Der Becher (Goethe)
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Der Becher.
Einen wohlgeschnitzten vollen Becher
Hielt ich drückend in den beyden Händen,
Sog begierig süßen Wein vom Rande,
Gram und Sorg’ auf Einmal zu vertrinken.
Und er lächelte bescheidenweise,
Als den Unverständigen bedauernd.
„Freund, ich kenn’ ein schöneres Gefäße,
Werth die ganze Seele drein zu senken;
Es mit anderm Nektar dir erfülle?“
O wie freundlich hat er Wort gehalten,
Da er, Lida, dich mit sanfter Neigung
Mir, dem lange sehnenden, geeignet!
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Und von deinen einzig treuen Lippen
Langbewahrter Liebe Balsam koste,
Selig sprech’ ich dann zu meinem Geiste:
Nein, ein solch Gefäß hat außer Amorn
Solche Formen treibet nicht Vulcanus
Mit den sinnbegabten, feinen Hämmern!
Auf belaubten Hügeln mag Lyäus
Durch die ältste, klügste seiner Faunen
Selbst geheimnißvoller Gährung vorstehn:
Solchen Trank verschafft ihm keine Sorgfalt!