Das Testament II.
Sohn, fieng der Vater an, indem er sterben wollte,
Wie ruhig schlief ich itzt nicht ein,
Wenn ich nach meinem Tod dich glücklich wissen sollte!
Du bist es werth; und wirst es seyn.
So bald du mich ins Grab gebracht,
So brich ihn auf, und such ihn zu erfüllen;
So ist dein Glück gewiß gemacht.
Versprich mir dieß, so will ich freudig sterben.
Brach auch der Sohn das Testament schon auf,
Und las: Mein Sohn, du wirst von mir sehr wenig erben,
Als etwan ein gut Buch und meinen Lebenslauf,
Den setz ich dir zu deiner Nachricht auf.
Befliß ich stets mich auf ein gut Gewissen.
Verstrich ein Tag, so fieng ich zu mir an:
Der Tag ist hin; hast du was Nützliches gethan?
Und bist du weiser, als am Morgen?
So fand ich denn von Zeit zu Zeit,
Zu meinem täglichen Geschäffte
Mehr Eifer, und zugleich mehr Kräfte,
Und in der Pflicht stets mehr Zufriedenheit.
Und steckte meinem Wunsch ein Ziel.
Hast du genug, dacht ich, so hast du viel;
Und hast du nicht genug, so wirds die Vorsicht fügen.
Was folgt dir, wenn du heute stirbst?
Der Reichthum? Nein! Das Glück, der Welt genützt zu haben;
Drum sey vergnügt, wenn du dir dieß erwirbst.
So dacht ich, liebster Sohn, so sucht ich auch zu leben.
Und dieses Glück kannst du, mit Gott, dir selber geben.
Ist, ein rechtschaffner Mann zu seyn.