ er im Paradies, flög ich zur Höllen hinab.
Einem geistlichen Mann, dem Raben, o schändliche Strafe,
     die ihn mit Papagei’n, Schwätzern und Buben gesellt!“

 ––––

[26]

So fand sich einst ein ernster Derwisch im
     Gelag der Lustigen. Er saß betrübt
     bei ihren Schwänken, bis ein Freier sprach:

„Findest du dich beleidet von Uns? So beleidest du uns auch:

5
     warum kommst du hieher? da wir nicht kommen zu dir.

Hier bist du, wie ein dürres Holz im Garten der Anmuth,
     wo eine Blume sich frölich der andern vermählt;
Bist ein widriger Wind für unsre Segel, der Schnee bringt,
     bist ein unschmelzbar Eis mitten in schmelzender Luft.“