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Der Landbriefträger

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Der Landbriefträger
Untertitel:
aus: Der Wahre Jacob
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1903
Verlag: J. H. W. Dietz
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Der Wahre Jacob, Nr. 454, Seite 4220
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Bearbeitungsstand
fertig
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[4220]

Der Landbriefträger.

Im Schnee vergraben liegen alle Hütten
Vom Himmel schneit es immerfort wie toll
Und höret nimmer auf mit Flockenschütten,
Man weiß nicht mehr, was das noch werden soll.

5
Doch heiter stapf’ ich durch den weißen Segen,

Die harte Arbeit ist mir heut’ ein Scherz,
Denn alle Kinder jauchzen mir entgegen
Und mit der Jugend jauchzt mein altes Herz.

’s ist keine Kleinigkeit! es drückt den Rücken,

10
Doch in den Sturmwind pfeif’ ich dann und wann,

Heut’ wird mein Kommen jedermann entzücken ―
Für’s ganze Dorf bin ich der Weihnachtsmann!
Denn aus der Stadt, wo hinter blanken Scheiben
Ein Wundergarten für die Kleinen feil,

15
Bring’ ich auf’s Dorf in wirrem Flockentreiben,

Auf Holperwegen ein bescheidnes Teil.

Das letzte Blatt entführte von den Zweigen
Der raue Ost, der in das Mark mir dringt,
Doch aus der Brust will Maienfreude steigen,

20
Die mit der Lerche und der Amsel singt;

Und wärm’ ich dann am Ofen meine Knochen
Und glimmt im Pfeifchen meines Tabaks Rest,
Begeht inmitten seiner schwersten Wochen
Der Bote still das liebe Weihnachtsfest.

     R.L.