Das ist nicht auszustehn
Wenn sich ein Narr im Pompe zeiget,
Der Pöbel sich demüthig beuget,
Sich niemals glaubet satt zu sehn:
Das laß ich gern geschehn.
Ein lauter Hof von ganzem Herzen
Sein Bravo! schreyt, schreyt: das war schön!
Das ist nicht auszustehn!
Den Phönix aller Junker sehn,
Das laß ich gern geschehn!
Doch wenn hochweis erfahrne Damen
Das beste Herz um Westen, Namen
Das ist nicht auszustehn!
Wenn junge Krieger vor ihr Leben,
Das sie zu sehr empfinden, beben,
Mit blasser Stirn zu Felde gehn:
Doch wenn sie ohne Graun und Zagen
Sich wild um Concubinen schlagen,
Durch Brunst und Wein den Tod erflehn:
Das ist nicht auszustehn!
Ihr Mädchen sich zum Zeitvertreibe,
So ungerecht es ist, ersehn:
Das laß ich noch geschehn.
Doch wenn ein Mann bey einer Schönen,
Sucht plumpe Dirnen auszuspähn,
Das ist nicht auszustehn!
Wenn Mädchen, Herzen zu berücken,
Sich tagelang vorm Spiegel schmücken,
Das laß ich gern geschehn.
Doch wenn es alte Jungfern wagen,
Den ganzen Lenz an sich zu tragen,
Zu siegen sich noch unterstehn,
Durch schlauen Wucher zu gewinnen,
Auf Vortheil, nicht auf Ehre sehn,
Das laß ich gern geschehn!
Sich Fürsten mästen, ohn Erbarmen
Da erndten, wo sie doch nicht sä’n:
Das ist nicht auszustehn!
Wenn Thoren mich unglücklich schätzen,
Mich einsam ohne Reigen sehn;
Das laß ich gern geschehn!
Doch wenn sie taumelnd sich bemühen,
Mich in ihr lermend Glück zu ziehen,
Das ist nicht auszustehn!