1. Über die Transzendenz der Zahlen
und
.
[Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen S. 113–116 (1893). Mathem. Annalen Bd. 43, S. 216–219 (1893).]
Man nehme an, die Zahl
genüge der Gleichung
-ten Grades
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,
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deren Koeffizienten
ganze rationale Zahlen sind.
Wird die linke Seite dieser Gleichung mit dem Integral
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multipliziert, wo
eine ganze positive Zahl bedeutet, so entsteht der Ausdruck
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und dieser Ausdruck zerlegt sich in die Summe der beiden folgenden Ausdrücke:
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Die Formel
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zeigt, daß das Integral
eine ganze rationale durch
teilbare Zahl ist und ebenso leicht folgt, wenn man bezüglich die Substitutionen
anwendet, daß
ganze rationale durch
teilbare Zahlen sind. Daher ist auch
eine durch
teilbare ganze Zahl, und zwar gilt, wie man sieht, nach dem Modul
die Kongruenz
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(1)
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Andrerseits ist, wenn mit

bezüglich

die absolut größten Werte bezeichnet werden, welche die Funktionen
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bezüglich
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in dem Intervalle
bis
annehmen:
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und hieraus folgt, wenn zur Abkürzung
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gesetzt wird, die Ungleichung
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(2)
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Nun bestimme man eine ganze positive Zahl
, welche erstens durch die ganze Zahl
teilbar ist und für welche zweitens
wird. Es ist dann
infolge der Kongruenz (1) eine nicht durch
teilbare und daher notwendig von
verschiedene ganze Zahl, und da überdies
infolge der Ungleichung (2) absolut genommen kleiner als
wird, so ist die Gleichung
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unmöglich.
Man nehme an, es sei
eine algebraische Zahl und es genüge die Zahl
einer Gleichung
-ten Grades mit ganzzahligen Koefiizienten. Bezeichnen wir dann mit
die übrigen Wurzeln dieser Gleichung, so
muß, da
den Wert
hat, auch der Ausdruck
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den Wert
haben und hierin sind, wie man leicht sieht, die
Exponenten
die Wurzeln einer Gleichung
-ten Grades mit ganzzahligen Koeffizienten. Sind überdies etwa die
Exponenten
von
verschieden, während die übrigen verschwinden, so sind diese
Exponenten
die Wurzeln einer Gleichung
-ten Grades von der Gestalt
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deren Koeffizienten ebenfalls ganze rationale Zahlen sind und in welcher insbesondere der letzte Koeffizient
von
verschieden ist. Der obige Ausdruck erhält dann die Gestalt
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wo
eine ganze positive Zahl ist. Man multipliziere diesen Ausdruck mit dem Integral
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wo
wiederum eine ganze positive Zahl bedeutet und wo zur Abkürzung
gesetzt ist; dann ergibt sich
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und dieser Ausdruck zerlegt sich in die Summe der beiden folgenden Ausdrücke:
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wo allgemein das Integral
in der komplexen
-Ebene vom Punkte
längs einer zur Achse der reellen Zahlen parallelen Geraden bis zu
hin und das
vom Punkte
längs der geraden Verbindungslinie bis zum Punkte
hin zu erstrecken ist.
Das Integral
ist wieder gleich einer ganzen rationalen durch
teilbaren Zahl, und zwar gilt, wie man sieht, nach dem Modul
die Kongruenz
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Mittels der Substitution
und wegen
ergibt sich ferner
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wo
eine ganze ganzzahlige Funktion von
bedeutet, deren Grad in
unterhalb der Zahl
bleibt und deren Koeffizienten sämtlich durch
teilbar sind. Da
die Wurzeln der ganzzahligen Gleichung
sind und mithin durch Multiplikation mit dem ersten Koeffizienten
zu ganzen algebraischen Zahlen werden, so ist
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notwendig eine ganze rationale Zahl. Hieraus folgt, daß der Ausdruck
gleich einer ganzen rationalen durch
teilbaren Zahl wird, und zwar gilt nach dem Modul
die Kongruenz
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Andrerseits ist, wenn mit
bezüglich
die größten absoluten Beträge bezeichnet werden, welche die Funktionen
bezüglich
auf den geradlinigen Integrationsstrecken zwischen
bis
annehmen:
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und hieraus folgt, wenn zur Abkürzung
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gesetzt wird, die Ungleichung
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(4)
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Nun bestimme man eine ganze positive Zahl
, welche erstens durch
teilbar ist und für welche zweitens
wird. Es ist dann
infolge der Kongruenz (3) eine nicht durch
teilbare und daher notwendig von
verschiedene ganze Zahl, und da überdies
infolge der Ungleichung (4), absolut genommen, kleiner als
wird, so ist die Gleichung
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unmöglich.
Es ist leicht zu erkennen, wie auf dem eingeschlagenen Wege ebenso einfach auch der allgemeinste Lindemannsche Satz über die Exponentialfunktion sich beweisen läßt.
- Königsberg i. Pr., den 5. Januar 1893.