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Der Chor

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Der erzürnte Musiker W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen/Zweite Abtheilung (1840) von Franz Kottenkamp
Der Chor
Die Dorfschenke
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Der Chor.
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DER CHOR.
THE CHORUS.

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Der Chor.
Oder:
Die Singprobe des Oratoriums Judith.
(The Chorus or rehearsal of the oratorio of Judith.)




Zu Hogarth’s Zeiten wurde ein Oratorium Judith im Jahre 1733 auf die Bühne gebracht. Der Verfasser, William Huggins, gehörte den höheren Ständen an, und der Componist war ein jetzt unbekannter Deutscher, mit Namen Fesch, welcher jedoch damals einigen Ruf in London besaß. In jenen Zeiten war die Musik, wie gegenwärtig, bei den aristokratischen Classen der Briten ein Modeartikel, und zwar in derselben Weise, wie jetzt, weil unbekannte Dinge am meisten geschätzt, bezahlt und gepriesen werden; außerdem war der Verfasser durch Stand und Reichthum fashionabel; nichts desto weniger machte die jüdische Heldin mit allem Lärm des Holofernes kein Glück, und wurde ausgepfiffen. Der Verfasser wandte sich hierauf an das Publikum im Großen; er ließ sein Oratorium auf eigene Kosten drucken, und mit [670] feinem Kupferstich ausschmücken, der von Vandergucht (dem gewöhnlichen Kupferstecher Hogarth’s) nach der Zeichnung unseres Künstlers ausgeführt war. Allein die Welt zeigte sich undankbar gegen sein Verdienst; das Buch hatte eben so wenig Erfolg, wie die Aufführung, und der Verfasser mußte sich mit Goldsmith’s Vicar of Wakefield trösten, seine Werke würden dereinst von den wenigen Auserkorenen (by the happy Few) das heißt: im Himmel der Seligen, gelesen werden.

In gewisser Art stimmt dies Blatt mit dem vorhergehenden überein. Der Schall ist Gegenstand der Composition, und der Beschauer wird bei einiger Phantasie die verschiedenen Töne zu vernehmen glauben. An dem Gesicht der Singenden lassen sich die vor ihnen liegenden Noten ebenfalls bemerken. Wahrscheinlich wird auch der ganze Körper bis auf die Fußzehen dem Schlüssel des Componisten entsprechen. Vor Allem fällt der Dirigent an der Spitze der Pyramide in die Augen. Er gestikulirt in höchster Aufregung. Vorsichtiger Weise hat er seine Brille festgebunden. Er hätte besser gethan, dasselbe Verfahren auch bei seiner Perrücke anzuwenden, denn diese ist ihm während der Agitation vom Kopfe geflogen. Vielleicht ist dieser Capellmeister das Porträt des Componisten Fesch. Unter den übrigen Sängern ließe Baß, Tenor und Discant sich leicht erkennen, wenn auch nicht die Noten in den Schlüssel gesetzt wären. Der Baß, sicherlich ein Italiener, ist mit Recht unmittelbar unter den Capellmeister gesetzt. Wenn er kein Sänger wäre, so würde man ihn wegen seiner ausgezeichneten Perrücke und seiner Würde im Aeußern für einen Gentleman halten können.

Die Worte, welche gesungen werden, lauten:

The world shall bow to the Assyrian throne.
Dem Thron Assyriens soll die Welt sich beugen.

Dies Blatt bildete den Subscriptionsschein zu der Punschgesellschaft (Modern midnight conversation). Bei den andern beiden schon erwähnten (Columbus, wie er ein Ei zerbricht, und dem lachenden Parterre) fand sich eine Andeutung auf die zu verkaufenden Compositionen des Künstlers; hier ist dies nicht der Fall.

[671] Als das Blatt in’s Publikum gelangt war, gab es zu einer damaligen und nicht üblen politischen Carikatur Veranlassung, welche übrigens beweist, daß der britische Witz in jenen Zeiten dies Feld eben so sehr befruchtete, wie in denen Georgs III., deren Carikaturen noch Manchen auch in Deutschland erinnerlich seyn werden, und wie in unseren Tagen. Von der Whig-Regierung des Sir Robert Walpole war damals die Accise eingeführt worden. Sir Robert wurde somit als Capellmeister dargestellt; seine Collegen im Ministerium und die Lords der Schatzkammer bildeten seine Sänger; alle waren porträtirt und die Gesichtszüge in derselben Art verzogen, wie auf diesem Blatte. Den Text bot eine Ballade (ein Lied für Bänkelsänger), auf die Vortheile dieses neu erfundenen Mittels, die Schatzkammer zu füllen.