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Das neue Rathaus der Stadt Leipzig

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Titel: Das neue Rathaus der Stadt Leipzig
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 708
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[701]

Das geplante neue Rathaus zu Leipzig.
Nach dem Entwurf von Stadtbaurat Professor Hugo Licht gezeichnet von G. Theuerkauf.

[708] Das neue Rathaus der Stadt Leipzig. (Zu den Abbildungen S. 701 u. 705.) Am 19. September fand in der alten Meß- und Handelsstadt Leipzig in feierlicher Weise die Grundsteinlegung für das zu erbauende neue Rathaus statt. Dort, wo ehemals die ehrwürdige Pleißenburg stand, wird auf einem Flächenraum von 10033 qm mit einem Kostenaufwand von nahezu 7 Millionen Mark der imposante Bau errichtet werden, der drei Höfe umschließen wird. Unser Bild auf S. 701 veranschaulicht das Gebäude, das nach den Plänen des Stadtbaurats Professor Hugo Licht zu Leipzig in deutscher Renaissance aufgeführt werden soll, mit der nach Süden, dem Obstmarkt zu, gelegenen Hauptfront. In dem das Ganze überragenden mächtigen Turm wird als Zeuge geschichtlicher Vergangenheit das Wahrzeichen der Stadt, der alte Trotzer der Pleißenburg, erhalten bleiben, welcher, bis zu einer Höhe von 100 m emporgeführt und mit einer durchbrochenen Bekrönung geschmückt, einen herrlichen Rundblick über Leipzig und seine weiten Schlachtgefilde gewähren wird. Die Fassaden des giebelreichen Hauses sollen bis einschließlich der Erdgeschosse in Granit, die oberen Partien in Sandstein ausgeführt, die Dächer mit glasierten Biberschwänzen und die Türme teils mit farbig glasierten Ziegeln, teils mit Kupfer gedeckt werden. In dem von zwei schlanken Türmen flankierten Mittelbau der Hauptfront befindet sich der Hauptzugang. Durch diesen gelangt man in einen mächtigen Vorraum und aus diesem in eine große Halle, aus der breite Treppen zum Hauptgeschoß führen. Dort ist im Mittelbau mit den Fenstern nach der Südseite der Sitzungssaal des Rats untergebracht. An diesen schließen sich schön ausgestattete Sitzungszimmer an, die zugleich mit einer nach innen zu liegenden und ihrer Flucht entlang laufenden Halle die Verbindung mit dem großen Festsaal herstellen, der sich auf der Ostfront hinzieht. Ebenfalls nach Osten zu gelegen und von dem vorigen nur durch einen kleinen Nebenraum getrennt, befindet sich der Sitzungssaal für die Stadtverordneten. Auf Grund dieser Anordnung lassen sich die Räume sämtlich zu einem Ganzen aneinanderschließen, in dem die Stadtverwaltung bei feierlichen Anlässen ihren Gästen und den Bürgern eine der viertgrößten Stadt im Reiche würdige Feststätte zu bereiten vermag.

Im Südwesten wird das Haus eine breit abgestumpfte Ecke bilden, deren Fenster nach der Karl Tauchnitzbrücke blicken. Hier sollen die Amtsräume der Bürgermeister untergebracht werden, und dementsprechend wird auch hier die schmale Front eine reichere architektonische Gestaltung erhalten. Der westliche und nördliche Flügel wird den Bureaus eingeräumt werden. Hier galt es, durch praktische Einteilung des Raumes eine glatte Abwicklung des vielverzweigten geschäftlichen Betriebs zu ermöglichen und auf den gewaltigen Verkehr des Publikums Rücksicht zu nehmen. Diese Aufgabe wird nach den Plänen des Erbauers in trefflichster Weise gelöst werden. Auch eine Wirtschaft darf in einem echten Rathaus nicht fehlen, und so ist denn auf der Ostseite desselben auch ein „Ratskeller“ vorgesehen.

Unser Bildchen auf Seite 705 stellt das alte Leipziger Rathaus dar. Es stammt aus der Blütezeit der deutschen Renaissance und verkörpert mit seinem charakteristischen Giebelschmuck so recht den altehrwürdigen Rathausstil jener Zeit. Von dem Leipziger Bürgermeister und Baumeister Hieronymus Lotter im Jahre 1556 an der Stelle und mit Benutzung der Reste eines älteren auf dem inmitten der Stadt gelegenen Marktplatze errichtet, blickt es auf ein langes vielbewegtes Stück Geschichte zurück und wird deshalb nicht nur als ein herrliches Werk deutscher Baukunst, sondern auch als ein steinernes Monument denkwürdiger Zeiten geschätzt, das hoffentlich erhalten bleiben wird. Seine Räume genügten schon längst nicht mehr den Anforderungen einer großstädtischen Verwaltung, so daß eine Anzahl anderer Gebäude und Räume außerhalb des Rathauses zur Benutzung herangezogen werden mußte.

[705]

Das alte Leipziger Rathaus.
Nach einer Photographie im Verlag von Hermann Vogel in Leipzig.