Der Gesang der Nachtigall
Der Gesang der Nachtigall.
Höre, die Nachtigall singt: der Frühling ist wieder gekommen!
Wiedergekommen der Frühling, und deckt in jeglichem Garten
Wohllustsitze, bestreut mit den silbernen Blüthen der Mandel.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.
Blumige Lauben wölben sich hold zur Hütte der Freundschaft.
Wer weiß, ob er noch lebt, so lange die Laube nur blühet?
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht der blühende Frühling.
Glänzend im Schimmer Aurorens erscheint die bräutliche Rose;
Auf der Lilie Haupt wird Thau zum himmlischen Glanze;
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht der blühende Frühling.
Wie die Wange der Schönen, so blühen Liljen und Rosen;
Farbige Tropfen hangen daran wie Edelgesteine.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht der blühende Frühling.
Tulpen und Rosen und Anemonen, es hat sie der Sonne
Strahl mit Liebe geritzt, Blutroth mit Liebe gefärbet;
Du, wie ein weiser Mann, genieße mit Freunden den Tag heut,
Denke der traurigen Zeit, da alle Blumen erkrankten,
Da der Rose das welkende Haupt zum Busen hinabsank;
Jetzo beblümt sich der Fels; es grünen Hügel und Berge.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.
Balsam athmet die Luft, der niedersinkende Thau wird,
Eh er die Rose berührt, zum duftigen Wasser der Rose.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.
Herbstwind war, ein Tyrann, in den Garten der Freude gekommen;
Und sein Mundschenk beut den erquickenden Becher der Lust uns.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht der blühende Frühling.
Hier im reizenden Thal, hier unter blühenden Schönen
Sang, eine Nachtigall, ich der Rose. Rose der Freude,
Drum sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.