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Dem höchsten Gott

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Textdaten
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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Dem höchsten Gott
Untertitel:
aus: Zerstreute Blätter (Zweite Sammlung) S. 209-212
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Erscheinungsdatum: 1786
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: Googleund Commons
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[209]

 Dem höchsten Gott.

Du der Unsterblichen Höchster, du Vielbenamter, der ewig
Nach Gesetzen beherrscht die Natur, ihr mächtiger Führer,
Sei mir gegrüsset, o Zevs: denn alle Sterbliche dürfen
Dich anreden o Vater, da wir ja deines Geschlechts sind,

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Deines Wesens ein Bild, was irgend auf Erde nur lebet.

Also will ich dich preisen und ewig rühmen die Herrschaft
Deiner Macht, der, rings um die Erde, die Kreise der Welten
Willig folgen, wohin du sie lenkst und dienen dir willig.
Denn du fassest in deine nie zu bezwingende Rechte

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Deinen Boten, den flammenden, zweigezackten, den ewig
[210]

Lebenden Blitz: es erbebet die Welt dem schmetternden Schlage.
Also lenkst du den Geist der Natur, der dem Großen und Kleinen
Eingepflanzet, sich mischt in alle Wesen und Körper.
Höchster König des Alls, ohn den auf Erden, im Meere,

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Nichts geschiehet, noch am ätherischen, himmlischen Pole;

Außer was Sinnen-beraubt der Frevler Böses beginnet.
Aber du weißt auch da das Wilde zu fügen in Ordnung,
Machst aus der Unform Form und gesellst Unfreundliches freundlich.
Also stimmtest du Alles zu Einem, das Böse zum Guten,

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Daß in der weiten Natur Ein ewigherrschend Gesetz sei,

Eins, dem unter den Sterblichen nur der Frevler entfliehn will.

[211]

Ach des Thoren! der immer Besitz des Guten begehret
Und verkennet des Herrn der Natur allwaltende Richtschnur,
Will nicht hören, was, wenn er gehorcht’, ihm glückliches Leben

25
Und Verstand gewährte. Nun stürmen sie alle dem Guten

Grade vorbei, hieher, dorthin. Der kämpfet um Ehre
Fährlichen Kampf: der läuft nach Gewinn mit niedriger Habsucht:
Jener buhlet um Ruh und süße Werke der Wohllust,
Alle mit Eifer bemüht, dem nichtigen Wunsch zu begegnen.

30
Aber o Zevs, du Wolkenumhüllter, der Blitze Gebieter,

Du, der du alles giebst, befreie die Menschen vom schweren
Unsinn, nimm die Wolken von ihren Seelen o Vater,

[212]

Daß sie die Regel ergreifen, nach der du billig und sicher
Alles regierst; damit Wir, denen du Ehre gegönnt hast,

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Wieder dich ehren und deine Thaten ewig besingen,

Wie’s dem Sterblichen ziemt: denn weder Menschen noch Göttern
Bleibt ein höheres Loos, als ewig und ewig des Weltalls
Herrschende Regel gerecht in Wort und Thaten zu preisen.