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Der Doktorwein

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Textdaten
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Autor: Johann Baptist Vogl
Illustrator: Carl Hermann Schmolze
Titel: Der Doktorwein
Untertitel:
aus: Fliegende Blätter, Band 2, Nr. 32, S. 60.
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Heidelberg, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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[60]

Der Doktorwein.



Ein alter König fromm und gut, todtkrant darnieder lag –
Doktoren schrie’n ein ganzes Heer sich heiser Nacht und Tag.

Ein jeder rief: „ich bin’s allein!“ und gab ihm dies und das –
Doch aller Mittel ungeacht’ der Kranke nicht genaß!

Das hört ein greiser Rittersmann – des Königs Kampfgenoß –
Der lacht und ruft den Knappen zu: „schnell sattelt mir mein Roß!“

Drauf stieg er in den Keller tief – da lag ein Fäßchen Wein,
Das nimmt er auf und reitet froh damit zur Hofburg ein.

„Zum kranken König führet mich, ich bring ihm Arzenei;
Und, so der Herr mir folgen will, wird er vom Siechthum frei!“

Die Kunde breitet schnell sich aus vom Ritter mit dem Faß,
Wie daß den Herrn zu heilen er so kühnlich sich vermaß!

Auch zu dem König dringt die Mähr’; er läßt ihn kommen schnell:
„Was bringst du für ein Tränklein mir, du närrischer Gesell?“

„„Ein Tränklein, Herr, von Wunderkraft, weit köstlicher denn Gold!
Durch seine Tugend hochberühmt, Ihr schnell genesen sollt!““

Und einen Becher schenkt er voll, reicht ihn dem Kranken dar:
„Nehmt hin, trinkt aus, und freuet Euch des Weines alt und klar!“

Der König trank mit langem Zug den gold’nen Becher leer, –
Sein Auge glänzt, er ruft entzückt: „gib mir des Trankes mehr!“

Und freudig schenkt der Ritter ein, so oft der Becher leer,
Und immer rief der König neu: „gib mir des Trankes mehr!“

Und mit des Weines edlem Trank schlürft er Gesundheit ein,
Drum heißet noch auf diesen Tag den Wein man Doktorwein!