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David und Salomo/18. Vortrag

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« 17. Vortrag Wilhelm Löhe
David und Salomo
19. Vortrag »
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XVIII.
1. Chron. 30, 1–5; 6–9; 10–19.


1.
 Der König David hat so viel gebaut, vor allem einen prächtigen Palast für sich selbst, aber von dieser Thätigkeit ist kaum die Rede. Den Bau des Tempels stellt er weitaus höher und läßt damit merken, was es für ihn selbst für ein Unterschied ist, ob er sich einen Palast baut, oder ob er dem Namen des großen Gottes ein Haus baut, der der Gott seines Volkes und der Hort seines Heils ist. Zu diesem Werk ist ihm sein Sohn zu schwach, da muß alles sich anstrengen und zusammengreifen. 1. Chron. 23 haben wir gehört was David zum Tempelbau gestiftet hat. Dort waren es 100000 Centner Gold und 1000 × 1000 Ctr. Silbers und Erz und Eisen ohne Gewicht. All das waren Weihgeschenke, die er dem HErrn seinem Gott gemacht hat bei Gelegenheit seiner großen Siege. Was er den Völkern genommen hatte, die dem Gott Israels nicht die Ehre gaben, das hat er gesammelt in seinen Schatzkammern, hat es aber nicht als Eigenthum betrachtet, sondern dem HErrn verbannt| d. h. ihm geweiht. Bei Gelegenheit seines letzten Landtags aber thut er selbst seine milde Hand auf und gibt aus seinem Privatsäckel 3000 Ctr. feinsten Goldes und 7000 Ctr. geläuterten Silbers. Das alles hat er gegeben über all das was schon Cap. 23 aufgezählt ist. Er geht in königlicher Freigebigkeit und Freiwilligkeit seinem Volk voran und lädt sie alle ein ihm nachzufolgen. Der freie Wille ist oft träge; er bedarf der Ermunterung. Daran läßt es denn auch David nicht fehlen und es wird auch von Seiten des Volks reichlich geopfert. Immerhin aber ist es im Vergleich zu seiner wahrhaft königlichen Freigebigkeit ein weniges was die Fürsten beisteuern; die Hauptsorge lag doch auf ihm. Doch, er will auch die Freiwilligkeit der andern sehen, er will ein Volk, das mit ihm opfert, und auch der ewige König im Himmel erwartet die Opfer Seines ganzen Volks. Man sieht wieder die Größe des Hauses aus der Größe des Bedürfnisses und aus der Verwendung eines solch ungeheuren Reichthums. Mit demselben hätten Millionen von Armen glücklich gemacht werden können. Aber David legt all diese unermeßlichen Schätze seinem Gott zu Füßen, auf daß kund würde, daß nicht allein durch die Gaben an die Armen, sondern auch durch den Aufwand für den Gottesdienst der Name Gottes geehrt werde. Wenn uns die Schrift nicht selber dies an manchem Beispiel lehrte, könnten wir uns ein Gewissen daraus machen, wenn wir etwas zum Gotteshaus statt einem Armen zur Mundfülle geben. Aber es ist beides recht und vor Gott angenehm: den Armen helfen und den Allerreichsten mit der Gabe ehren, die ER selbst gegeben hat. Wer ein rechtes Herz hat, wendet auch hier das Wort an: „Dieses thun und jenes nicht lassen.“


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2.
 Es ging also dazumal wie heute auch noch; es wurden nicht blos Gaben in Gold und Silber, sondern auch in Geld gegeben. 10 000 Gülden – wie Luther übersetzt – wurden von den Fürsten gegeben. Natürlich sind das nicht Gulden wie bei uns, sondern „Dareiken“, Münzen, die ein König Darius (wahrscheinlich Darius von Medien) hat prägen lassen. Derselbe lebte freilich dazumal noch nicht; aber der Verfasser der Chronik, Esra, wollte auch nicht die Münzen nennen, die die Leute damals zum Tempelbau opferten, sondern nur den Geldwerth der Gaben in der zu seiner Zeit gangbaren Münze bezeichnen. Außer diesen 10 000 Gülden wurden aber auch 500 Centner Gold etc. gegeben – eine große Gabe. Wenn gleich die Fürsten nicht so viel zusammenbrachten als David selbst, so ist ihre Gabe dennoch eine herrliche gewesen, und der Tag der Gaben erweckte Freude beim ganzen Volk. Das ganze Volk freut sich seiner eignen Freigebigkeit. Die Leute hätten ja an ihre eignen Bedürfnisse denken können; aber nein, sie begreifen, daß man auf göttliche Gedanken auch Geld wenden müße. Aber nicht blos das Volk, auch David freut sich hoch. David aber freut sich, nicht daß so viel gegeben wird, sondern daß gegeben wird. Die Freiwilligkeit seines Volkes freut ihn. Schaut man in die heilige Schrift, so findet man überall, wie Gott und Seine Heiligen sich freuen über die Freiheit der Seele vom irdischen Besitz. Neben dieser Collecte Davids stehen die Collecten der Apostel, namentlich St. Pauli. Wie wunderschön lesen sich die Capitel im 2. Corintherbriefe von der Steuer, die er für die armen jüdischen Christen aufgebracht hat. Wenn der Mensch Herr wird über sein Erdengut und nicht daran klebt, sondern es hinzugeben vermag für die Armen oder für den reichen Gott und Seinen Dienst;| das ist Freude Davids, das ist Freude der Apostel, das ist Freude des HErrn im Himmel. Das dürfen wir aus solchen Stellen immer wieder lernen. Laßt uns nicht müde werden Gutes zu thun, sintemal ein Tag einer unaufhörlichen Ernte kommt.


3.
 Dies große und herrliche Gebet Davids verdient es, daß man genau darauf eingehe und jeden Gedanken desselben betrachtend ins Auge fasse. Hätten wir auch einen solchen oder ähnlichen Festtag („Gabentag“), wir könnten nicht besser singen und sagen von der Freiwilligkeit des Gebens zu einem heiligen und göttlichen Zweck, als es in diesem Gebet geschieht. Der Eingang lautet: „Dir gebühret die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank etc.“ Das heißt nichts anderes, als daß er der König, wie die Ältesten in der Offenbarung ihre Kronen, vor Gott niederlegt alles was ihm Gott gegeben hat; Reich und Gewalt, Herrlichkeit und Sieg. „Denn – fährt er fort – was bin ich und mein Volk? Wir sind arme Leute, Fremdlinge, Gäste, wir gehen von dannen, wir besitzen nichts.“ Die Erde – sagt man im Sprüchwort – verliert nichts; aber die Menschen behalten nicht was sie haben. Es wandert alle Tage das irdische Gut durch die Hände der Geschlechter. Was ist das – fährt David fort – für eine Gnade, daß ich armer Hirtenknabe und dies Volk, das Du aus der Knechtschaft Ägyptens geführt hast, Dir nun all diesen Reichthum opfern dürfen? Von Dir ist das alles gekommen und von Deiner Hand haben wir Dir’s gegeben. Er sieht sich, wie es in jener Collecte heißt, an als einen „der durch die irdischen Güter nur hindurchgeht,“ Gott ist der Geber und Ihm wird Seine Gabe wieder gegeben: das ist der reinste und vollkommenste Begriff der Wohlthätigkeit| und des Opfers. Wir können Gott nichts geben als was Sein ist, was von Ihm kommt und Ihm gehört, und ER mag auch nichts als was Sein ist. Was Du Ihm geben willst, mußt Du Ihm unter dem Titel geben, daß es von vorneherein Sein ist. Und wie mußt du es Ihm geben? Aus aufrichtigem Herzen. „Ich weiß, mein Gott,“ sagt David weiter, „daß Du das Herz prüfest und Aufrichtigkeit ist Dir angenehm.“ In diesem schönen Spruch ist dem Zusammenhang nach von nichts die Rede als von der Aufrichtigkeit des Gebers. Gott muß bei dem Geber eine heilige Absicht entdecken, die nichts will als Ihm wiedergeben, was man von Ihm empfangen hat, wenn Ihm eine Gabe angenehm sein soll. Denk an Ananias und Sapphira. Nicht umsonst hat Gott am Anfang der Geschichte der Kirche dies mächtig hervortretende Beispiel gestiftet, wie Er Unaufrichtigkeit und Heuchelei des Gebers straft. So strebe auch du nach Aufrichtigkeit in allen Stücken, auch im Geben. Wenn deine Hand gibt, so laß die Linke nicht wissen was die Rechte thut. Du mußt mit deiner Gabe nicht prunken wollen, sie nicht an die große Glocke hängen. Was man nur der Gemeinschaft halber, Ehren und Schanden halber und nicht Gott zum Opfer gibt, das ist alles verloren. Wenn es heißt, daß man sich im Himmel Schätze sammeln kann, die ewig bleiben, so muß man doch wissen, daß kein Groschen droben im Himmel angelegt wird, der aus einer andern Absicht kommt, als Gott zu dienen. Man wird viele Gaben, die hier eingetragen sind, in Gottes Registern suchen und nicht finden. Wer weiß, ob das 19. Jahrhundert, von dessen Wohlthätigkeit so großes Rühmen gemacht wird, bei Gott viel Gedächtniß hat, ob die Tausende der Großen bestehen werden neben den Scherflein der Wittwen, die wie Sterne glänzen vor Gott?
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 Das ist ein herrliches Capitel, das unvergeßlich in euer| Gedächtniß eingezeichnet und unablässig studiert werden soll, sonderlich von euch, ihr Dienerinen der Barmherzigkeit. Und wie David am Schluß noch betet: „HErr, behalte ewiglich solchen Sinn und Gedanken im Herzen deines Volks!“ so soll auch ein jeder, der dies Gebet liest, für sich hinzusetzen: diesen Sinn erhalte auch mir ewiglich! Die Sterbensfreudigkeit Davids, der weiß, daß er nur ein Gast und Fremdling auf Erden ist, und darum an nichts Irdischem hängt, sondern es willig Seinem Gott opfert, dies schöne Ende Davids, der untergeht wie eine goldne Sonne, scheine uns ins Herz und präge uns den heiligen Gedanken ein, daß wir zu nichts da sind in der Welt als Gott zu ehren und Seinen Heiligen wohl zu thun.
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