Der König und der Hofnarr
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Der König von Preußen, Friedrich Wilhelm I., hatte bekanntlich einen großen Hang zur Sparsamkeit, die auch, bei der Verschwendung seines Vaters, für sein Land segensreiche Früchte trug, obschon sie zuweilen ins Kleinliche ausartete.
Einst hatte er fast allen Bedienten seines Hofstaats, hauptsächlich den untersten, einen Teil ihrer Besoldung geschmälert und befohlen, daß bei vielen die ihnen seither bewilligten Zugaben an freiem Holz, Licht und dergleichen wegfallen sollten.
Eine solche Maßregel verursachte natürlich eine große Bestürzung und Betrübnis unter diesen Hofbedienten.
Einige Tage nach der Bekanntmachung dieser Anordnung trat der Geheime Rat von Gundling – bekanntlich der Lustigmacher des Königs – in das Zimmer des letzteren, als dieser noch im Bette lag.
Gundlings Eintritt geschah mit vielem Ungestüm, und er schob dabei, wie im Ärger, die Stühle beiseite, gleichsam als ständen sie ihm im Wege.
Der König, aufgeweckt durch dieses Geräusch, öffnete die Vorhänge seines Bettes, und als er Gundling so entrüstet gewahr wurde, fragte er ihn:
„Was zum Henker macht Ihr denn für einen Lärm?“
„Ach,“ versetzte Gundling, „man hat doch auch nichts als Verdruß und Ärger.“
„Was ist Euch denn widerfahren? – Ihr seht ja so böse aus, als wenn Ihr alles in Stücke reißen wolltet?“
„Wie kann man fröhlich aussehen, wenn man nichts als betrübte Gesichter um sich sieht und Klagen und Seufzer hört.“
„Wer klagt denn?“
„All Ihre Leute, Ew. Majestät! Sie haben ja fast allen so viel an ihrer Einnahme gestrichen.“
„Das ist schon recht. Das Volk bekommt mehr als es verdient, und es betrügt mich noch überdies und tut seine Schuldigkeit nur halb oder gar nicht.“
„Darin pflicht ich Ew. Majestät bei! Ich hab’ auch heute einen solchen Ärger mit meiner Magd gehabt. Ich befahl ihr, sie sollte die Treppe scheuern. Was tut sie? Sie scheuert die unterste Stufe zuerst, dann die zweite, dritte, vierte bis oben hinauf, und so wie sie eine höher steigt, macht sie mit ihren Füßen alles wieder schmutzig. Das kann ja nichts helfen. Von oben muß man anfangen, Ew. Majestät, von oben!“
Der König, den versteckten Sinn merkend, sagte lächelnd: „Ja, darin hat Er recht! Ich werde mit dem Hofmarschall sprechen.“