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Der Brand von Bischofswerda am 22. April 1671

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Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Der Brand von Bischofswerda am 22. April 1671
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 477–480
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden = Commons
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[477]
201. Der Brand von Bischofswerda am 22. April 1671.

Es war am Karfreitag im Jahre 1671. Man schrieb den 22. April. Verschiedene Bürger Bischofswerdas waren damit beschäftigt, „Oster-Fladen,“ eine besondere Kuchenart, die man zur Osterzeit liebte, zu backen. Auch im Hause des Leinewebers Johann Förster, der in der Bautzener Gasse wohnte, buk die Hausfrau am Karfreitag Nachmittag schmackhafte Osterfladen. Infolge des schadhaften Ofens entstand aber in diesem Hause Feuer. Der Backofen hatte oben einen Riß gehabt. Ueber dem Backofen lag nun eine hölzerne Treppe. Diese kohlte an. Heimlich glimmte das Feuer weiter. Niemand hatte eine Ahnung davon. Früh zwischen 1 und 2 Uhr brachen die Flammen plötzlich durch. Bei der großen Dürre, die Wochen hindurch geherrscht hatte, „auch weiln das Volk im ersten Schlafe gelegen,“ breitete das Feuer sich rasch aus. Dasselbe griff so schnell um sich, daß man es leider nicht mehr ersticken konnte. In kurzer Zeit brannte das betreffende Haus über und über, und der Schreckensruf: „Feuer! Feuer!“ schreckte die Bewohner aus dem tiefsten Schlafe. Taghell war die Nacht gelichtet, und alles eilte erschreckt nach der Brandstätte. Das Feuer nahm bald eine große Ausdehnung an. Nach einer halben Stunde standen sämtliche Häuser der Bautzener Gasse in Flammen. Das Feuer ergriff auch die Häuser der Rosen Gasse, der Neu Gasse und der Kirch Gasse. Letztere brannte nach unten zu bis an das „Meister-Haus“ und nach oben hin bis an die Schule nieder. Die Schule war abermals in großer Gefahr wie 30 Jahre vorher, aber der steinerne Giebel bewährte sich auch diesmal wieder. Er trotzte den wütenden Flammen und gebot ihnen ein „Halt“. Auf ihm, sowie auf dem Hause des Samuel Böhme, hatten einige beherzte Männer Platz genommen und gossen nach allen Seiten Wasser. Das verhinderte die weitere Ausbreitung des Feuers. –

Markt in Bischofswerda um 1830.

Die stattliche Stadtkirche, welche bei dem Brande 1641 erhalten blieb, wurde bei diesem Feuer arg beschädigt. Das Kirchendach mit dem Turme brannte nieder. Die herrlichen Glocken schmolzen.

Innerhalb drei Stunden waren wieder 119 Wohnhäuser ein Raub der Flammen geworden, außerdem noch 2 Torhäuser, 4 Brauhäuser, 8 Malzhäuser [478] und 18 Scheunen vor dem Neuen Tore. In den Flammen kamen 2 Menschen um, eine wohlbetagte Frau und „ein Mensch, der nicht wohl reden konnte.“ –

In dem Hause, in welchem das Feuer ausbrach, herbergte „ein versoffener Bauer“ aus Schmölln. Mit knapper Not rettete er sein Leben. Als er die Straße erreicht hatte, „gehet er flugs in ein Brandweinhaus und fordert zu sauffen, bekam aber Schläge genug, denn die Stadt war im vollen Schrecken.“ –

Das Schießhaus in Bischofswerda um 1840.

Der unglücklichen Stadt nahm sich der damalige Kurfürst von Sachsen, Johann Georg II., gnädigst an. Den Abgebrannten schenkte er auf vier Jahre „alle Land-Trank-Extra-Ordinars-Pfennig-Quatember- und Bewerb-Steuern, die insgesamt 8000 Gulden betrugen. Außerdem bewilligte er in allen Kirchen des Landes Kollekten und ließ Bittschriften an andere evangelische hohe Obrigkeiten, Reichsstände, Reichs-Ansee- und Handelsstädte“ ergehen. Zur Wiederherstellung des beschädigten Gotteshauses, zum Aufbau der vielen Wohnhäuser schenkte er Holz, Ziegelsteine und Kalk. Auch gewährte er sogenannte „Hofefuhren.“ – Aus den Stadtwaldungen erhielten die Abgebrannten Bauholz geliefert.

Der Kurprinz von Sachsen sandte 10 Taler. Diejenigen Bürger, welche diesmal vom Feuer verschont blieben, sammelten unter sich zum Besten der Abgebrannten und brachten „193 Gulden, 14 Groschen und 6 Pfennige“ auf. Aus den benachbarten Orten trafen reiche Gaben ein. Es haben geschickt die

„Herren Landstände in der Oberlausitz 30 Taler.
Budißin 66 Taler und 19 Groschen.
Görlitz 34 Taler.
Zittau 36 Taler.
Kamenz 20 Taler.
Löbau 10 Taler.
Pirna 30 Taler und 10 Groschen.
Pulsnitz 5 Taler und 6 Scheffel gebacken Brot.
Königswartha 1 Taler.
Großröhrsdorf 1 Taler.
Burkau 3 Taler.“

[479] Der Aufbau des Kirchturmes wurde dem Maurermeister Andreas Klengel in „Alt-Dreßden“ und dem Zimmermeister Johann Müller in Bischofswerda übertragen. Der Bau wurde während des Sommers 1672 ausgeführt. Bereits am 2. Oktober setzte man den Turmknopf auf, in dessen Inneres „1 Achtgroschenstück, 1 Viergroschenstück und 1 Pfennig“ gelegt wurden. Die betreffenden Münzen waren im Jahre 1672 geprägt worden. Die neugegossenen Glocken wurden am 29. November aufgezogen und am 1. Dezember, den ersten Advent, zum ersten Male geläutet.

Die große Glocke trug folgende Inschrift:

Am 28. April 1596 ist zum ersten, den
22. April 1671 aber zum andern mahl
die Kirche nebst dem Turm und Glocken
in Feuer verdorben, und[WS 1] nun wiederum
von dem aus der Asche gesuchten Metall
diese Glocke gegossen worden. Anno 1671.

Dni. Pastores:

D. Andreas Kuhn Superintendens.
Bernhardus Ruprecht, Archi-Diaconus
M. Christoph Lehmann, Diaconus.
Fecit

Andreas (L. S.) Herold.





Dni. Consul. et Senator:

Christoph Gundormann NP.
et Consul. Regens.
Johann Jacob Auenmuller. Cons.
Christoph Lehmann, Cons.
Samuel Boehme, Camerarius.
Johann Sperbach, Camer.
et Praetor.
Georg Cickisch Np. et Poliographus.
David Eslinger.
Martin Kretschmar.
Jacob Lehmann.
Christoph Umblauft.
Simon Grohmann.

Senatores.



[480] Auf der kleinen Glocke war folgende Inschrift zu lesen:

Andreas Herold in Dreßden Anno 1672 mich goß!

Heus!

O Episcopipolis!
Campana. Illa. Minori Eheu!
Pariter.
Incaendio. Ante. Annum. Consumtu.
Succeto. Ego.
Et. Cura Senatus. Et. Ipsa.
Ope. Tua. Deo. Meo. Tibi.
Que. Tandem.
Meum. Ad. Sonitum. Populosior.
Sacris. Que. Adesto. Pientiori.
Animo. Ne. Utram. Que. Nos.
Denno. Vel. Tali. Piectat. Vel
Poena. Gravi. Alia.

Divina. Nemesis.

Außer dieser Inschrift trug die kleine Glocke noch das Bild des Bischofswerdaer Stadtwappens. – Der Ausbau der Stadtkirche wird als ein „kostbarer Bau“ bezeichnet und war erst 1678 vollendet.

Diese neuen Glocken haben der Stadt Bischofswerda bis zum großen Stadtbrande am 12. Mai 1813 gedient.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: un