Zum Inhalt springen

Das alte Kräuterweib von Reinhardtswalde

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Bernhard Störzner
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das alte Kräuterweib von Reinhardtswalde
Untertitel:
aus: Reinhardtswalder Sagenbüchlein, S. 17–18
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1924
Verlag: Buchhandlung Otto Schmidt
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Arnsdorf in Sachsen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[17]
Das alte Kräuterweib von Reinhardtswalde.


In der Nähe der Reinhardtswalder Mühle wohnte eine alte Frau, die im Rufe stand, mehr zu können, als Brot essen. Ihre mit Schilf gedeckte Hütte stand [18] etwas abseits vom Dorfe, ganz am Waldesrand. Ueber der Eingangstür war eine Eule angenagelt, und in der mit allerhand uraltem Hausrate vollgepropften Stube hausten mit der Alten zwei pechschwarze Raben und eine große schwarze Katze. Auf einem Brettersims an der Wand standen zahlreiche Fläschchen und Büchsen, gefüllt mit Mixturen und Salben, die das Weib aus den gesammelten Heilkräutern selbst bereitete. Wer in Reinhardtswalde krank war, nahm des Kräuterweibes Hilfe in Anspruch  Aber auch noch in anderen Künsten war die Alte erfahren! Das Kräuterweib verstand sich auch auf die besonderen Herzleiden der Burschen und Mädchen. Sie braute in der Geisterstunde Mixturen, Liebeskummer zu heilen und entzweite Herzen wieder zu vereinen.

     Das Reinhardtswalder Kräuterweib hatte eine große Kundschaft. Meist kamen die Leute nachts zu ihm, damit sie nicht so sehr den neugierigen Blicken der Leute ausgesetzt waren.

     Am Tage war das Weib auch selten daheim anzutreffen; denn da streifte es durch Wald, Heide, Feld und Wiesen und sammelte all’ die Heilkräuter, die zur Bereitung der Salben, Mixturen und Liebestränklein nötig waren.

     Das Reinhardtswalder Kräuterweib ist längst tot, aber ihr Geist irrt noch heute im wüsten Dorfe umher. Zuzeiten sieht man am hellen Tage ein steinaltes Weib in gebückter Haltung und gestützt auf einen Krückstock wie etwas suchend durch den Wald schleichen. Scheu weicht es jedem aus und verschwindet dann spurlos.