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Der Becher (Goethe)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
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Titel: Der Becher
Untertitel:
aus: Johann Wolfgang von Goethe: Goethes Schriften. Achter Band, G. J. Göschen. 1789. Seite 169–170
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1781
Erscheinungsdatum: 1789
Verlag: G. J. Göschen
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons.
Kurzbeschreibung: Erstdruck
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[169]

 Der Becher.


     Einen wohlgeschnitzten vollen Becher
Hielt ich drückend in den beyden Händen,
Sog begierig süßen Wein vom Rande,
Gram und Sorg’ auf Einmal zu vertrinken.

5
     Amor trat herein und fand mich sitzen,

Und er lächelte bescheidenweise,
Als den Unverständigen bedauernd.

     „Freund, ich kenn’ ein schöneres Gefäße,
Werth die ganze Seele drein zu senken;

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Was gelobst du, wenn ich dir es gönne,

Es mit anderm Nektar dir erfülle?“

     O wie freundlich hat er Wort gehalten,
Da er, Lida, dich mit sanfter Neigung
Mir, dem lange sehnenden, geeignet!

[170]

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     Wenn ich deinen lieben Leib umfasse,

Und von deinen einzig treuen Lippen
Langbewahrter Liebe Balsam koste,
Selig sprech’ ich dann zu meinem Geiste:

     Nein, ein solch Gefäß hat außer Amorn

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Nie ein Gott gebildet noch besessen!

Solche Formen treibet nicht Vulcanus
Mit den sinnbegabten, feinen Hämmern!
Auf belaubten Hügeln mag Lyäus
Durch die ältste, klügste seiner Faunen

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Ausgesuchte Trauben keltern lassen,

Selbst geheimnißvoller Gährung vorstehn:
Solchen Trank verschafft ihm keine Sorgfalt!