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Deß guten Geldes Grabschrifft

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Martin Wörle
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Titel: Epitaphium oder Deß guten Geldes Grabschrifft
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Entstehungsdatum: 1621/1622
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Erscheinungsort: Augsburg
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Quelle: Digitalisat der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Alternatives Digitalisat UB Frankfurt/M.
Kurzbeschreibung: Flugschrift die das „schlechte“ Geld der Kipper- und Wipperzeit während des Dreißigjährigen Krieges beklagt
Radierung, Kupferstich
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Der Einblattdruck ist im VD17 unter der Nummer 12:666426W erfasst.


Überschrift

Epitaphium oder deß guten Geldes Grabschrifft.

O du Geitzteuffel auff der Baan /
Was hebstu alls mit dem Geld an /

Ist es noch nicht genug der zeit /
Unfrid und Widerwertigkeit.

Text

Wo seynd doch Leut also verflucht /
So arg verschlagen und durchsucht /
Als die Gottlose Juden sein /
In den Müntzhandel gesetzt ein /
Sein die ärgsten Feind in der Welt /
Die zu grund richtn das gut Geld:
Hie kompt ein Christ /
Der ärger ist.
Merck Jud / seh gut Geld bring ich dir /
     Was gibstu auff den Wechsel mir?
Auff den Gulden Häller zu lohn /
     Jud: Da hastu dreissig Kreutzer schon
Christ: Was auff den fl.[1] Pfenning im brauch?
     Jud: Hier hastu 30. Kreutzer auch.
Christ: Was auff den Gulden Kreutzer her?
     Jud: Zehen Patzen[2] gib ich nicht mehr.
Christ: Was auff den Gulden halbe Patzn?
     Jud: Hie hast 12. Patzn in dein Tatzn.
Christ: Was gibstu auff ein Gulden Groschn?
     Jud: Ein fl. hast nicht hart drumb droschn
Christ: Auff ein Guldn 6. Kreutzer was gibst dar?
     Jud: Da hastu einen Gulden bar.
Christ: Auff ein Gulden Drey Patzner wol /
     Jud: Ein Gulden 5. Plappart[3] fürwol.
Christ: Auff 2. Gulden Sechs Pätzner was /
     Jud: Vier Gulden dreyssig Kreutzer fürbaß.
Christ: Was gibst auff ein 12. Pätzner gut /
     Jud: Dreissig Kreutzer ist mir zu muht.
Christ: Auff ein Reichsthaler was gibst ein?
     Jud: 5. Gulden dreyssig Kreutzer fein.
Christ: Was gibst auff ein Goldgulden mir?
     Jud: Fünff Gulden 30 Kreutzer dafür /
Christ: Endlich was gibst auff ein Ducaten du /
     Jud: Acht Gulden 30. Kreutzer darzu.
     Je besser Geld / je mehr gib ich /
     Darauff darnach so richte dich /
     Komm bald zu mir wider in samm /
     Ich zahl dirs wol bey meiner Scham.
     Diß Epitaphium O Christ /
     Deß guten Gelds Begräbnuß ist.

Schaw an der Gottloß Christ vorab /
Trägt selbst das gut Geldt zu dem Grab.
Das ist der Juden Tiegl /
Zu lohn solt seyn ein starcker Prügl /
Auff ihren Rucken für ein pahr /
Sag O Leser ist es nicht wahr?
Der Geitz Teuffel ist der rechte Thäter /
Der Wucherer deß Gelds Verräthr /
Die bringens den Juden geflissen /
Wo köndten sie das Geld sonst wissn /
Die werffens in den Tiegel / ihr
Gott werff sie in die Höll dafür /
Ist ob Gott wil nicht lang dahin /
Wird die Höll ihr aller Gewinn /
Wiewol sie dessen nicht besorgn /
Der Umbhang helt ihr Sach verborgn.
Discordia[4] uns sein andeut /
Diser Welt widerwertigkeit /
In hohem und Niederm Stand /
Unter deß das gut Geld zuhand /
Schreyt umb Hülff / daß es muß von
Den Juden schändlich zu grund gahn /
Ja es schreyt uber die danebn /
So ihnen den Gwalt haben gebn.
     Unter dem obgmeltem Fürhang /
Hat die Gerechtigkeit kein Gang /
Dann ihr Klarheit will nicht hinnein /
Hie bey den Teuffels Juden sein /
Dieweil sie als der Edel Schatz /
In der schnöden Welt hat kein platz:
     Weil die Welt im Unfrieden steht /
Die zeit der Juden Geldt fortgeht /
Schickt aber Gott guts Regiment /
Der Juden Teuffels Geld sich endt.
Ihr Widerchristische Boßheit /
Mit all ihr Ungerechtigkeit /
Ihr ungerechtes Geld zumal /
Gemacht von allerley Metall /
Wers jetzt nach ihnen schmeltzen thut /
Bringt darvon kaum 2. Pfenning gut.

Solt das nicht zubeklagen seyn /
Gegen dem guten Geld gemein.
Hie spürt man ihren Neyd und Haß /
Gegen der Christenheit ohn maß /
Vorzeiten hat man sie erkennt /
Mit ihrem falschen Geldt verbrendt /
Man sicht in aller Welt umbher /
Daß kein Gerechtigkeit ist mehr /
Warumb sie hat keinen Fortgang /
Das macht der Welt Teuffels umbhang /
Der in allem nicht schafft das gut /
Biß Gott den Fürhang hinwegthut.
Secht der wigt das Geldt mit Untrew /
Ey daß es sein letzts wegen sey.
Hinder ihm schlegt der drauff das Präg /
Ach daß sein Seel auch darob leg /
Sampt seiner Müntz tieff in der Erdn /
Daß der Wundsch an ihm war soll werdn /
Daß der Träger / Gräber / Todtengräber /
Komm in Höllischen Finstern Nebel /
Was wündsch ich / sie haben mehr Plag /
Weder man ihnen wündschen mag.
Es ist umb den Armen zuthun /
Dem thut es ubel darob gahn /
Weil die gut Müntz starck geht zu grund /
O Christ bitt Gott hertzlich jetzund /
Daß er uns laß nach disem Zorn /
Die Himmlisch Müntze widerfahrn /
Dardurch uns Christus mit Wohlthat /
Erkauffet und erlöset hat /
Von der Müntz deß Teuffels die zeit /
Als der verfluchten unwarheit /
Deß wegen last uns bitten gleich /
Dem lieben Gott im Himmelreich /
Daß er abwend diß ungemach /
Das wird gedruckt zu Denck ihm nach.



Zu Augspurg / bey Martin Wörle
Brieffmaler im Stern-
gäßlein.



Sacherläuterungen

  1. fl. – Abkürzung für Gulden (von lat. florin).
  2. PatzenBatzen, eine ab dem 15. Jahrhundert in Bern geprägte Münze.
  3. Plappart – schweizerische und süddeutsche Groschenmünze aus dem 15. Jh.
  4. Discordia – (lat.) Streit, Zwietracht.