Der Markgraf und die Mönche
Der Markgraf hieß Rudolfus,[1]
War zugenannt der Wecker,
Der hielt gern gute Tafel,
Er selbst war etwas lecker.
Im alten Rittersaale,
Mit vielen edeln Gästen,
Bei einem großen Mahle.
Sie aßen guten Braten
Und waren guter Dinge
Und schenkten fleißig ein.
Sie leerten große Humpen,
Wie’s teutschen Männern ziemt,
Und Fehden sich gerühmt.
Da trat herein ein Pfäfflein,
Das sah gar traurig aus,
War abgezehrt und mager
Trat hin zu Markgraf Rudolf
Und faßte seinen Arm:
„Mein Fürst ich bin von Gottsau,
Ach, daß sich Gott erbarm’!
Leer ist mein armer Magen,
Wir haben nichts zu beißen
Und haben nichts zu nagen.
Wir haben keinen Schinken
Wir haben viele Schulden
Und keinen rothen Heller.
Wir blöcken wie die Schafe
Nach etwas grünem Futter,
Und haben keine Butter.
Du sitzest da und freust dich
Des allerbesten Schmauses,
Gedenk’ auch deiner Mönche
Bist du nicht reich? Dir zollen
Die Schiffe auf dem Rhein,
Und an des Stromes Ufern
Wächst dir der beste Wein.
Nicht Einen guten Bissen,
Ist’s recht, daß Gottes Diener
Aus Mangel fasten müssen?
Wie lange hab’ ich keinen
Der Pater Küchenmeister
Hat ganz verlernt das Kochen.
Ach, gnäd’ger Herr! erbarmt Euch
Der Hungrigen und Matten!
Wir gleichen nur noch Schatten!“ –
Und lachend sprach der Markgraf:
„Hast sehr gut lamentirt!
Habt ihr, wie’s Fasten schmecket,
Euch war’s zu wohl, ihr waret
Zu feist und kugelrund,
Den ganzen lieben langen Tag
Stund euch nicht still der Mund.
Ich will für euch doch sorgen;
Geh, sag’ den lieben Mönchen mein,
Ich käme selber morgen.“ –
Und Morgens kann der gnädge Herr
Und nahm aus seinem Kellerschatz
Vom Besten mit zum Trinken.
Wie jauchzten da die Pfäffelein,
Wie ausgelaßne Ritter!
Und hüpften wie die Widder!
Wie schmausten sie und tranken sie,
Aller Kummer war nun fern;
Sie waren bis in die späte Nacht
- ↑ Regierte von 1349–1361. Liegt begraben zu Lichtenthal vor dem Altar der heil. Katharina.