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Der Ave Maria Ritter

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Wilhelm Idel
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Titel: Der Ave Maria-Ritter
Untertitel:
aus: Oberbergisches Heimatbuch (1936), S. 218–219
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1936
Verlag: Friedr. Luyken
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Erscheinungsort: Gummersbach
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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[218]

Der Ave Maria-Ritter

Von Wilhelm Idel

Ein Ritter war der Fehden müd’,
Kein Heil ist ihm daraus erblüht.
Will frommer Klosterbruder sein,
Zu Altenberg da kehrt er ein:

5
          „Ave Maria!“


„Ihr Brüder, sparet euch die Müh’,
Daß ihr mich lehret spät und früh!
Sie wär’ verloren, wie ihr seht.
Mir ist’s genug mit dem Gebet:

10
          Ave Maria!“


Ob sie ihm stündlich sprechen vor
Das Credo und Confiteor,
Ihm will’s nicht in den Kopf hinein;
Sein frommer Mund, er spricht allein:

15
          „Ave Maria!“


So hielt er’s bis zu seinem End’. –
Als ihm gereicht das Sakrament,
Ein Schein umleuchtet sein Gesicht,
Und seine Lippe leise spricht:

20
          „Ave Maria!“


[219] Was wächst aus seinem Grab hervor?
Eine Lilie in schneeweißem Flor.
Ihr Glanz verklärt die Ruhestatt,
Es schimmert hell auf jedem Blatt:

25
          „Ave Maria!“


Die Brüder kommen all zuhauf.
"O, laßt die Gruft uns graben auf!"
Da wird ein großes Wunder kund:
Die Blum’ entsprießt des Toten Mund.

30
          „Ave Maria!“


„Einfältigen und treuen Sinn.
Erhöht die Himmelskönigin,“
Der greise Prior bebend spricht
„Die Liebe braucht der Worte nicht! –

35
          Ave Maria!“