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David und Salomo/11. Vortrag

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David und Salomo
12. Vortrag »
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XI.
1. Chron. 17, 23–30; 31–36; 37–43.


1.
 Diese und die nächste Lection ist eine Fortsetzung der gestrigen, sie bilden zusammen mit ihr ein Ganzes, einen herrlichen Psalm zur Feier der Inthronisation der Lade. Dort erging der Aufruf an die, welche den Dienst an der Lade hatten; heute ergeht der Aufruf an alle Völker anzubeten den Namen des HErrn. Alle Völker sollen hören von dem Gott, der über der Lade thront, und dem Ort, wo er thront. Es werden die Gründe angeführt, die alle Völker zum Lobpreis Gottes bewegen sollen. Der HErr ist so groß, so löblich und herrlich. Diese seine Größe tritt namentlich hervor im Vergleich mit den Göttern der Heiden. Sie sind bloße Götzen, wie Luther übersetzt oder wie es eigentlich heißt: Nichtigkeiten, Eitelkeiten. Ein Gott, der Himmel und Erde, Sonne, Mond und Sterne geschaffen hat – und ein ohnmächtiges Nichts, welch ein Gegensatz! Da lohnt es sich wol, alle Völker zur Anbetung des allein wahren Gottes aufzurufen. Und wie ER selber herrlich ist, so geht es auch gewaltig, herrlich und fröhlich zu in Seiner Wohnung. Was| ist Seine Wohnung anders als der Ort Seiner Ruhe und der Lade Seiner Macht, und wenn die Lade nun in Davids Haus verbracht ist, wo anders ist damals die Wohnung Dessen, der Himmel und Erde gemacht hat, gewesen als in Davids Haus? Und wenn es heißt: es gehet gewaltiglich und herrlich zu vor ihm – was kann damit anders gemeint sein als all die Herrlichkeit, die um die Lade her ist: nicht blos die Cherubim, sondern auch die heiligen Sänger, die gottbegeisterten, mit Zunge und Mund begabten, und wenn Gottes Lob aus ihrem Munde erschallt und ihre Cymbeln und Posaunen dazu ertönen: das ist dann die „ehrliche Pracht“ Seines Hauses. Da sollen alle Heiden kommen und sehen, ob es irgendwo anders so zugeht als an dem Ort des Heiligen in Israel, und sollen, wie weiter hinzugefügt wird, dem HErrn Ehre und Geschenke bringen und Ihm nahen mit Dank und Anbetung. Mit der Aufforderung: alle Welt fürchte den HErrn! schließt majestätisch dieser Abschnitt. Wer sich den Gang des ganzen Psalms vergegenwärtigt, der wird zugestehen müßen, daß er trefflich zu der That Davids, nämlich der Heraufbringung der Lade in Davids Stadt und Haus, paßt. David wußte, was er damit gethan hat. Er weiß, daß er nicht blos eine alte Kiste mit einem alten Buch darinnen in seinem Hause niedergesetzt hat. Er weiß, daß sein Gott bei ihm herbergt, der ihn gemacht hat, und sein Herz ist durchdrungen von heiligen Schauern vor der Majestät Seiner Gegenwart. Er konnte wol besser als ihr sprechen: der HErr ist in Seinem heiligen Tempel, es sei stille vor Ihm alle Welt.


2.
 War die vorige Lection ein Aufruf an alle Lande und Völker, den HErrn zu ehren, der auf Zion in des Königs| Davids Hause ruht, so enthält diese Lection einen doppelten anderen Aufruf, der gegenüber dem vorhergehenden als eine herrliche Steigerung erscheint. Zuerst werden Himmel und Erde, Meer, Feld und alle Bäume, alle Creatur, aufgefordert, theilzunehmen an der Freude Davids und an dem Lob des Ewigen. Kann denn aber Himmel und Erde Gott loben, kann das Meer brausen, das Feld blühen, die Bäume mit Händen klappen zu Seinem Lobe? Ist das bildlich geredet oder Wahrheit? Kann auch die leblose Creatur vom Geist Gottes ergriffen und gestimmt werden zu Gottes Lob? Aber finden wir dasselbige nicht auch in der Offenbarung St. Johannis im 5. Capitel? Wenn da die Chöre der Lobsänger sich ablösen, kommt da nicht schließlich auch die außermenschliche Creatur an die Reihe, den Ewigen zu loben? Läßt sich etwas Schöneres und Herrlicheres denken, als daß wir dereinst mit unseren Sinnen hören und sehen werden, wie auch die Creatur frei werden wird vom Dienst der Eitelkeit und des vergänglichen Wesens und es vernehmen und Folge leisten wird, wenn sie aufgerufen wird zum Lobe des Höchsten?
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 Hiemit, mit der Aufforderung an alle Creatur zum Preis des HErrn, könnte der Psalm abschließen, aber er setzt sich in wunderbarer Weise fort. Es kehrt das Ende widerum in den Anfang zurück, wie im 103. Psalm, wo auch nachdem alle Creaturen zum Lobpreis Gottes aufgerufen sind, der Psalmist schließt wie er begonnen hat: Lobe den HErrn, meine Seele. Wie dort die Anbetung der Menschenseele, so ist hier die Anbetung Israels Ziel und Ende des Lobgesangs der ganzen Schöpfung. Merkwürdiger Weise aber ergeht die Aufforderung nicht blos zum Lob und Dank, sondern auch zum Gebet. Wozu das? könnte man fragen. Ist doch David König in Jerusalem und sein Volk um ihn her, ihm ergeben, einig und glücklich. Warum betet er: Hilf uns, sammle| und errette uns? Stehen diese Hunderttausende, die jetzt um ihn versammelt sind, nicht auf der höchsten Stufe des Glücks? Die Bitte: sammle und errette uns hat nur Sinn, wenn sie prophetisch ist, wenn David weiß, daß auf die jetzige Herrlichkeit Zeiten der Erniedrigung kommen werden, da das Geschlecht Davids fast bis zum Auslöschen klein, und das Volk zerstreut werden wird in alle Lande, wenn er weiter hinaussieht auf eine Zeit da es wieder gesammelt und wieder hergestellt werden soll zu seinem früheren Glück. Man kann nicht anders als eine erste, eine abermalige und eine dritte Zerstreuung und eine schließliche Sammlung Israels am Ende der Tage annehmen. So schließt der Psalm in wunderbarer Fülle ab. Wer das Ganze sich vor Augen stellt, muß sagen: es ist ein königlicher Psalm, ganz geeignet für jenen großen, herrlichen Tag, ein Psalm, den der Geist Gottes hat aufschreiben lassen, den wir fassen sollen, bis alles sich erfüllt, was er weissagt, bis die Zeit kommt, da alle Creatur jauchzt, die Völker anbeten und Israel fröhlich sein und Gott dienen wird in Seinem Tempel in heiligem Schmuck.


3.
 David sorgt nicht blos dafür die Lade Gottes zur Ruhe zu bringen, sondern auch für die Ordnung des Gottesdienstes, der mit diesem Tage begann. Man kann fragen: warum hat er nur die Lade von Obed Edoms Haus geholt und nicht auch dazu die Hütte von Gibeon? Warum hat er in seinem königlichen Hause mit großer Pracht und großen Kosten eine neue Hütte aufgestellt? Wir können darauf keine Antwort geben, nur Vermutungen haben. Wir sehen: es ist Hütte und Lade schon eine lange Zeit getrennt; bei der Hütte ist der eine Hohepriester: Zadok, bei der Lade und dem Zeugniß der andere: Abjathar. Es sind zwei Hohepriester| und zwei Heiligthümer oder vielmehr zwei zusammengehörige Theile Eines Heiligthums vorhanden, die durch Gottes Fügung getrennt sind. David läßt alles wie er es vorfindet. Gottes Zorn hat Hütte und Lade getrennt, und David wagt nicht beides zu vereinigen; die Hütte läßt er auf Gibeon, die Lade bringt er in sein Gezelt. Die Bedienung derselben forderte viele Menschen; so setzte denn David 68 Männer zu Thorhütern, während Assaph mit seinen Brüdern den Dienst vor der Lade hatte. Doch wurde für gewöhnlich vor der Lade nicht geopfert. Daß am Tag der Heimholung der Lade geopfert wurde, war etwas Außergewöhnliches, aber gerechtfertigt und vom Geist Gottes angeregt. Die Opfer gehören zum Altar, in Gibeon, dort waltet Zadok des Opfers; Abjathar waltet des Lichts und Rechts im Hause Davids. Dort in Gibeon ist mehr Mannigfaltigkeit, in Zion herrscht tiefere Stille. Aber am selben Tage, wo der Dienst vor der Lade begann, nahm auch der geordnete Dienst auf der Höhe von Gibeon seinen Anfang. Die Opfernden auf Gibeon mußten beständig an die Lade zu Zion denken, denn alle Opfer müßen im Hinblick auf den HErrn geschehen, und die auf Zion mußten all ihr Gebet und Lobgesang auf das Opfer in Gibeon beziehen, denn nur auf Grund des Opfers darf der Betende sich dem Heiligen nahen. So ergänzten sich die beiden heiligen Orte, und in schönster Eintracht klangen die heiligen Lieder der Sänger auf Zion und der auf Gibeon zusammen bis auf den Tag, da der Tempel wieder die einzige gottesdienstliche Stätte Israels wurde. Nach all diesen Einrichtungen, Feiertagen, Opfern und Gesängen, nach diesem herrlichen Anfang, der Aussicht auf einen schönen Fortgang gibt, nach der Aufregung des Festes kommt nun der Friede der täglichen Gottesdienste. Alles Volk zieht heim und auch David geht heim, sein Haus zu segnen. Was wird aber für| eine Freude und Begeisterung in Israel gewesen sein über ihren König und ihre Einigkeit mit ihm. David hatte an diesem Tag ein herrliches Tagewerk vollbracht. Nach einem solchen Tag konnte er, ehe er die Ruhe seines Lagers suchte, mit Freuden aufs neue in seine Harfe greifen und dem HErrn sein Abendlied singen. Gott gebe seinen Heiligen solche Tage und solche Ruhe.
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